Vogelschutzgebiet zwischen Wernigerode und Blankenburg
Größe [ha]: 3.615
Codierung: SPA0029
Landkreise und kreisfreie Städte: Harz
Verwaltungseinheiten: Einheitsgemeinde Stadt Wernigerode; Einheitsgemeinde Stadt Oberharz am Brocken; Einheitsgemeinde Stadt Blankenburg (Harz)
Gebietsbeschreibung
Das 3.615 ha große EU SPA erstreckt sich zwischen Wernigerode und Blankenburg über eine Länge von ca. 12,6 km. Die nördliche Grenze verläuft entlang der Orte Benzingerode und Heimburg bis nach Blankenburg. Von dort aus erstreckt sich ein Ausläufer des Gebietes bis südöstlich von Hüttenrode. Ab Hüttenrode verläuft die Grenze dann in Richtung Nordwesten bis nach Wernigerode.
Das EU SPA wurde im Jahr 2003 per Kabinettsbeschluss als Vogelschutzgebiet gemeldet und ist mit dem bereits 2000 gemeldeten FFH-Gebiet flächengleich. Es ist Teil des Naturparks Harz sowie des LSG „Harz und nördliches Harzvorland".
Naturräumlich ist das Gebiet zu etwa gleichen Teilen dem Nördlichen Harzvorland (Harzrandmulde) und dem Unterharz zuzurechnen. Von den Landschaftseinheiten hat es hauptsächlich Anteile am nördlichen Harzrand, im Nordosten am nördlichen Harzvorland und im Südwesten am Mittelharz. Das EU SPA Vogelschutzgebiet zwischen Wernigerode und Blankenburg umfasst die am Nordrand des Harzes in nordöstliche Richtung ausstreichenden Hügelzüge von Wernigerode bis Blankenburg und ist überwiegend bewaldet. Charakteristisch sind zahlreiche Bachläufe, die temporär oder ganzjährig Wasser führen, sowie der stetige Wechsel von Tälern und Hanglagen. Die Höhenlagen variieren zwischen 300 und 500 m über NN. Fahlerden über Löss oder Sand dominieren die Böden. Auf felsigem Untergrund sind Rohböden beziehungsweise Ranker vorhanden.
Charakterisiert durch weitläufige Laubwälder bietet dieses Gebiet vielen waldbewohnenden Arten Lebensraum. Vorherrschende Baumart ist die Rotbuche, die je nach Bodenbeschaffenheit als Waldmeister-Rotbuchengesellschaft oder Hainsimsen-Rotbuchengesellschaft vorkommt. Die trockeneren Hanglagen südöstlich Wernigerode und südlich Blankenburg sind durch alte Eichenwälder geprägt (PSCHORN 2008a). An feuchten Standorten sind Esche und Bergahorn zu finden. Bach begleitend treten schmale Erlenwälder und Wiesenkomplexe auf. Die Buchenwälder sind häufig forstlich genutzt, ebenso wie die stellenweise vorhandenen Fichtenforste. Trotz der forstlichen Nutzung sind jedoch auch alte Waldbestände mit Totholz und zahlreichen Höhlenbäumen vorhanden. Im gesamten Gebiet verteilt finden sich Bäche unterschiedlicher Fließgeschwindigkeit und Sohlenbeschaffenheit, Quellbereiche sowie kleinflächige Wiesen- und Staudenfluren. Großflächige Windwurfflächen befinden sich im Mittelteil des EU SPA auf ehemaligen Fichtenforsten (PSCHORN 2008a). Die Nord- und Ostgrenze des Vogelschutzgebietes ist durch zahlreiche Streuobstwiesen und Heckenstrukturen geprägt. Im Südosten gibt es größere Wiesenkomplexe mit Hecken und Solitärgehölzen. Stillgewässer sind im Gebiet kaum vorhanden, stets anthropogenen Ursprungs und dienen zumeist als Angelgewässer. Im Norden des Gebietes befinden sich am Kloster Michaelstein mehrere fischereiwirtschaftlich genutzte Teiche.
Bedeutung als Vogelschutzgebiet
Die ausgedehnten Eichen- und Buchenmischwälder am nördlichen Harzrand sind Lebensraum einer artenreichen Brutvogelgemeinschaft, wie sie für naturnahe Wälder typisch ist. Die einzelartbezogene Bedeutung besteht vor allem im Hinblick auf den Schwarzstorch.
Für das Gebiet sind keine landesweit bedeutenden Rastvogelbestände bekannt.
Brutvögel
In den alten Buchenwäldern brütet schon seit vielen Jahren erfolgreich ein Paar des Schwarzstorchs (PSCHORN 2008a). Das Vogelschutzgebiet hat damit eine große Bedeutung für diese Art und ist zugleich eines der fünf wichtigsten Schwarzstorchbrutgebiete Sachsen-Anhalts. Auch Greifvogelarten wie Rotmilan, Mäusebussard, Sperber und Habicht finden hier einen geeigneten Lebensraum. Für den Wespenbussard gelangen zwar im Erfassungsjahr 2007 keine Brutnachweise, jedoch ist ein Vorkommen der Art aktuell nicht auszuschließen (PSCHORN 2008a).
Der Raufußkauz konnte im Rahmen der Ersterfassung nicht nachgewiesen werden. Aktuelle Ergebnisse der Landeserfassung ergaben allerdings einen Bestand von 2 BP (PSCHORN 2011a). Erstmalig im Jahr 2007 konnten 2 Reviere des Eisvogels an den Fischteichen und Bächen nachgewiesen werden. Die Bachtäler sind auch Lebensraum von Wasseramsel und Gebirgsstelze (PSCHORN 2008a).
Als typische Bewohner von mit Eichen und Buchen durchsetzten älteren Laubwäldern besiedeln Grauspecht, Schwarzspecht, Mittelspecht und Hohltaube das Vogelschutzgebiet. Im Bereich von Windwurfflächen und anderen geeigneten Standorten im gesamten Gebiet ist der Neuntöter zu finden. In aufgelockerten Baumbeständen sowie an den Randlagen kommt der Wendehals vor (PSCHORN 2008a). Die für ein waldgeprägtes Gebiet beachtlichen Bestände von Neuntöter und Wendehals sind ein Indikator für die reiche Strukturierung des Gebietes und damit auch für viele besiedelbare Grenzstrukturen und Übergangszonen zwischen bewaldeten und offenen Flächen.
Im Zuge der Erfassung wurde auch eine kleine Graureiher- Kolonie bei Michaelstein festgestellt. Aufgrund der eingeschränkten Verfügbarkeit geeigneter Nahrungshabitate entspricht die geringe Paarzahl wohl schon der Lebensraum-Kapazität des Gebietes.
Links/Dokumente
Literaturliste (PDF, nicht barrierefrei)
verändert nach: MAMMEN, K. & U.; DORNBUSCH, G.; FISCHER, S. (2013): Die Europäischen Vogelschutzgebiete des Landes Sachsen-Anhalt, Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Heft 10/2013.
Hauptteil (N2000-LVO LSA) (PDF, nicht barrierefrei)
Gebietsbezogene Anlage (N2000-LVO) (PDF, nicht barrierefrei)
Erhaltungs- und Wiederherstellungsmaßnahmen (PDF, nicht barrierefrei)
Den Standarddatenbogen und die Meldekarte finden Sie auf der Internetseite des Landesamtes für Umweltschutz.