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Heldbock (Cerambyx cerdo)

Beschreibung

Mit einer Länge von 30 – 50 mm und einer Breite von 8 – 14 mm gehört diese Art zu den größten heimischen Käfern. Die Männchen der Bockkäfer fallen durch ihre relativ langen, knotigen Fühler (bis ca.100 mm) auf. Die Fühler der Weibchen erreichen nur etwa Körperlänge. Die vorn schwarzen Flügeldecken verengen sich bei beiden Geschlechtern zur Spitze und werden rotbraun. Die Nahtspitze ist mit einem kleinen nach innen gerichteten Zähnchen versehen. Der grobrunzlige, glänzend schwarze Halsschild der Käfer ist in der Mitte breiter und an den Seiten mit einem spitzen Dorn versehen.

Biologie und Ökologie

Ausführliche Angaben zur Biologie des Heldbockes finden sich u.a. bei RUDNEW (1936), WECKWERTH (1954), DÖHRING (1955), PALM (1959), TEMBROCK (1960) und NEUMANN (1985). Die Art entwickelt sich vorwiegend in Stieleichen (Quercus robur). Die Käfer nehmen als Nahrung die Baumausscheidungen der lebenden Bäume (Saftfluss) zu sich. Ihre Hauptflugzeit liegt von Ende Mai bis Mitte Juli. Die flugunlustigen Käfer halten sich meist an ihren Brutbäumen auf, wo auch die Weibchen ihre befruchteten Eier in Rindenritzen ablegen. Die Embryonalentwicklung ist temperaturabhängig und schwankt zwischen 8  – 21 Tagen. Die Larven fressen sich durch die Borke bis in das Splintholz hinein. Umweltverhältnisse bedingen eine 3 – 5 jährige Larvalentwicklung. In Deutschland erfolgt eine Verpuppung der Larven im Herbst und im Frühjahr. Die Larve fertigt am Ende ihrer Entwicklung einen Hakengang an, wo in einer Puppenwiege, die mit einem Kalkdeckel verschlossen ist, die Verpuppung stattfindet. Nach der Puppenruhe frisst sich der Käfer durch eine dünne Rindenschicht nach außen. Der Heldbock ist wesentlich an die Verbreitung der Stieleiche gebunden. Nur in geringem Maße werden Traubeneichen (Quercus petraea) besiedelt. Locker strukturierte Eichenwälder ohne Unterwuchs wie ehemalige Hudewälder, Parkanlagen, Alleen, Eichengruppen auf Wiesengelände sowie Einzelbäume erfüllen oft die Ansprüche der Art. Die Brutbäume sind dabei meist südexponiert und weisen eine gewisse Stärke auf. Bevorzugt werden Eichen mit 100 – 400 cm Umfang, in 1 m Höhe gemessen (NEUMANN 1985).

Verbreitung

In unserem Faunengebiet sowie in Frankreich, Italien, Schweiz (vereinzelt) und Österreich kommt die Unterart Cerambyx cerdo ssp. cerdo vor. Angaben zur Verbreitung geben u.a. DÖHRING (1955), HORION (1974), NEUMANN & KÜHNEL (1980) und NEUMANN (1985, 1997). Ehemalige und gegenwärtige Vorkommen finden sich in Deutschland in den Bundesländern Brandenburg mit Berlin, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern, Bayern, Hessen, Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Einen Verbreitungsschwerpunkt in Sachsen-Anhalt und auch im gesamten Deutschland stellen die Vorkommen in den Auenwaldrestgebieten des Mittelelbegebietes (u.a. KÜHNEL & NEUMANN 1979, NEBEL 1894, WAHN & MEYER 1995) mit dem Naturschutzgebiet „Steckby-Lödderitzer Forst” dar.

Bestandssituation in Sachsen-Anhalt

Bereits SCHREIBER (1887) erwähnt Vorkommen für die Mosigkauer Heide. Ältere und neuere Nachweise für die Umgebung Magdeburgs nennen u.a. WAHNSCHAFFE (1883), FEUERSTACKE (1913), FISCHER (1942, 1961) sowie GRASER (1995). Die nördlichsten Vorkommen Sachsen-Anhalts liegen in und bei Havelberg. Der südlichste Nachweis im Zeitzer Forst scheint nach KUNZE et al. (1999) vor ca. 50 bis 70 Jahren erloschen zu sein. Östlich gibt es Nachweise aus Coswig (DUDLER et al. 1996), Wörlitz, Oranienbaum und der Umgebung dieser Orte. Da die derzeitigen Schwerpunktvorkommen im Elbebereich als FFH-Gebiete gemeldet sind, sollte der Bestand der Art zumindest theoretisch als gesichert gelten.

Gefährdung und Schutz

Sich in Holz entwickelnde Insektenarten sind in ihrer Existenz stark gefährdet. So werden von den ca. 1 500 holzbewohnenden Käferarten Deutschlands 60 % als gefährdet angesehen (GEISER 1986). Auch der Heldbock gehört zu den Arten mit Arealregression. Vor allen Dingen forstwirtschaftliche Maßnahmen sowie diverse Bautätigkeiten können die Habitate der Art vernichten. Nur durch den Erhalt alter, starker Eichen in unterschiedlichen Absterbestadien und durch Neuanpflanzungen dieser Bäume mit entsprechender Biotoppflege sind der Heldbock und eine Vielzahl weiterer xylobionter Käfer in ihrem Bestand zu sichern. NOWOTNY (1949) fand an alten Eichen in Baden ca. 90 Käferarten. SZABO (1989) wies für einen Eichenwald in Österreich ca. 940 Insektenarten nach. Artenschutz ist auch bei xylobionten Insekten nur durch Schutz des Lebensraumes zu erreichen.

Rote Liste Deutschland:                    1 – Vom Aussterben bedroht (Stand 1998)

Rote Liste Sachsen-Anhalt:               1 – Vom Aussterben bedroht (Stand 2004)

Literatur/Links

Link zur Literaturliste (als PDF, nicht barrierefrei)

entnommen aus:
Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (2001): Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt - Die Tier- und Pflanzenarten nach Anhang II der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 152 S.