Buchenwaldgebiet und Hammerbachtal in der Dübener Heide
Größe [ha]: 1.001
Codierung: FFH0133
Landkreise und kreisfreie Städte: Anhalt-Bitterfeld; Wittenberg
Verwaltungseinheiten: Einheitsgemeinde Stadt Bad Schmiedeberg; Einheitsgemeinde Muldestausee; Einheitsgemeinde Stadt Gräfenhainichen
Gebietsbeschreibung
Das FFH-Gebiet erstreckt sich im zentralen Buchen-Gebiet der „Dübener Heide“ nördlich von Tornau und Söllichau in ost-westlicher Ausdehnung. Neben großflächigen Buchen- treten auch Eichen-Hainbuchen- und Eichen-Wälder als forstlich bedingte Waldgesellschaften auf Buchen-Waldstandorten auf. Verbreitet sind ebene Hochflächen ausgebildet, die von markanten Talungen zerschnitten werden. Das Hammerbachtal verlässt als kleines Wiesentälchen das Waldgebiet zwischen Eisenhammer und Tornau nach Süden.
Lebensraumtypen und Flora
Vorherrschende Waldgesellschaft im Gebiet ist der FFH-LRT 9110 Hainsimsen-Buchenwald (469 ha). In der von der Rotbuche (Fagus sylvatica) beherrschten Baumschicht treten Trauben-Eiche (Quercus petraea) und Hänge-Birke (Betula pendula) auf. Im Unterstand erscheint auch Hainbuche (Carpinus betulus). Die schüttere Feldschicht bilden für saure Standorte charakteristische Arten wie Schmalblättrige und Behaarte Hainsimse (Luzula luzuloides, L. pilosa), Pillen-Segge (Carex pilulifera), Schlängel-Schmiele (Deschampsia flexuosa), Salbei-Gamander (Teucrium scorodonia), Schattenblümchen (Maianthemum bifolium), Weiches Honiggras (Holcus mollis), Wald-Sauerklee (Oxalis acetosella) und Wiesen-Wachtelweizen (Melampyrum pratense). Auf feuchteren Standorten erscheinen Pfeifengras (Molinia cerulea), Winkel-Segge (Carex remota) und Rasen- Schmiele (Deschampsia cespitosa).
Nur durch den Wechsel der Baumarten, d. h. die Dominanz von Trauben-Eiche (Quercus petraea) in der Baumschicht, weicht der FFH-LRT 9190 Eichenwälder auf Sandebenen (16 ha) von den Buchenwäldern ab. Die weitgehend mit diesen übereinstimmende Feldschicht weist darauf hin, dass die Eichenwälder forstlich bedingte Ausbildungen auf Buchenwaldstandorten sind.
Deutlich nährstoffreichere Standorte besiedelt hingegen der FFH-LRT 9130 Waldmeister Buchenwald (75 ha). Seine Baumschicht ist ähnlich der der sauren Buchenwälder aufgebaut. In der Feldschicht kommen jedoch anspruchsvollere Arten vor, wie Buschwindröschen (Anemone nemorosa), Hain-Rispengras (Poa nemoralis), Wald-Flattergras (Milium effusum), Riesen-Schwingel (Festuca gigantea), Wald-Reitgras (Calamagrostis arundinacea), Einblütiges Perlgras (Melica uniflora), Wald- und Zittergras-Segge (Carex sylvatica, C. brizoides), Frauenfarn (Athyrium filix-femina), Waldmeister (Galium odoratum), Eichenfarn (Gymnocarpium dryopteris), Echte Sternmiere (Stellaria holostea), Vielblütige Weißwurz (Polygonatum multiflorum), Wald-Veilchen (Viola reichenbachiana) und Wald-Erdbeere (Fragaria vesca). Der Wechsel zum FFH-LRT 9170 Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald (36 ha) vollzieht sich wiederum vor allem in der Zusammensetzung der Baumschicht. Hier dominiert Hainbuche (Carpinus betulus) neben Trauben-Eiche (Quercus petraea). Die Zusammensetzung der Feldschicht entspricht weitgehend der des reicheren Buchenwaldes, was wiederum auf seine forstliche Entwicklung als Ersatzgesellschaft hinweist. Auf stärker von Grundwasser beeinflussten Standorten stockt der FFH-LRT 9160 Sternmieren- Eichen-Hainbuchenwald (6 ha). Hier baut sich die Baumschicht aus Stiel-Eiche (Quercus robur), Hainbuche (Carpinus betulus), Gemeiner Esche (Fraxinus excelsior) und Rotbuche (Fagus sylvatica) auf. In der Strauchschicht treten Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus) und Winter-Linde (Tilia cordata) hinzu. Die Feldschicht weist Arten wie Rasen-Schmiele (Deschampsia cespitosa), Winkel- und Zittergras-Segge (Carex remota, C. brizoides), Wald-Flattergras (Milium effusum), Frauenfarn (Athyrium filix-femina), Echte Nelkenwurz (Geum urbanum), Echte Sterniere (Stellaria holostea) und Schattenblümchen (Maiantemum bifolium) auf. In den Bachtälern siedelt auf stark vom Grundwasser beeinflussten Standorten der FFH-LRT 91E0* Erlen-Eschenwälder (5 ha). Die Baumschicht setzt sich hier aus Schwarz-Erle (Alnus glutinosa), Stiel-Eiche (Quercus robur) und Hänge-Birke (Betula pendula) zusammen. Im Unterstand tritt Hainbuche (Carpinus betulus) hinzu. Die Strauchschicht prägen Hasel (Corylus avellana), Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus), Eberesche (Sorbus aucuparia) und Gewöhnliche Traubenkirsche (Prunus padus). Kennzeichnend für die sehr artenreiche Feldschicht sind Feuchtigkeit liebende Arten wie Winkel- und Sumpf-Segge (Carex remota, C. acutiformis), Rohr-Glanzgras (Phalaris arundinacea), Wald-Simse (Scirpus sylvaticus), Gemeiner Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris), Wasser-Minze (Mantha aquatica), Giersch (Aegopodium podagraria), Schwarze Johannisbeere (Ribes nigrum), Sumpf-Ziest (Stachys palustris), Wald-Engelwurz (Angelica sylvestris), Ufer-Wolfstrapp (Lycopus europaeus), Kohl-Kratzdistel (Cirsium oleraceum) oder Wasserdarm (Stellaria aquatica).
Im Hammerbachtal, aber auch in die Buchenwäldern eingelagert, sind Bestände des FFH-LRT 6510 Magere Flachland-Mähwiesen (3 ha) ausgebildet. Es sind Glatthafer- aber auch ärmere Straußgras-Ruchgras-Wiesen. Neben den namengebenden und dominierenden Grasarten kommen Rot-Schwingel (Festuca rubra), Wiesen-Glockenblume (Campanula patula), Wiesen- Platterbse (Lathyrus pratensis), Scharfer Hahnenfuß (Ranunculus acris) sowie Wiesenund Echtes Labkraut (Galium album, G. verum) vor. Auf die Nährstoffarmut der Standorte weisen Gemeine Hainsimse (Luzula campestris), Schaf-Schwingel (Festuca ovina) und Knöllchen-Steinbrech (Saxifraga granulata) hin. Die Storchschnabel-Mädesüß-Gesellschaft vertritt als kleinflächige Ausbildung den FFH-LRT 6430 Feuchte Hochstaudenfluren (< 1 ha). Weiterhin ist Wasservegetation ausgebildet.
Der Hammerbach kann dem FFH-LRT 3260 Flüsse mit Wasservegetation (< 1 ha) angeschlossen werden. Charakteristische Arten sind Alpen- und Kleines Laichkraut (Potamogeton alpinus, P. pusillus), Teich-Wasserstern (Callitriche stagnalis) und Einfacher Igelkolben (Sparganium erectum). Die beiden Mühlteiche bei Tornau und der Teich an der Döbeltsmühle werden vom FFH-LRT 3150 Eutrophe Seen (ca. 2 ha) besiedelt. Große Bestände des Gemeinen Wasser-Hahnenfußes (Ranunculus aquatilis) und Schwimmendes Laichkraut (Potamogeton natans) prägen die Gesellschaft. An den Ufern siedeln Seggenrieder mit Rispen-Segge (Carex paniculata), Sumpf-Calla (Calla palustris), Zungen-Hahnenfuß (Ranunculus lingua), Sumpf-Blutauge (Potentilla palustris), Sumpf-Veilchen (Viola palustris) und Sumpf-Haarstrang (Peucedanum palustre). In dem Buchenwaldgebiet treten zwei Gewässer mit Torfmoosflächen auf, die dem FFH-LRT 3160 Dystrophe Seen und Teiche (< 1 ha) mit einem Zwischenmoorsaum des FFH-LRT 7140 Übergangs- und Schwingrasenmoore (< 0,5 ha) zugehören. Schmalblättriges Wollgras (Eriophorum angustifolium) und Torfmoose (Sphagnum aquarrosum, S. palustre, S. fallax) bauen die Gesellschaften auf.
Fauna
Am Hammerbach wurden Biber (Castor fiber) und Fischotter (Lutra lutra) nachgewiesen. Vom Biber existieren zwei Ansiedlungen. Durch Biberdämme entstandene Aufstauungen des Baches führen zum örtlichen Absterben der Bachauenwälder. Auf Grund der vorhandenen Strukturvielfalt hat das Gebiet eine große Bedeutung als Quartier- und Jagdgebiet für waldbewohnende Fledermäuse. Zu nennen wären hier die Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) und der Kleinabendsegler (Nyctalus leisleri), von denen regelmäßig besetzte Wochenstubenquartiere bekannt sind. Brandtfledermaus (Myotis brandtii) und Braunes Langohr (Plecotus auritus) reproduzieren sehr wahrscheinlich ebenfalls im Gebiet. Großes Mausohr, Fransen- und Bartfledermaus (Myotis myotis, M. nattereri, M. mystacinus) nutzen das Gebiet als Jagdlebensraum.
Vereinzelte Zufallsbeobachtungen von Kriechtieren deuten auf ein regelmäßiges Vorkommen der Schlingnatter (Coronella austriaca) in den Buchenwäldern mit Heidelbeer-Unterwuchs hin. In feuchten Waldbereichen am Bachufer lebt der Moorfrosch (Rana arvalis), der vermutlich in den Stau- und Mühlteichen am Eisenhammer reproduziert. Während der Hammerbach von Tornau an abwärts sogar von Bachneunauge (Lampetra planeri) und dem Steinbeißer (Cobitis taenia) besiedelt wird, kommen im Verlauf des Baches innerhalb des FFH-Gebietes gar keine Fischarten vor. Vom Hirschkäfer (Lucanus cervus) gibt es Nachweise für die Bereiche Tornau-Eisenhammer, Tornau und Söllichau aus den Jahren 2000 bis 2009. Die Art hat hier wahrscheinlich eine geringe Reproduktionsrate.
Links/Dokumente
Literaturliste (PDF, nicht barrierefrei)
264, 284, 391, 407, 457, 513
verändert nach:
Jentzsch, M. und Reichhoff, L. (2013): Handbuch der FFH-Gebiete Sachsen-Anhalts. Hrsg. Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 616 Seiten
Hauptteil (N2000-LVO LSA) (PDF, nicht barrierefrei)
Gebietsbezogene Anlage (N2000-LVO) (PDF, nicht barrierefrei)
Erhaltungs- und Wiederherstellungsmaßnahmen (PDF, nicht barrierefrei)
Den Standarddatenbogen und die Meldekarte finden Sie auf der Internetseite des Landesamtes für Umweltschutz.