Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder Hydrocharitions - LRT 3150
Beschreibung
Dieser Lebensraumtyp umfasst nährstoffreiche Seen, Weiher und Altwässer mit üppiger, mehrschichtiger sowie artenreicher Wasservegetation einschließlich ihrer Ufervegetation. Wesentlich für die Zuordnung zum LRT ist das Vorkommen untergetauchter Laichkraut-Gesellschaften und/oder freischwimmender Wasserpflanzengesellschaften. Künstlich abgetrennte Altwässer entsprechen dem LRT, da ihre Entstehung einem Mäandersprung gleichkommt. In Bereichen mit Salzauslaugung im Untergrund werden Erdfallseen in den LRT einbezogen. Je nach naturräumlichen Gegebenheiten und Entstehungsgeschichte sowie unterschiedlichen Standortbedingungen (Größe des Gewässers, Tiefe usw.) bilden die submersen Wasserpflanzen-Gesellschaften des Magnopotamions und des Hydrocharitions eutropher Seen zahlreiche Pflanzengesellschaften aus. Diese sind teilweise untereinander, aber auch mit angrenzenden Biotopen wie Röhrichten eng verzahnt. Für die Zuordnung zum LRT ausschlaggebend sind Vorkommen von Wasserschwebern und wurzelnden, submersen Wasserpflanzen mit oder ohne Schwimmblättern in natürlichen eutrophen Seen und Weihern. Eingeschlossen ist auch die Vegetation der Gewässerufer. Dabei ist zu beachten, dass bestimmte Ausbildungen der Ufervegetation, so die feuchten Hochstaudenfluren, als gesonderte Lebensraumtypen gefasst sind.
Standort
Natürliche eutrophe Seen sind gekennzeichnet durch einen mittleren bis hohen Nährstoffgehalt (meso- bis eutroph) und eine hohe Primärproduktion. Die freien Wasserflächen und nicht bewaldete Uferbereiche sind voll besonnt. Das Wasser ist meist basenreich (pH > 6) und mehr oder weniger trübe. Kennzeichnend ist die dauerhafte Wasserführung. Als Bodentypen treten überwiegend Gyttja am Ufer und Saprobel am Seeboden auf.
Vorkommen
Natürlich eutrophe Stillgewässer sind Biotope, welche ohne menschlichen Kultureinfluss existieren. Natürliche eutrophe Gewässer sind äußerst produktionsstarke und artenreiche Ökosysteme. Sie können eine unterschiedliche Entstehungsgeschichte haben. Man unterscheidet z.B. natürlich eutrophe Seen, Altwässer, Tümpel und Weiher sowie in jüngster Vergangenheit entstandene nährstoffarme Seen, welche durch anthropogen bedingte Eutrophierung auf ein höheres trophisches Niveau gelangt sind. In Sachsen-Anhalt sind natürliche eutrophe Gewässer überwiegend flussbegleitend durch Altarmabschnürung, bei Mäandersprung und teilweise auch durch Flussbegradigung und Eindeichung von Flutrinnen entstanden. Diese Altwässer können temporär durchströmt werden und noch dauernd einseitig mit dem Fluss verbunden sein. Einige natürliche eutrophe Seen sind durch Erdfälle und Senkungen infolge des Einsturzes von Hohlräumen im Untergrund, z.B. bei Salzauslaugungen, entstanden.
Pflege/Schutz
Zur Erhaltung natürlich eutropher Seen bedarf es meist keiner Maßnahmen. Allerdings ist die Sicherung des trophischen Niveaus (keine fortschreitende Eutrophierung) durch weitestgehende Fernhaltung von Nährstoff- bzw. Schadstoffeinträgen zu gewährleisten. Zu angrenzenden landwirtschaftlichen Nutzflächen, besonders Äckern, sollten Pufferzonen zur Verminderung von Nährstoffeinträgen eingerichtet werden. Uferverbau und -befestigung, starke Freizeitnutzung, Rohstoffgewinnung, Verfüllung sowie Verspülung von Sedimenten sind an und in den Gewässern zu unterlassen. Auch eine intensive fischereiliche Nutzung der Gewässer ist nicht verträglich mit den Erhaltungszielen der FFH-Richtlinie. Deshalb dürfen in eutrophen Seen keine Besatzmaßnahmen mit allochthonen Fischarten erfolgen, insbesondere ist ein Graskarpfenbesatz zu vermeiden. Eine Erhöhung des Fischertrages durch Zufütterung darf nicht vorgenommen werden und die Netzkäfighaltung von Fischen ist auszuschließen. Künstliche Grundwasserabsenkungen sind auch in der Umgebung der Seen und Weiher zu vermeiden. Als Schutzmaßnahmen können die Entschlammung und damit Rückführung zu einem früheren Sukzessionsstadium, der Anschluss an das Hauptgerinne des Flusses (periodische Durchströmung bei Hochwasser), die Verhinderung künstlicher Absenkungen des Grundwasserspiegels in der Aue und in den Einzugsgebieten sowie die Verhinderung einer beschleunigten Abführung des Hochwassers genannt werden.
Charakteristische Pflanzenarten
Gefäßpflanzen:
- Gemeines Hornblatt (Ceratophyllum demersum)
- Froschbiß (Hydrocharis morsus-ranae)
- Bucklige Wasserlinse (Lemna gibba)
- Kleine Wasserlinse (Lemna minor)
- Untergetauchte Wasserlinse (Lemna trisulca)
- Ähren-Tausendblatt (Myriophyllum spicatum)
- Krauses Laichkraut (Potamogeton crispus)
- Spiegelndes Laichkraut (Potamogeton lucens)
- Kamm-Laichkraut (Potamogeton pectinatus)
- Durchwachsenes Laichkraut (Potamogeton perfoliatus)
- Gestrecktes Laichkraut (Potamogeton praelongus)
- Gemeiner Wasserhahnenfuß (Ranunculus aquatilis)
- Spreizender Wasserhahnenfuß (Ranunculus circinatus)
- Gemeiner Schwimmfarn (Salvinia natans)
- Vielwurzelige Teichlinse (Spirodela polyrhiza)
- Krebsschere (Stratiotes aloides)
- Wassernuß (Trapa natans)
- Teichfaden (Zannichellia palustris)
Moose:
- Riccia fluitans
- Ricciocarpus natans
Literatur/Links
Link zur Literaturliste: (PDF, nicht barrierefrei)
80, 89, 151, 242, 248, 287, 299, 339
entnommen aus:
Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (2002): Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt - Die Lebensraumtypen nach Anhang I der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 368 S.