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Zweifarbfledermaus (Vespertilio murinus)

Beschreibung

Die mittelgroße Art weist eine Körpermasse zwischen 12 – 23 g sowie eine Unterarmlänge zwischen 4 – 4,7 cm auf (SCHOBER & GRIMMBERGER 1998). Die Ohren sind kurz, breit, rundlich und besitzen vier Querfalten am Ohrrand. Der Tragus erscheint kurz, verbreitert sich nach oben und erreicht etwa im zweiten Drittel seine größte Breite. Das Fell ist lang und dicht mit schwarzbraunen Haarwurzeln. Namensgebend für diese Art ist die scharfe Trennung der Fellfarbe zwischen Körperober- und -unterseite. Auf der Oberseite hat das Fell silberweiße Spitzen und wirkt daher wie bereift bzw. „verschimmelt“. Die Unterseite ist weißgrau, die Kehle fast reinweiß. Schwarzbraun sind Ohren, Flughäute und die Schnauze. Die Flügel sind schmal, die letzten zwei Schwanzwirbel frei.

Biologie und Ökologie

Die Zweifarbfledermaus gehört zu den Fledermausarten in Europa, die weite Wanderungen unternehmen. Sie bevorzugt Sommerquartiere vorwiegend in Spalten z.B. hinter Fensterläden, in Mauerrissen, an Blockhäusern oder im Gebälk von Dachböden. Die Winterquartiere sind meist in Höhlen, Kellern und Spalten an Gebäuden (Hochhäusern) zu finden (SCHOBER & GRIMMBERGER 1998). An der Eckertalsperre, schon auf niedersächsischer Seite, wurde erstmals ein Männchen in einem Fledermauskasten nachgewiesen.

Verbreitung

Die genaue Verbreitung der Zweifarbfledermaus ist schwierig zu erfassen (NIETHAMMER & KRAPP 2001). Dies liegt zum großen Teil an ihren weiten Wanderungen, wobei sie in einigen Gebieten regelmäßig wandert, in anderen offensichtlich nicht. Generell besitzt die Art ein weites Verbreitungsareal mit einem Schwerpunkt im waldigen Bergland und den Steppenzonen Osteuropas und Asiens. In großen Teilen von West- und Südeuropa kommt sie nur selten vor, im Norden reicht das Areal bis etwa zum 60. Breitengrad. Die Vorkommen in Deutschland liegen an der Westgrenze des Areals. Bundesweit liegen nur wenige Wochenstubennachweise vor (alle im Norden), aber aus fast allen Bundesländern Einzelnachweise oder Männchenquartiernachweise (BOYE et al. 1999, BRAUN & DIETERLEN 2003, SCHOBER & GRIMMBERGER 1998).

Bestandssituation in Sachsen-Anhalt

Eine quantitative Einschätzung des sachsen-anhaltischen Bestandes der Zweifarbfledermaus ist nicht möglich. Die Art entzieht sich weitgehend der Beobachtung, da sie in großen Höhen fliegt und in Deutschland häufig Hochhäuser besiedelt. Hinter Abdeckblechen können sich dort kopfstarke Gesellschaften, oft Männchenkolonien, aufhalten. Obwohl solche Quartiere bislang noch nicht in Sachsen-Anhalt gefunden wurden, muss mit ihnen in den großen Städten wie Dessau, Halle und Magdeburg gerechnet werden. Einzelnachweise aus Thale und Aschersleben weisen auch dort auf die Besiedlung großer Gebäude hin. In Magdeburg erhält der dortige Zoologische Garten im Winter regelmäßig Tiere zur Pflege. Bemerkenswert ist, dass ein in Magdeburg über den Winter gepflegtes und wieder in die Freiheit entlassenes Tier wenige Wochen später bei Köln wiedergefunden wurde (pers. Mitteilung R. DRIECHCIARZ, Magdeburg).

Gefährdung und Schutz

Die Zweifarbfledermaus kann in Dehnungsfugen oder unter Abdeckblechen der Hochhäuser wohnen und ist daher bei Sanierungen und Abriss der Gebäude akut gefährdet. Angekippte Doppelfenster können, wie Beispiele aus Thale und Aschersleben zeigen, zur Falle werden (OHLENDORF 1998b).

Rote Liste Deutschland:                    D – Daten unzureichend (Stand 2009)

Rote Liste Sachsen-Anhalt:               R – Extrem seltene Art mit geographischer Restriktion (Stand 2004)

Literatur/Links

Link zur Literaturliste (als PDF, nicht barrierefrei)

entnommen aus:
Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (2004): Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt - Die Tier- und Pflanzenarten nach Anhang IV der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 142 S.