Bergwiesen bei Königshütte
Größe [ha]: 258
Codierung: FFH0090
Landkreise und kreisfreie Städte: Harz
Verwaltungseinheiten: Einheitsgemeinde Stadt Oberharz am Brocken
Gebietsbeschreibung
Zwischen den Ortschaften Elbingerode und Königshütte im „Mittelharz“ gelegen, befindet sich das FFH-Gebiet in einer Höhenlage zwischen 430 und 515 m ü. NN und umfasst Teile des Hornberges, den Bockberg und die Grünlandflächen südwestlich von Königshütte. Im Bereich des FFH-Gebietes befindet sich das NSG Bockberg.
Lebensraumtypen und Flora
Das Grünland als bestimmender Lebensraum des FFH-Gebietes wird durch den FFH-LRT 6520 Berg-Mähwiesen (129 ha) repräsentiert, der in verschiedenen Ausbildungen im Gebiet vorkommt. Die Waldstorchschnabel-Goldhafer-Wiese ist neben dem Wiesen-Goldhafer (Trisetum flavescens) gekennzeichnet durch Wald-Storchschnabel (Geranium sylvaticum) und Weichhaarigen Pippau (Crepis mollis). Im Vergleich dazu wächst die Teufelskrallen-Rotschwingel-Wiese auf nährstoffärmeren Standorten und ist in der Regel blütenreicher. Gleiches gilt für die Bärwurz-Rotschwingel-Wiese, die mit einem hohen Anteil an Bärwurz (Meum athamanticum) einhergeht. Weitere charakteristische Arten sind Harz-Labkraut (Galium saxatile), Arnika (Arnica montana), Borstgras (Nardus stricta), Gemeines Ruchgras (Anthoxanthum odoratum), Perücken-Flockenblume (Centaurea pseudophrygia), Berg-Platterbse (Lathyrus linifolius) und Blutwurz (Potentilla erecta). An feuchteren Standorten kommen Trollblume (Trollius europaeus) und Wald-Läusekraut (Pedicularis sylvatica) hinzu. Die derzeitige Bewirtschaftung mit Schafbeweidung ist suboptimal und verdrängt konkurrenzschwache Arten sowie den Goldhafer. Gemäht werden nur Teilflächen.
Der FFH-LRT 6230* Borstgrasrasen (< 1,0 ha) befindet sich kleinflächig auf der Nordwestseite des Bockberges und im Südwestteil des FFH-Gebietes. Die Kreuzblümchen-Borstgras-Gesellschaft kennzeichnen Borstgras (Nardus stricta), Hunds-Veilchen (Viola canina), Gemeines Kreuzblümchen (Polygala vulgaris) und Tüpfel-Hartheu (Hypericum perforatum). Die Flächen werden zwar beweidet, sind aber dennoch durch die Nährstoffzufuhr aus der Luft gefährdet. Die Bergwiesen, wie sie bei Königshütte angetroffen werden, gehen in ihrer Entstehung auf das späte Mittelalter zurück, als die Bergleute umfangreiche Bergfreiheiten erhielten und u. a. eine vorgeschriebene Anzahl an Rindern halten durften. Die Rinder gingen im Sommer tagsüber auf die Waldweide und die Wiesen dienten der Winterheugewinnung. Diese Bewirtschaftung erhielt sich in zahlreichen Abwandlungen bis etwa 1960. Nach Ende der Waldweide wurden immer mehr Wiesen beweidet, was zu einer Strukturverarmung des Grünlandes führte. Eine Kombination aus Beweidung und Mahd stellt ein Möglichkeit dar, die stukturelle und floristische Vielfalt dieser Wiesenlebensräume zu erhalten. Interessante Lebensräume am Bockberg sind die beschatteten oder im Halbschatten liegenden Felsbänder mit Humusauflagen. Sie beherbergen Türkenbund-Lilie (Lilium martagon), Bunten Eisenhut (Aconitum variegatum), Bergfarn (Lastrea limbosperma) und Lanzen-Schildfarn (Polystichum lonchitis).
Die Trockenrasen entsprechen dem FFH-LRT 6210 Kalk-Trockenrasen (*orchideenreiche Bestände) (12 ha). Sie schließen sich unmittelbar an die Felsbänder an und sind floristisch sehr artenreich. Es treten überwiegend Pflanzen der Enzian-Schillergras-Halbtrockenrasen auf, so z. B. Wundklee (Anthyllis vulneraria), Sichelblättriges Hasenohr (Bupleurum falcatum), Golddistel (Carlina vulgaris), Hirschwurz-Haarstrang (Peucedanum cervaria), Breitblättriges Laserkraut (Laserpithium latifolium), Große Braunelle (Prunella grandiflora), Berg-Klee (Trifolium montanum) und Stattliches Knabenkraut (Orchis mascula). Das Breitblättrige Laserkraut wurde besonders durch das Flämmen in den Jahren 1983 und 1987 gefördert. Wegen der seitdem stattfindenden ungenügenden Schafbeweidung ohne Ziegen schreitet die Verbuschung jedoch voran.
Die Bestände des FFH-LRT 6110* Kalk-Pionierrasen (0,2 ha) kommen nur kleinflächig am Südhang des Bockberges oberhalb des Straßeneinschnittes der B 27 in der Ortslage Königshütte vor. Charakteristische Arten sind Feld-Steinquendel (Acinos arvensis), Rispen-Flockenblume (Centaurea stoebe), Platthalm-Rispengras (Poa compressa), Rasen-Steinbrech (Saxifraga rosacea) und Zerbrechlicher Blasenfarn (Cystopteris fragilis). Die typische Flora dieser Felsbänder wurde 2010 bei Bauarbeiten durch Betonierung und das Überspannen mit Stahlnetzen weitgehend zerstört. Die FFH-LRT 6110* Kalk-Pionierrasen auf Kalkfelsen und der FFH-LRT 8210 Kalk-Felsspaltenvegetation (zusammen ca. 1 ha) gehen ineinander über. Bestimmende Arten sind Mauerraute (Asplenium ruta-muraria), Braunstieliger Streifenfarn (Asplenium trichomanes), Zerbrechlicher Blasenfarn (Cystopteris fragilis), Rasen-Steinbrech (Saxifraga rosacea) und die Moose Tortula muralis sowie T. tortuosa. Am Bockberg-Südhang wurden weitere Bereiche dieser Lebensraumkomplexe durch Sicherungsarbeiten oberhalb der Bundessstraße ebenfalls zerstört.
Fauna
In einem Bergbaustollen im Seitental des Bockberges überwintert das Große Mausohr (Myotis myotis). In den Magerrasen wurden Zauneidechse (Lacerta agilis) sowie Schlingnatter (Coronella austriaca) festgestellt. Die Lurche werden durch Berg- und Fadenmolch (Triturus alpestris, T. helveticus) vertreten. Innerhalb der reichen Schmetterlingsfauna seien Großer Sonnenröschen-Bläuling (Aricia artaxerxes), Klee-Widderchen (Zygaena lonicerae) sowie die Spannerart Euphyia frustata als Vertreter mit hohem Rote Liste-Status hervorgehoben (Schönborn, schriftl. Mitteilung).
Links / Dokumente
Literaturliste (PDF, nicht barrierefrei)
1, 207, 212
verändert nach:
Jentzsch, M. und Reichhoff, L. (2013): Handbuch der FFH-Gebiete Sachsen-Anhalts. Hrsg. Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 616 Seiten
Hauptteil (N2000-LVO LSA) (PDF, nicht barrierefrei)
Gebietsbezogene Anlage (N2000-LVO) (PDF, nicht barrierefrei)
Erhaltungs- und Wiederherstellungsmaßnahmen (PDF, nicht barrierefrei)
Den Standarddatenbogen und die Meldekarte finden Sie auf der Internetseite des Landesamtes für Umweltschutz.