Menu
menu

Elbaue Steckby-Lödderitz

Größe [ha]: 3.319
Codierung: FFH0054
Landkreise und kreisfreie Städte: Anhalt-Bitterfeld; Salzlandkreis
Verwaltungseinheiten: Einheitsgemeinde Stadt Aken (Elbe); Einheitsgemeinde Stadt Zerbst/Anhalt; Einheitsgemeinde Stadt Barby

Gebietsbeschreibung

Das FFH-Gebiet erstreckt sich entlang der Elbe von Aken bis Barby. Innerhalb der Schutzgebietsgrenze liegen die Auenbereiche des NSG „Steckby-Lödderitzer Forst“. Das FFH-Gebiet ist Bestandteil des Europäischen Vogelschutzgebietes „Mittlere Elbe einschließlich Steckby-Lödderitzer Forst“ und des Biosphärenreservats „Mittelelbe“. Der Steckby-Lödderitzer Forst stellt den Kern des Großschutzgebietes seit dessen Anerkennung durch die UNESCO im Jahr 1979 dar.

Lebensraumtypen und Flora

Das Schutzgebiet wird vom Stromlauf der Elbe mit seinen Hartholz- und Wiesenauen bestimmt. Charakteristisch sind die durch flussdynamische Prozesse geprägten Elbufer mit Auskolkungen, Abbruchkanten und Anlandungen. Die Anlage von Buhnen bewirkt jedoch auch eine Festlegung der Stromelbe sowie eine bedeutende Eintiefung des Flussbettes, mit der eine Austrocknung der gesamten Aue einhergeht. Die Vegetation der Aue ist von den periodisch schwankenden Wasserständen abhängig. Am Fluss fallen in den sommerlichen Niedrigwasserperioden große Sand- und Schlammflächen in den Buhnenfeldern trocken, auf denen sich die anuellen Uferfluren des FFH-LRT 3270 Flüsse mit Schlammbänken (307 ha) entwickeln. Hier siedeln Spitzkletten-Fluren, Zweizahn-Knöterich-Gesellschaften und Schlammling-Gesellschaften. An Fließgewässern, wie dem Landgraben nördlich von Breitenhagen bis zur Mündung in den Saalealtarm am Krummen Horn, ist der FFH-LRT 3260 Flüsse mit Wasservegetation (1 ha) ausgebildet. Altwasser und Kolke mit einer artenreichen Wasservegetation gehören dem FFH-LRT 3150 Eutrophe Seen (16 ha) an. Je nach Standortbedingungen sind Wasserschwebergesellschaften, wurzelnde Wasserpflanzengesellschaften oder Hornblatt-Gesellschaften ausgebildet. Bemerkenswert ist das Vorkommen der Schwimmfarn- Gesellschaft, die im Mittelelbegebiet einen Verbreitungsschwerpunkt besitzt.

Der Steckby-Lödderitzer Forst beherbergt den größten geschlossenen Auenwaldkomplex Mitteleuropas. Seine Bestände sind dem FFH-LRT 91F0 Hartholzauenwälder (2.044 ha) zuzuordnen, deren Baumschicht von der Stiel-Eiche (Quercus robur) beherrscht wird. Weiterhin stocken hier Flatter-Ulme (Ulmus laevis) und Gemeine Esche (Fraxinus excelsior). Charakteristisch ist der Frühjahrsgeophytenaspekt der höher gelegenen Bereiche mit Vorkommen zahlreicher bemerkenswerter Arten wie Aronstab (Arum maculatum), Vielblütiger Weißwurz (Polygonatum multiflorum), Dunkles Lungenkraut (Pulmonaria obscura), Mittlerem Lerchensporn (Corydalis intermedia) und seltener Märzenbecher (Leucojum vernum) sowie Wiener Blaustern (Scilla vindebonensis). Zur Verbesserung der standörtlichen Verhältnisse für den Hartholzauenwald führt der WWF Deutschland in der Lödderitzer Aue ein Naturschutzgroßprojekt zur Rückverlegung des Elbedeiches mit einer Retentionsraumvergrößerung von 600 ha durch. Der FFH-LRT 91E0* Weichholzauenwälder (92 ha) tritt meist als galerieartiges Gehölz entlang der Elbe und der Flutrinnen der Aue auf. Sie setzen sich vornehmlich aus Silber- oder Fahl-Weiden (Salix alba, S. x rubens) zusammen. Seltener geworden ist die Schwarz-Pappel (Populus nigra). Oft besteht eine Verzahnung mit den Mandelweiden-Gebüschen der Aue. Die ebenfalls dem FFH-LRT angehörenden Erlen-Eschen-Wälder besiedeln kleinflächig die stromfernen Randlagen der eingedeichten Bereiche. Die typische Waldgesellschaft auf überflutungsfreien Standorten ist der FFH-LRT 9160 Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald (27 ha). Er kommt am Rand des Gebietes im Bereich der Rauhen Berge südlich der Poleymühle sowie südöstlich der Ortslage Lödderitz vor. Hauptbaumarten sind Stiel- und Trauben-Eiche (Quercus robur, Q. petraea) und als Nebenbaumarten findet man Winter-Linde (Tilia cordata) und seltener die Rotbuche (Fagus sylvatica). Am Steilufer der Elbe im Bereich der Tochheimer Berge ist ein Hainbuchen-Ulmen-Hangwald entwickelt, der dem FFH-LRT 9170 Labkraut-Eichen-Hainbuchwald (2 ha) entspricht.

Auf schweren, wechselfeuchten Standorten der Überflutungsaue siedeln Grünländer des FFH-LRT 6440 Brenndolden-Auenwiesen (79 ha) mit ihren kennzeichnenden Arten Brenndolde (Cnidium dubium), Nordisches Labkraut (Galium boreale), Gräben-Veilchen (Viola stagnina) und Wiesen-Schwertlilie (Iris sibirica). Sie werden auf höherem Auenniveau mit wechseltrockenen Böden und starker sommerlicher Austrocknungen von den überregional seltenen Mädesüß-Hahnenfuß-Wiesen abgelöst, die ebenfalls zum LRT gehören. Hier treten wärmeliebende Arten wie Vielblütiger Hahnenfuß (Ranunculus polyanthemos), Weidenblättriger Alant (Inula salicina) und Kleines Mädesüß (Filipendula vulgaris) auf. Die am weitesten verbreitete Wiesengesellschaft der feuchten bis frischen Auenstandorte ist jedoch die Labkraut-Fuchsschwanz-Wiese. Sie ist in artenreicher Ausprägung dem FFH-LRT 6510 Magere Flachland-Mähwiesen (211 ha) zuzuordnen. Typische krautige Arten sind hier Wiesen-Labkraut (Galium album), Kriechender und Scharfer Hahnenfuß (Ranunculus repens, R. acris), Gamander-Ehrenpreis (Veronica chamaedrys) und Wiesen-Schaumkraut (Cardamine pratensis). Glatthafer-Wiesen als trockene Ausbildung der Mageren Flachland-Mähwiese sind auf den nur selten überschwemmten Gebieten in Deichnähe und auf den Deichböschungen entwickelt. Den FFH-LRT 6430 Feuchte Hochstaudenfluren (17 ha) findet man an Gewässerufern, entlang von Flutrinnen sowie an Feuchtwiesen-, Wald- und Gebüschrändern. Weit verbreitet sind Auensäume mit der Seiden-Zaunwinden- Flur, der Schierlings-Gesellschaft sowie der Taubenkropf- oder Hopfen-Schleiergesellschaft. Zwischen mittlerer Hochwasser- und Mittelwasserlinie tritt gelegentlich die Katzenschwanz-Brennnessel-Staudenflur auf. Feuchte Wiesensäume aus Langblättrigem Blauweiderich (Veronica maritima) und Sumpf-Wolfsmilch (Euphorbia palustris) sind mehrfach zwischen den Röhrichtgürteln der Altwasser und Flutrinnen sowie an angrenzendem Grünland oder Gehölzen ausgebildet. Eine bemerkenswerte Pflanzengesellschaft stellt dort auch der thermophile Schwertlilien-Alant-Wiesensaum mit Sibirischer Schwertlilie (Iris sibirica), Weidenblättrigem Alant (Inula salicina), Rasen-Segge (Carex cespitosa) und Glänzender Wiesenraute (Thalictrum lucidum) dar. Auf Dünen sowie in trockenen Deichkronenbereichen sind Sandtrockenrasen entwickelt, die dem FFH-LRT 6120 Kalkreiche Sandrasen (2 ha) zuzustellen sind. Als kennzeichnende Arten siedeln hier u. a. Sand- und Raublatt-Schwingel (Festuca psammophila, F. brevipila), Zierliches Schillergras (Koeleria macrantha), Ohrlöffel-Leimkraut (Silene otites), Mauer-Felsenblümchen (Draba muralis), Rispen-Flockenblume (Centaurea stoebe), Heide-Nelke (Dianthus deltoides) und Gewöhnliche Grasnelke (Armeria elongata).

Fauna

Biber (Castor fiber) und Fischotter (Lutra lutra) finden sehr gute Lebensbedingungen im FFH-Gebiet, welches zum Kerngebiet der autochthonen Population des Elbebibers (Castor fiber albicus) gehört. Das Gebiet bietet zudem einer artenreichen Fledermausfauna sehr gute Lebensbedingungen. Mindestens zwölf Arten sind für das Gebiet nachgewiesen. Dazu gehören neben der Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) auenwaldtypische Arten wie Wasser-, Mücken- und Rauhautfledermaus (Myotis daubentonii, Pipistrellus pygmaeus, P. nathusii) sowie Großer und Kleinabendsegler (Nyctalus noctula, N. leisleri). Aber auch Fransen- und Brandtfledermaus (Myotis nattereri, M. brandtii) sowie die aus den Ortschaften einfliegende Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus) und Graues Langohr (Plecotus austriacus) finden im Gebiet sehr gute Jagdmöglichkeiten vor.

In Trockenrasen und an Waldrändern ist die Zauneidechse (Lacerta agilis) anzutreffen.
Viele der Auengewässer werden von der Rotbauchunke (Bombina bombina) bewohnt. Die Gewässer beiderseits des Deiches im Steckby-Lödderitzer Forst weisen individuenstarke Bestände von jeweils bis zu 500 Moorfröschen (Rana arvalis) auf. Damit hebt sich das Gebiet als eines der bedeutendsten Vorkommensgebiete dieser Art in Sachsen-Anhalt heraus. Der Laubfrosch (Hyla arborea) wird an den auentypischen Kleingewässern regelmäßig festgestellt. In einigen deichnahen Gewässern und im Lödderitzer Auenwald ist der Kammmolch (Triturus cristatus) zu finden. Einzelnachweise liegen weiterhin für Knoblauch- und die Kreuzkröte (Pelobates fuscus, Bufo calamita) vor.

Zu den Fischarten in der Elbe zählen der Rapfen (Aspius aspius) und der Stromgründling (Romanogobio belingi) sowie die Wanderfischarten Flussneunauge (Lampetra fluviatilis) und Lachs (Salmo salar). Die beiden großen Altwässer Alte Elbe Breitenhagen und Alte Saale bei Groß Rosenburg sind zumindest temporär mit den beiden Hauptströmen verbunden, so dass hier Jungfische des Rapfens (Aspius aspius) einschwimmen und in den strömungsberuhigten Bereichen aufwachsen können. Weiterhin besitzen beide Altwasser mit den hier lebenden Teichmuscheln (Anodonta anatina) ausreichend Reproduktionsmöglichkeiten für den Bitterling (Rhodeus amarus), der in stabilen Beständen vorkommt. Der sandige Untergrund in den Einströmbereichen der Altwasser bietet dem Steinbeißer (Cobitis taenia) Lebensraum. In Altwässern wie der Alten Elbe Lödderitz, dem Goldberger See oder der Toten Saale, die sich in einem fortgeschrittenen Sukzessionsstadium mit größeren verschlammten Bereichen befinden, kommt hier auch der Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis) vor.

Aktuelle Nachweise gibt es von der Grünen und der Asiatischen Keiljungfer (Ophiogomphus cecilia, Gomphus flavipes). Die Große Moosjungfer (Leucorrhinia pectoralis) wurde im Jahre 2003 am Kreuzsee und Damm Lödderitz nachgewiesen. Aktuelle Untersuchungen bestätigen das Vorkommen des Eremiten (Osmoderma eremita) bei Steckby. Der Heldbock (Cerambyx cerdo) ist flächendeckend im Gebiet anzutreffen. Die Waldbestände des FFH-Gebietes sind wichtige Habitate des Hirschkäfers (Lucanus cervus), der hier stabile Populationen aufweist. Weitere seltene Insektenarten sind Breitschulterbock (Akimerus schaefferi), Rothalsiger Blütenwalzenkäfer (Dermestoides sanguinicollis), Großer Augenfleckenbock (Mesosa curculionides), Goldkäfer (Protaetia aeruginosa), Marmorierter Rosenkäfer (Protaetia lugubris), Schwarzer Buntschienenbock (Stenoquercus quercus) und Hellbindiger Holzbuntkäfer (Tilloidea unifasciata).

Das Gebiet als Teil eines weit größeren EU SPA besitzt eine herausragende Bedeutung für Brut- und Gastvögel, beispielsweise für den Mittelspecht (Dendrocopos medius), der in den an alten Eichen reichen Hartholzauenwäldern des Steckby-Lödderitzer Forstes außergewöhnlich hohe Siedlungsdichten erreicht. Auch Schwarzspecht (Dryocopus martius) und Waldkauz (Strix aluco) weisen bemerkenswerte Brutbestände auf. An den Altwassern brüten Krick- und Knäkente (Anas crecca, A. querquedula). Die Grünländer der Steutzer Aue beherbergen zudem die größte Anzahl an Brutpaaren des Wiesenpiepers (Anthus pratensis) im Bereich der Mittleren Elbe.

Links/Dokumente

Literaturliste (PDF, nicht barrierefrei)
167, 207, 212, 254, 264, 287, 297, 345, 361, 407, 413, 418, 469, 476, 483, 512, 547, 568
verändert nach:
Jentzsch, M. und Reichhoff, L. (2013): Handbuch der FFH-Gebiete Sachsen-Anhalts. Hrsg. Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 616 Seiten

Erhaltungs- und Wiederherstellungsmaßnahmen (PDF, nicht barrierefrei)

Den Standarddatenbogen und die Meldekarte finden Sie auf der Internetseite des Landesamtes für Umweltschutz.

Das Natura 2000-Gebiet ist durch das Naturschutzgebiet "Mittelelbe zwischen Mulde und Saale" bereits rechtlich gesichert.