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Aland-Elbe-Niederung

Größe [ha]: 5.123
Codierung: SPA0006
Landkreise und kreisfreie Städte: Stendal
Verwaltungseinheiten: Verbandsgemeinde Seehausen (Altmark)

Gebietsbeschreibung

Das EU SPA „Aland-Elbe-Niederung" beginnt elbeaufwärts bei Neu-Goldbeck/Werben etwa bei Elbe-km 431 und endet an der Niedersächsischen Landesgrenze südlich Schnackenburg etwa bei Elbe-km 473. Es handelt sich um eine naturnahe Überflutungsaue, die durch die in weiten Schleifen mäandrierende, in Nordwest- Richtung verlaufende Elbe geprägt ist. Ausgedehnte Grünlandbereiche, durchsetzt mit Auenwaldresten, werden durch das Elbehochwasser, durch Qualmwasser sowie durch den Wasserrückstau des in die Elbe fließenden Aland beeinflusst. Das EU SPA ist durch eine Vielzahl von Altwassern, Flutrinnen und nassen Senken mit Verlandungs- und Röhrichtzonen geprägt. Daneben bestimmen vereinzelte Binnendünen, Weidengebüsche, Einzelbäume und Auenwaldreste das Bild der Landschaft.

Als sachsen-anhaltischer Mosaikstein einer großräumigen, ökologisch hochwertigen Auenlandschaft mit einem für Mitteleuropa ungewöhnlich hohen Natürlichkeitsgrad und einer bedeutenden Vogelwelt wurde die Garbe-Aland-Niederung 1991 als Important Bird Area (IBA) ausgewiesen (SUDFELDT et al. 2002). Bereits 1992 erklärte das Land Sachsen-Anhalt dieses Gebiet auf der Grundlage der Erfüllung mehrerer IBA-Kriterien zum EU SPA (DORNBUSCH et al. 1996). Bei den folgenden Meldetranchen der Natura 2000-Gebiete wurde das EU SPA im Jahre 2000 und nochmals im Jahr 2003 auf die derzeitige Flächengröße von 5.123 ha erweitert (DORNBUSCH & FISCHER 2007). Aufgrund der hohen Bedeutung des Gebietes für Zug- und Rastvögel wurde die Aland-Elbe-Niederung im Verbund mit der Elbaue Jerichow vom Internationalen Ramsar-Büro im Jahre 2003 zum Feuchtgebiet internationaler Bedeutung (Ramsar-Gebiet) erklärt (DORNBUSCH 2004). Große Teile des Vogelschutzgebietes sind zugleich auch als FFH-Gebiete gesichert. Seit 2010 ist das EU SPA außerdem Bestandteil des neu verordneten großräumigen NSG „Aland-Elbe-Niederung".

Das EU SPA liegt in den Naturräumen Untere und Märkische Elbtalniederung bzw. in der Landschaftseinheit Werbener Elbtal. Begrenzt wird das Vogelschutzgebiet im Norden durch den nach 1961 errichteten „Grenzdeich“, der auch die Grenze zu Niedersachsen bildet. Im gleichen Zeitraum wurde auch der Deich von Wahrenberg aus nach Norden bis zum Grenzdeich verlängert, wodurch große Bereiche aus der Überflutungsaue herausgenommen und einer landwirtschaftlichen Nutzung zugänglich wurden (LIPPERT & AUDORF 2005). Der Bau von Poldern (Sommerpolder Beuster Werder, Geestgottberger Polder, Wahrenberger Polder, Garbepolder, Wrechowpolder) und des Alandabschlussbauwerkes stellten eine weitere Beeinflussung der hydrologischen Verhältnisse dar (ERNST et al. 2010). Östlich vom Garbe-Polder im Überflutungsbereich der Elbe befindet sich die Hohe Garbe, ein Auenwaldrelikt. Vor der Errichtung der Deiche konnte Hochwasser hier breit auslaufen. Heute wird die Hartholzaue jedoch bis zu einer Höhe von 2 m und mehr überflutet, was vor allem mittelstarke Eichen schädigt (LIPPERT & AUDORF 2005). Zwischen dem Aland-Sperrwerk und Wanzer ist die mit Weidengehölzen bestandene gedeichte Aland- Niederung sehr schmal. Südlich von Wanzer weitet sie sich, ist jedoch südlich von Pollitz bis zum Ende des Westausläufers des EU SPA an der Wahrenberger Aland-Brücke wiederum schmal gedeicht. Entlang der Elbe ab Reetz-Wische-Deich südwärts gehört nur noch das Elbevorland mit den jeweiligen Qualmwasserbereichen am Deich zum EU SPA. Im Elbebogen nördlich von Wahrenberg liegt ein weiteres kleineres Auenwaldrelikt im Überflutungsbereich an der Elbe. Nördlich von Geestgottberg/Eickerhöfe weitet sich das Elbevorland und bildet in Höhe der beiden Elbebrücken eine über 1 km breite Dauergrünland-Aue. Darin sind Altarme, Kolklöcher und die alte, seit dem Bau der neuen B 189-Brücke nicht mehr ständig durchströmte, Flutrinne der Elbe eingebettet. Ab Steinfelde/Beuster bis Schönberg/Deich bildet die Elbe einen weiteren Dauergrünland-Mäander. Auf Glazial-Dünen inmitten der Elbeaue liegen hier mehrere kleine Ortschaften. Diese weite Flussaue mit Elbe-Altarmen und Flutrinnen wird bei Hochwasser regelmäßig überflutet. Bis zur Südgrenze des EU SPA sind die Elbevorländer ebenfalls von Dauergrünland bedeckt und durchzogen von Flutrinnen und Kolklöchern.

Bedeutung als Vogelschutzgebiet

Die naturnahe, reich strukturierte Überflutungsaue entlang von Elbe und Aland ist Lebensraum für eine ausgesprochen arten- und individuenreiche Vogelwelt. Besonders bedeutende Gebiete innerhalb des EU SPA sind dabei der Bereich Stresow-Garbe und das Elbevorland bei Losenrade. Etwa 150 Brutvogelarten sind bekannt (DORNBUSCH et al. 1996) und mehr als 105 Wat- und Wasservogelarten wurden in jüngerer Zeit auf dem Zug oder während der Überwinterung nachgewiesen (JANSEN 2008a).

Brutvögel

Die vielfältig strukturierte, ausgedehnte Flusstalaue wird von einer in Sachsen-Anhalt nur noch gering verbreiteten Wiesen-, Wat- und Wasservogelgemeinschaft besiedelt. In den Wiesen und in feuchteren Bereichen brüten Wachtelkönig, Kiebitz, Großer Brachvogel, Bekassine, Braunkehlchen, Wiesenpieper und Schafstelze sowie bei Vorhandensein geeigneter Strukturen auch der Neuntöter und die Sperbergrasmücke. In den Seggenrieden ist das Tüpfelsumpfhuhn zu  finden. Die Schilf- und Röhrichtzonen verlandender Altwasser werden von Graugans, Rohrdommel, Zwergdommel, Rohrweihe, Wasserralle, Schilfrohrsänger und Drosselrohrsänger besiedelt. Weiterhin brüten im Bereich der Gewässer Brandgans, Schnatterente, Knäkente, Löffelente sowie Rothalstaucher und Schwarzhalstaucher. Die freien Gewässerufer und Sandbänke werden vom Flussuferläufer, in manchen Jahren auch von der Flussseeschwalbe, besiedelt. Hier gab es im Jahre 2008 auch den ersten Brutverdacht für den äußerst selten im Binnenland brütenden Säbelschnäbler (FISCHER & DORNBUSCH 2009). Im Jahre 2010 wurden dann drei Brutpaare festgestellt. Leider verliefen die Bruten erfolglos (J. Dien, R. Audorf, pers. Mitt., DORNBUSCH & FISCHER 2010). Eine Charakterart dieser Landschaft ist der Weißstorch. Er brütet überwiegend in den umliegenden Orten, nutzt aber die Feuchtwiesen des Vogelschutzgebietes zur Nahrungssuche. Die Art erreicht hier eine ausgesprochen hohe Siedlungsdichte, die mit anderen storchenreichen Gebieten in Europa, wie Masuren, Morava-Dyje- und Save-Auen, zu vergleichen ist (DORNBUSCH et al. 1996). In Wahrenberg, dem storchenreichsten Dorf Sachsen- Anhalts, wurde 2004 ein Bestand von 14 Brutpaaren festgestellt (LIPPERT & AUDORF 2005). Typische Auenwaldbesiedler im Gebiet sind Rotmilan, Schwarzmilan, Seeadler, Kranich, Schwarzspecht, Mittelspecht und Kleinspecht.

Rastvögel

Das EU SPA Aland-Elbe-Niederung ist auch als Rast- und Überwinterungsgebiet für eine Vielzahl von Gastvögeln von besonderer Bedeutung. Neben den bemerkenswerten Beständen von Singschwan, Zwergschwan und Weißwangengans sind auch die Bestandszahlen von Saatgans, Blässgans, Pfeifente, Stockente, Spießente und Tafelente hervorzuheben. Aber auch Krickente, Löffelente, Reiherente, Zwergsäger und Gänsesäger kommen in beachtlicher Zahl vor. Insbesondere während der Zugzeiten halten sich einige Tausend Kraniche, Goldregenpfeifer und Kiebitze sowie zahlreiche Bekassinen, Bruchwasserläufer und Kampfläufer im Gebiet auf. Der Kiebitz tritt hier regelmäßig mit Rastbeständen von 1.000 bis über 4.000 Individuen auf. Die maximal festgestellte Tageshöchstzahl beträgt nach JANSEN (2008a) 20.300 Individuen. Für Saatgans und Kranich stellt die Aland-Elbe-Niederung ein Schlüsselgebiet für die Rast dar, in dem mehr als 1 % der geografischen Population rasten (DELANY et al. 2009). Auch von Singschwan, Spießente und Löffelente rasten regelmäßig mehr als 1 % der Flyway- oder EU-Brutpopulation im Gebiet.

Das EU SPA Aland-Elbe-Niederung ist eines der bedeutendsten Rastgebiete für Wasservögel im gesamten mitteldeutschen Raum. Es erfüllt auch aktuell mehrmals das internationale 1 %-Kriterium der Ramsar-Konvention. Während der Zug- und Rastzeiten sind im Schutzgebiet regelmäßig (d. h. mindestens in der Hälfte der zu betrachtenden Jahre) 1 % einer biogeografischen Population der Arten Saatgans, Spießente, Löffelente und Kranich zu finden, bzw. regelmäßig mehr als 20.000 Wasservögel aller Arten (JANSEN 2008b). Somit erfüllt das Gebiet die Kriterien A4iii und C4.

Links/Dokumente

Literaturliste (PDF, nicht barrierefrei)

verändert nach:
MAMMEN, K. & U.; DORNBUSCH, G.; FISCHER, S. (2013): Die Europäischen Vogelschutzgebiete des Landes Sachsen-Anhalt, Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Heft 10/2013.

Erhaltungs- und Wiederherstellungsmaßnahmen  (PDF, nicht barrierefrei)

Den Standarddatenbogen und die Meldekarte finden Sie auf der Internetseite des Landesamtes für Umweltschutz.
Das Natura 2000-Gebiet ist durch das Naturschutzgebiet „Aland-Elbe-Niederung" bereits rechtlich gesichert.