Stollensystem Büchenberg bei Elbingerode
Größe [ha]: 160
Codierung: FFH0081
Landkreise und kreisfreie Städte: Harz
Verwaltungseinheiten: Einheitsgemeinde Stadt Wernigerode; Einheitsgemeinde Stadt Oberharz am Brocken
Gebietsbeschreibung
Das Stollensystem Büchenberg nördlich von Elbingerode in der Landschaft des „Mittelharzes“ besitzt besondere Bedeutung als Lebensraum für Fledermausarten. Das flächige Gebiet schließt Wald-Lebensraumtypen ein.
Lebensraumtypen und Flora
Der FFH-LRT 9110 Hainsimsen-Buchenwald (3 ha) ist mit drei Einzelflächen in exponierter Lage auf Rücken und Hanglagen ausgebildet. Es sind Altbestände mit einem lockeren, mehrschichtigen Aufbau. Die Rotbuche (Fagus sylvatica) ist in allen Schichten die dominante Baumart. Begleitgehölze beschränken sich auf geringe Anteile von Eberesche (Sorbus aucuparia), Hänge-Birke (Betula pendula), Fichte (Picea abies) und Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus). In der Feldschicht treten Schmalblättrige Hainsimse (Luzula luzuloides), Harz-Labkraut (Galium saxatila), Schlängel-Schmiele (Deschampsia flexuosa) und Wald-Reitgras (Calamagrostis arundinacea) auf.
Auf geschützten Hangbereichen im Bolmketal siedelt der FFH-LRT 9130 Waldmeister-Buchenwald (3 ha). Dessen Bestände reichen vom Stangenholz bis hin zu Ausprägungen mit einem hohen Anteil von Biotopbäumen in der Reifephase. Totholz und Kleinstrukturen wie Fels und Geröll sind vorhanden. Der Baumschicht aus dominierender Rotbuche (Fagus sylvatica) sind höhere Anteile von Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus) und Gemeiner Esche (Fraxinus excelsior) beigemischt. Die Bestände sind reich an Farnen und zeichnen sich weiterhin durch das Vorkommen von Zwiebel-Zahnwurz (Cardamine bulbifera), Vielblütiger Weißwurz (Polygonatum multiflorum) und Einblütigem Perlgras (Melica uniflora) aus. Die bis zu 40 m tief eingegrabenen Pingenzüge werden von kühl-feuchtem Kleinklima geprägt.
An den sickerfeuchten Felshängen und auf Geröllfeldern kommt es zur Entwicklung von Schluchtwald, der dem FFH-LRT 9180* Schlucht- und Hangmischwälder (2 ha) zugeordnet werden kann. Es sind Sukzessionsbestände, die noch kein höheres Alter erreicht haben. Ihre Baumschicht ist sehr artenreich und besteht aus Gemeiner Esche (Fraxinus excelsior), Winter-Linde (Tilia cordata), Berg-Ulme (Ulmus glabra), Spitz-Ahorn (Acer platanoides) und Vogel-Kirsche (Prunus avium). In der Strauchschicht treten Hasel (Corylus avellana), Roter Holunder (Sambucus racemosa), Rote Heckenkirsche (Lonicera xylosteum) sowie Alpen-Johannisbeere und Stachelbeere (Ribes alpinum, R. uva-crispa) auf. Die Krautschicht weist mit Christophskraut (Actaea spicata), Braunstieligem Streifenfarn (Asplenium trichomanes) und Dornigem Schildfarn (Polystichum aculeatum) kennzeichnende Arten auf. Charakteristisch für den kühl-feuchten Standort sind ferner Zerbrechlicher Blasenfarn (Cystopteris fragilis), Mauerraute (Asplenium ruta-muraria) und Berg-Ehrenpreis (Veronica montana). Daneben kommen basenholde Moose wie Distichum capillaceum, Homalothecium sericeum, Tortella tortuosa, Mnium stellara, Encalypta streptocarpa, Neckera complanata und Ctenidium molluscum vor.
An mehreren kleineren Bachläufen ist der FFH-LRT 91E0* Erlen-Eschenwälder (1,7 ha) anzutreffen. In den jüngeren und mittelalten Beständen siedeln Schwarz-Erle (Alnus glutinosa), Gemeine Esche (Fraxinus excelsior) und Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus). Die Feldschicht prägen Winkel-Segge (Carex remota), Bitteres Schaumkraut (Cardamine amara), Hain-Sternmiere (Stellaria nemorum) und Wechselblättriges Milzkraut (Chrysosplenium alternifolium). Hinzu treten Rauhaariger Kälberkropf (Chaerophyllum hirsutum), Großes Mädesüß (Filipendula ulmaria), Bach-Nelkenwurz (Geum rivale), Sumpf-Pippau (Crepis paludosa) und Wald-Schachtelhalm (Equisetum sylvaticum). Die Wälder sind reich an Moosen.
Die Wiesen des Gebietes werden u. a. aus Beständen des FFH-LRT 6520 Berg-Mähwiesen (4 ha) gebildet. Es sind Bärwurz-Rotschwingel-Wiesen, die neben den namengebenden Arten auch Wald-Rispe (Poa chaixii), Ruchgras (Anthoxanthum odoratum), Rundblättrige Glockenblume (Campanula rotundifolia), Harz- und Heide-Labkraut (Galium saxatila, G. pumilum), Berg-Platterbse (Lathyrus linifolius), Wiesen-Margerite (Leucanthemum vulgare), Hain-Simse (Luzula campestris), Dolden-Milchstern (Ornithogalum umbellatum), Ährige Teufelskralle (Phyteuma spicatum), Scharfen Hahnenfuß (Ranunculus acris), Begrannten Klappertopf (Rhinanthus angustifolium), Großen Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis), Heide-Nelke (Dianthus deltoides), Kleine Bibernelle (Pimpinella saxifraga), Trollblume (Trollius europaeus), Heil-Ziest (Betonica officinalis) und Kuckucks-Lichtnelke (Silene flos-cuculi) enthalten. Daneben gibt es Bestände des FFH-LRT 6510 Magere Flachland-Mähwiesen (1,3 ha). Die Glatthafer-Wiesen weisen Wiesen-Pippau (Crepis biennis), Wiesen-Labkraut (Galium album), Wiesen-Platterbse (Lathyrus pratensis) und Wilde Möhre (Daucus carota) auf.
Staudenfluren sind kleinflächig ausgebildet. Sie gehören zum FFH-LRT 6430 Feuchte Hochstaudenfluren (0,2 ha). Hier kommen Großes Mädesüß (Filipendula ulmaria), Rauhaariger Kälberkropf (Charaophyllum hirsutum), Wald-Storchschnabel (Geranium sylvaticum), Sumpf-Pippau (Crepis paludosa), Trollblume (Trollius europaeus), Breitblättriges Knabenkraut (Dactylorrhiza majalis) und Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) vor.
Weiterhin treten nur kleinflächig und faziell Bestände des FFH-LRT 3260 Flüsse mit Wasservegetation (< 1,0 ha) und des FFH-LRT 8210 Kalk-Felsspaltenvegetation (< 1,0 ha) auf. In den Bächen kommt regelmäßig das Brunnenmoos (Fontinalis antipyretica) vor.
Fauna
Für Fledermäuse stellen die Stollen einen wichtigen Überwinterungsplatz, so z. B. für das Große Mausohr (Myotis myotis), im Harz dar. Daneben sind hier aber auch andere Arten anzutreffen, wie Mops-, Brandt-, Bart-, Wasser-, Fransen- und Nordfledermaus (Barbastella barbastellus, Myotis brandtii, M. mystacinus, M. daubentonii, M. nattereri, Eptesicus nilsonii) sowie das Braune Langohr (Plecotus auritus).
Links/Dokumente
Literaturliste (PDF, nicht barrierefrei): 201
verändert nach: Jentzsch, M. und Reichhoff, L. (2013): Handbuch der FFH-Gebiete Sachsen-Anhalts. Hrsg. Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 616 Seiten
Erhaltungs- und Wiederherstellungsmaßnahmen (PDF, nicht barrierefrei)
Den Standarddatenbogen und die Meldekarte finden Sie auf der Internetseite des Landesamtes für Umweltschutz.
Das Natura 2000-Gebiet ist durch das Naturschutzgebiet "Stollensystem Büchenberg bei Elbingerode" bereits rechtlich gesichert.