Kalkreiche Niedermoore - LRT 7230
Beschreibung
Der LRT umfasst basen- und oft kalkhaltige, feuchte bis nasse Niedermoore mit Seggen- und Binsenvegetation sowie Sumpfmoosen oder zumindest Arten des Verbandes Caricion davallianae. Es sind Standorte mit anstehendem oder oberflächennah anstehendem Wasser. Kalkreiche Niedermoore können vor allem mit Pfeifengraswiesen (Molinietalia), Großseggenrieden (Magnocaricion) und Röhrichten (Phragmition) in Kontakt stehen.
Standort
Bestände auf schlecht bis mäßig nährstoffversorgten, kalkreichen bis kalkarmen, aber basenreichen, tiefgründigen, organogenen Böden. Die Standorte weisen einen hohen, jahreszeitlich höchstens leicht schwankenden Grundwasserstand auf und sind dabei oft etwas quellig oder zumindest wasserzügig.
Vorkommen
Kalkreiche Niedermoore sind Halbkulturformationen und können in der Naturlandschaft Sachsen-Anhalts keine dauerhaften Vorkommen ausbilden. Sie sind unter diesen Standortbedingungen durch extensive landwirtschaftliche Nutzung entstanden. Durch nutzungsorientierte Standortveränderungen wie Melioration oder Düngung ist der LRT in hohem Maße gefährdet und nur durch eine gezielte naturschutzorientierte Pflege dauerhaft zu erhalten. Zur Erhaltung des LRT ist eine einschürige sommerliche Mahd unter Entfernung des Schnittgutes optimal. Zumindest in hängigen Lagen zeigt auch eine extensive Beweidung durch kleinrahmige Robustrassen von Rindern oder Schafen Erfolg, was historisch belegt ist. Entwässerung und Düngung müssen, auch durch naturschutzrechtliche Maßnahmen wie Ausweisung der Standorte als Schutzgebiete bzw. Kontrolle der grundsätzlich unter § 30 Abs 2 BNatSchG i.V.m. § 22 Abs. 1 NatSchG LSA fallenden Lebensräume, ausgeschlossen werden.
Pflege/Schutz
Bei längerfristig brachliegenden Flächen kann die Pflege durch eine mehrschnittige Nutzung über ein bis zwei Jahre eingeleitet werden. Später sollte ein jährlicher Wechsel zwischen einschüriger Mahd mit Beräumung und Brache erfolgen. Eine sehr extensive Beweidung durch leichte Tiere (Jungrinder, Schafe) kommt aufgrund der hohen Wasserstände und der wenig trittfesten Narbe nur in Ausnahmefällen in Betracht, so vor allem zur Pflege auf längerfristig brachliegenden Flächen. Eine Zufütterung auf der Fläche ist dabei ausgeschlossen.
Ausgewählte lebensraumtypkennzeichnende (wertgebende) Arten
Gefäßpflanzen:
- Schwarzschopf-Segge (Carex appropinquata)
- Schuppenfrüchtige Gelb-Segge (Carex lepidocarpa)
- Floh-Segge (Carex pulicaris)
- Armblütige Sumpfbinse (Eleocharis quinqueflora)
- Sumpf-Sitter (Epipactis palustris)
- Breitblättriges Wollgras (Eriophorum latifolium)
- Stumpfblütige Binse (Juncus subnodulosus)
- Sumpf-Glanzkraut (Liparis loeselii)
- Sumpf-Herzblatt (Parnassia palustris)
- Sumpf-Läusekraut (Pedicularis palustris)
- Echtes Fettkraut (Pinguicula vulgaris)
- Schwarzes Kopfried (Schoenus nigricans)
Moose:
- Campylium stellatum
- Drepanocladus cossonii
- Fissidens adianthoides
- Helodium blandowii
- Philonotis calcarea
Literatur/Links
Link zur Literaturliste: (PDF, nicht barrierefrei)
11, 37, 40, 79, 89, 96, 111, 112, 168, 243, 287, 299
entnommen aus:
Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (2002): Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt - Die Lebensraumtypen nach Anhang I der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 368 S.