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Schwarzspecht (Dryocopus martius)

Verbreitung

Die größte europäische Spechtart ist über die boreale und gemäßigte Zone der Paläarktis verbreitet. Das Areal der Nominatform D. m. martius erstreckt sich von Nordspanien und Skandinavien über Sibirien bis nach Kamtschatka und Sachalin. Die nördliche Verbreitungsgrenze liegt ungefähr bei 66 ° N. Die Form D. m. khamensis kommt isoliert in Südwest-China vor. In Europa fehlt der Schwarzspecht nur auf den Britischen Inseln, in Island und in den waldarmen Steppengebieten. Im Mittelmeerraum ist die Art auf Gebirge beschränkt und fehlt auf allen Inseln. Besonders große Bestände werden aus Russland, Weißrussland und Deutschland gemeldet (NILSSON in HAGEMEIJER & BLAIR 1997).Deutschland ist bis auf den äußersten Norden Schleswig-Holsteins vollständig besiedelt (RHEINWALD 1993). Die flächendeckende, nur durch lokale Verbreitungslücken unterbrochene Besiedlung des Flachlandes wurde in den letzten 100 Jahren durch die veränderte Waldbewirtschaftung begünstigt (BLUME in GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1994). In Sachsen-Anhalt treten Verbreitungslücken besonders im Bereich der waldarmen Ackerebenen auf. Die Buchenwäldern des Harzes und des Hügellandes sowie die Buchenbestände der Dübener Heide sind Dichtezentren im Süden des Bundeslandes (GNIELKA & ZAUMSEIL 1997).

Ökologie und Zugstrategie

Der Schwarzspecht brütet in Wäldern, größeren Feldgehölzen und Parkanlagen. Optimale Lebensbedingungen findet er in Buchen- und Eichen-Kiefernmischwäldern. Zur Anlage der Höhlen werden glattrindige und astfreie Stämme in lückigen Altbeständen, zum Nahrungserwerb aufgelockerte Nadelmischwälder mit Totholzanteilen und holzbewohnenden Arthropoden- sowie Ameisenvorkommen benötigt (BLUME in GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1994). Die Altvögel in Mitteleuropa sind größtenteils Standvögel. Jungvögel dispergieren und siedeln sich im weiteren Umfeld des Geburtsortes an. Die Vögel der nord- und osteuropäischen Populationen sind Teilzieher (BAUER & BERTHOLD 1997).

Bestandsentwicklung

Die veränderte Waldbewirtschaftung wie Hochwaldwirtschaft, Förderung der Fichte, Vergrößerung des Waldanteils und eine verminderte Bejagung der Art führten seit dem 19. Jahrhundert zu kontinuierlichen Bestandsanstiegen und zur Wiederbesiedlungen einstiger Arealbereiche in Mittel- und Westeuropa (BAUER & BERTHOLD 1997). In Deutschland haben sich die Bestände seit 1970 stabilisiert, expandieren regional weiter wie z.B. in Nordrhein-Westfalen oder haben regional auch abgenommen wie z.B. in Baden-Württemberg. Die Bestandsangaben variieren zwischen ca. 50.000 BP für die 1980er Jahre (RHEINWALD 1993), 35.000-70.000 BP für die zweite Hälfte der 1980er Jahre (NILSSON in HAGEMEIJER & BLAIR 1997), 15.000- 43.000 BP für den Zeitraum um 1994 (WITT et al. 1996), und 2005-2009 31.000-49.000 BP. In Sachsen-Anhalt werden die Schwarzspecht-Bestände als relativ konstant eingeschätzt (DORNBUSCH 1999). Im Jahr 2015 wird der Bestand auf 2.000-3.500 BP geschätzt.

Gefährdung und Schutz

Anthropogen verursachte Gefährdungen der Art entstehen durch Lebensraumverluste infolge der forstlichen Maßnahmen und durch jagdliche Verfolgung. Zum Schutz sollten Altholzbestände und Höhlenbäume gesichert, die Umtriebszeiten in den Wäldern verlängert und der Biozideinsatz reduziert werden. Des Weiteren sollte auf die Anlage von Nadelholz-Monokulturen verzichtet werden (BAUER & BERTHOLD 1997, BLUME in GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1994).

Rote Liste Deutschland:                    Ungefährdet

Rote Liste Sachsen-Anhalt:               Ungefährdet

Literatur/Links

Link zur Literaturliste (PDF, nicht barrierefrei)

entnommen aus:

Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (2003): Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt - Die Vogelarten nach Anhang I der Europäischen Vogelschutzrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 223 S.