Milde-Niederung/Altmark
Größe [ha]: 2.220
Codierung: SPA0009
Landkreise und kreisfreie Städte: Altmarkkreis Salzwedel; Stendal
Verwaltungseinheiten: Einheitsgemeinde Stadt Bismark (Altmark); Einheitsgemeinde Hansestadt Gardelegen; Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde)
Gebietsbeschreibung
Das EU SPA „Milde-Niederung/Altmark" gliedert sich in zwei Teilgebiete, die zwischen den Orten Kalbe (Milde) und Bismark (Altmark) etwa 25 km nordwestlich von Stendal gelegen sind. Die beiden Teilgebiete haben zusammen eine Größe von 2.207 ha und bestehen zum überwiegenden Teil aus Grünland-, Feuchtgrünland- und Ackerkomplexen. Der größere nördliche Teil des EU SPA wird von der Milde und der Unteren Milde durchflossen. Hier befindet sich außerdem der Mündungsbereich des Secantsgrabens in die Milde. Die Ortschaften Butterhorst, Vienau, Büste, Poritz und Karritz liegen um das ca. 1.650 ha große Gebiet herum. Der kleinere der beiden Teile im Süden wird vom Secantsgraben durchflossen. Im Osten reicht der nur ca. 560 ha große Teil bis zur Ortschaft Lindstedterhorst. Von dort aus beginnend Richtung Westen umfasst das Gebiet hauptsächlich Grünlandflächen nördlich und südlich des Secantsgrabens (BENECKE 2005).
Das EU SPA wurde bereits 1992 als Vogelschutzgebiet gemeldet (DORNBUSCH et al. 1996). Die größeren Fließgewässer sowie die meisten kleineren Gräben sind auch Bestandteile des FFH-Gebietes Secantsgraben, Milde und Biese.
Im Naturraum des Wendlands gelegen, ist das EU SPA Teil der Niederungsbereiche der Altmark. Das flache Relief ist wartheeiszeitlich geprägt und erreicht Höhen von 27 bis 32 m über NN. Die Böden der Niederung umfassen verschiedene Ausprägungen grundwasserbeeinflusster Gleye, die auf pleistozänen Sanden anstehen. In den Randbereichen zu den Altmarkheiden befinden sich meist Nieder- und Gleyemoore. Dominierende Bewirtschaftungsform ist eine intensive Grünlandnutzung. Durch regelmäßige Mahd und Eingriffe in den Wasserhaushalt der Region sind die natürlichen Biotope und Lebensräume überwiegend stark überprägt. Derzeit ist Saatgrasland die vorherrschende Form der Grünlandkomplexe. In den Bereichen der Milde und des Secantsgrabens, die durch anthropogene Eingriffe stark beeinflusst wurden, finden sich nur noch wenige natürliche Strukturen. Flächenerwerb mit der Zweckbindung Naturschutz, Extensivierung der Grünlandnutzung auf Teilflächen und die Anlage von Flachwasserbereichen und Grabenaufweitungen in jüngerer Zeit wirken der jahrzehntelangen Intensivierung und der damit verbundenen Flächennivellierung entgegen (BENECKE 2005). Teilweise finden sich im Gebiet des EU SPA auch ackerbaulich genutzte Flächen und kleinere Waldflächen, oft bestehend aus Stieleiche und Schwarzerle. Gebüschreihen und Hecken strukturieren das offene Gebiet etwas.
Bedeutung als Vogelschutzgebiet
Das Gebiet hat sowohl für Brutvögel als auch für Zug- und Rastvögel eine große Bedeutung. Besonders Gänse, Limikolen und andere mehr oder weniger an Wasser gebundene Arten finden hier die entsprechenden Feucht- und Nasshabitate. Weitläufige Feuchtwiesen und Grabensysteme stellen interessante Rastplätze und Nahrungsgebiete dar. Insbesondere ist auf die Bedeutung als Rastgebiet für Kranich und Saatgans hinzuweisen. Die Brut der sehr seltenen und in Sachsen-Anhalt nur sporadisch brütenden Sumpfohreule weist auf die gute Habitateignung des Gebietes für diese Art hin.
Brutvögel
Neben dem Drömling stellt auch die Milde-Niederung eines der wenigen Brutgebiete Sachsen-Anhalts für die Sumpfohreule dar, die 2004 mit einem Brutpaar innerhalb des EU SPA im Bereich der Secantsgrabenniederung nachgewiesen wurde (BENECKE 2005). Auch in den Folgejahren wurde die Art weitgehend regelmäßig mit einem Revierpaar nachgewiesen (FISCHER & DORNBUSCH 2009). Die häufigste Anhang I-Art der Milde-Niederung ist der Neuntöter, der in den zahlreichen Hecken und Gebüschen der offenen Landschaft bevorzugte Brutstandorte vorfindet. Im Nordteil werden Hecken und Baumreihen auch durch einige Paare von Sperbergrasmücke, Ortolan und Raubwürger besiedelt (BENECKE 2005). Typische Wiesenbrüter der Milde-Niederung sind Wachtelkönig, Kiebitz, Großer Brachvogel, Rotschenkel und Bekassine (DORNBUSCH et al. 1996, BENECKE 2005). Mit 1 Revierpaar konnte 2008 auch die vom Aussterben bedrohte Uferschnepfe festgestellt werden (FISCHER & DORNBUSCH 2009). Für den Großen Brachvogel hat das Gebiet mit einem Bestand von 8 BP in der Mildeniederung und 17 weiteren Paaren in der Secantsgrabenniederung neben dem Drömling und dem Fiener Bruch derzeit die landesweit größte Bedeutung, zumal es das letzte noch ausreichend reproduzierende Vorkommen ist (FISCHER & DORNBUSCH 2009). In Röhrichten und Schilfbereichen brütet die Rohrweihe. Ungestörte Bereiche der Bruchwälder werden vom Kranich als Brutplatz genutzt. Bedeutend ist die Niederungslandschaft auch als Nahrungsraum für den Weißstorch, der zwar nicht direkt innerhalb des EU SPA brütet, jedoch mit 15 bis 20 Paaren in den umliegenden Ortschaften (DORNBUSCH et al. 1996, BENECKE 2005).
Rastvögel
Als Rast- und Überwinterungsgebiet hat die Milde-Niederung/Altmark eine besondere Funktion für Kranich, Goldregenpfeifer, Kiebitz sowie verschiedene Gänsearten und stellt ein Trittsteinbiotop im Binnenland zu anderen Rastgebieten dar (DORNBUSCH et al. 1996). Regelmäßig rasten hier mit etwa 2.000 Individuen mehr als 1 % der biogeografischen Population des Kranichs. Im Herbst finden sich tausende Gänse ein, darunter mehr als 1.500 Blässgänse und Saatgänse. Für die Saatgans wird damit das 1 %-Kriterium in Bezug auf die Flyway-Population erfüllt. Auch zahlreiche Limikolenarten rasten im Gebiet. Goldregenpfeifer und Kiebitz treten hier mit mehreren tausend rastenden Individuen auf. Großer Brachvogel und Bekassine sind zwar seltenere, aber dennoch regelmäßige Rastvögel.
Links/Dokumente
Literaturliste (PDF, nicht barrierefrei)
verändert nach: MAMMEN, K. & U.; DORNBUSCH, G.; FISCHER, S. (2013): Die Europäischen Vogelschutzgebiete des Landes Sachsen-Anhalt, Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Heft 10/2013.
Hauptteil (N2000-LVO LSA) (PDF, nicht barrierefrei)
Gebietsbezogene Anlage (N2000-LVO) (PDF, nicht barrierefrei)
Erhaltungs- und Wiederherstellungsmaßnahmen (PDF, nicht barrierefrei)
Den Standarddatenbogen und die Meldekarte finden Sie auf der Internetseite des Landesamtes für Umweltschutz.