Klüdener Pax-Wanneweh östlich Calvörde
Größe [ha]: 1.159
Codierung: FFH0025
Landkreise und kreisfreie Städte: Börde; Altmarkkreis Salzwedel
Verwaltungseinheiten: Verbandsgemeinde Flechtingen; Einheitsgemeinde Hansestadt Gardelegen; Einheitsgemeinde Stadt Haldensleben
Gebietsbeschreibung
Am Westrand der Colbitz-Letzlinger Heide in der Landschaft der „Altmarkheiden“ im Übergang zur „Ohreniederung“ erstreckt sich auf von Grundwasser beeinflussten Standorten östlich von Calvörde der Laubwaldkomplex des Klüdener Pax. Das Gebiet ist quellig und das austretende Wasser wird über ein Grabensystem zur Ohre abgeleitet. Die Wanneweh durchfließt als Bach das Gebiet im Norden. Im Bereich des FFH-Gebietes befindet sich das NSG „Klüdener Pax-Wanneweh".
Lebensraumtypen und Flora
Das Gebiet wird von Wäldern beherrscht. Der FFH-LRT 9160 Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald (134 ha) bildet großflächig ausgedehnte Bestände. Seine obere Baumschicht wird aus Stiel-Eiche (Quercus robur), Hainbuche (Carpinus betulus), Gemeiner Esche (Fraxinus excelsior) und Schwarz-Erle (Alnus glutinosa) aufgebaut, in der auch Rotbuche (Fagus sylvatica) und Winter-Linde (Tilia cordata) auftreten. Die zweite Baumschicht dominiert die Hainbuche (Carpinus betulus). In der artenreichen Strauchschicht kommen Hasel (Corylus avellana), Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus), Wild-Birne (Pyrus pyraster), Schlehe (Prunus spinosa), Blutroter Hartriegel (Cornus sanguinea), Deutsches Geißblatt (Lonicera periclymenum) und Eingriffliger Weißdorn (Crataegus monogyna) vor. Den Frühjahrsaspekt der Feldschicht prägen Buschwindröschen (Anemone nemorosa), Scharbockskraut (Ranunculus ficaria), Aronstab (Arum maculatum), Echte Sternmiere (Stellaria holostea), Echtes Lungenkraut (Pulmonaria officinalis), Maiglöckchen (Convallaria majalis), Schattenblümchen (Maianthemum bifolium), Einbeere (Paris quadrifolia), Vielblütige Weißwurz (Polygonatum multiflorum), Moschuskraut (Adoxa moschatellina) sowie Wiesen- und Hohe Primel (Primula veris, P. elatior).
Im Sommer treten Wald-Zwenke (Brachypodium pinnatum), Winkel-Segge (Carex remota), Rasen-Schmiele (Deschampsia cespitosa), Verschiedenblättriger Schwingel (Festuca heterophylla), Goldnessel (Lamium galeobdolon), Einblütiges Perlgras (Melica uniflora), Wald-Flattergras (Milium effusum), Nesselblättrige Glockenblume (Campanula trachelium), Hain- und Wiesen-Wachtelweizen (Melampyrum nemorosum, M. pratense), Hain-Rispengras (Poa nemoralis) und Breitblättriger Sitter (Epipactis helleborine) hinzu.
Ebenfalls recht ausgedehnte Bestände bildet der FFH-LRT 91E0* Erlen-Eschenwälder (69 ha). Schwarz-Erle (Alnus glutinosa), Gemeine Esche (Fraxinus excelsior), Gewöhnliche Traubenkirsche (Prunus padus), Stiel-Eiche (Quercus robur) und Hänge-Birke (Betula pendula) bauen die Baumschicht auf. In der Strauchschicht treten u. a. Faulbaum (Frangula alnus) und Eberesche (Sorbus aucuparia) auf. Die Feldschicht wird durch Feuchtigkeit liebende Arten wie Sumpf-Segge (Carex acutiformis), Sumpf-Pippau (Crepis paludosa), Giersch (Aegopodium podagraria), Dornigen Wurmfarn (Dryopteris carthusiana), Großes Mädesüß (Filipendula ulmaria), Wasser-Schwertlilie (Iris pseudacorus), Wasser-Minze (Mentha aquatica), Kohl-Kratzdistel (Cirsium oleraceum), Wolfstrapp (Lycopus europaeus) und Großes Zweiblatt (Listera ovata) charakterisiert.
Nur kleinflächig ist der FFH-LRT 9130 Waldmeister- Buchenwald (2 ha) vertreten. Neben der dominierenden Rotbuche (Fagus sylvativca) siedeln in der Baumschicht auch Stiel-Eiche (Quercus robur), Gemeine Esche (Fraxinus excelsior) und Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus). Die Feldschicht prägen Vertreter reicherer Standorte wie Waldmeister (Galium odoratum), Efeu (Hedera helix), Goldnessel (Lamium galeobdolon), Einblütiges Perlgras (Melica uniflora), Ausdauerndes Bingelkraut (Mercurialis perennis), Vielblütige Weißwurz (Polygonatum multiflorum), Wald-Ziest (Stachys sylvatica) und Wald-Knaulgras (Dactylis polygama).
Die offene Vegetation der Gewässer, Wiesen und Staudenfluren wurde noch nicht erfasst. Es kann davon ausgegangen werden, dass hier weiterer FFH-Lebensraumtypen ausgewiesen werden können.
Fauna
Biber (Castor fiber) und Fischotter (Lutra lutra) besiedeln die Gewässer. Das Gebiet besitzt für beide Arten sowohl Lebensraum- als auch Korridorfunktion. Die verschiedenen Waldtypen in Verbindung mit dem ausgeprägten Gewässersystem sind Grund dafür, dass zahlreiche Fledermausarten im Gebiet vorkommen. Neben Mops- und Bechsteinfledermaus (Barbastella barbastellus, Myotis bechsteinii), sind die Nachweise von Brandtfledermaus (Myotis brandtii), Kleinabendsegler (Nyctalus leisleri) sowie Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus) hervorzuheben. Zudem kommen Fransen- und Zwergfledermaus (Myotis nattereri, Pipistrellus pipistrellus) sowie Braunes Langohr (Plecotus auritus) regelmäßig vor.
Laubfrosch (Hyla arborea) und Moorfrosch (Rana arvalis) besiedeln die ufernahen Bereiche der strukturreichen Laubwälder an der Wanneweh und anderen Gräben, die Knoblauchkröte (Pelobates fuscus) dagegen die landwirtschaftlich genutzten Bereiche mit grabbarem Bodensubstrat. Der Springfrosch (Rana dalmatina) konnte 2010 nachgewiesen werden. Auch der Kammmolch (Triturus cristatus) wurde in Kleingewässern gefangen.
Im naturnahen Abschnitt der Wanneweh im Bereich der Wannewehmühle konnte das Bachneunauge (Lampetra planeri) erfasst werden. Aus anderen Bereichen, z. B. bei Zobbenitz, liegen ältere Nachweise des Schlammpeitzgers (Misgurnus fossilis) vor.
Das Gebiet besitzt zudem Bedeutung für wertgebende Brutvögel, wie Wespenbussard (Pernis apivorus), Rotmilan (Milvus milvus), Kranich (Grus grus) oder Mittelspecht (Dendrocopos medius).
Links / Dokumente
Literaturliste (PDF, nicht barrierefrei)
15, 207, 212, 279, 407, 454, 511
verändert nach:
Jentzsch, M. und Reichhoff, L. (2013): Handbuch der FFH-Gebiete Sachsen-Anhalts. Hrsg. Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 616 Seiten
Hauptteil (N2000-LVO LSA)(PDF, nicht barrierefrei)
Gebietsbezogene Anlage (N2000-LVO)(PDF, nicht barrierefrei)
Erhaltungs- und Wiederherstellungsmaßnahmen (PDF, nicht barrierefrei)
Den Standarddatenbogen und die Meldekarte finden Sie auf der Internetseite des Landesamtes für Umweltschutz.