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Zwergadler (Hieraaetus pennatus)

Verbreitung

Der Zwergadler hat ein disjunktes Verbreitungsgebiet in der nördlichen Hemisphäre. Südwesteuropa und das Atlasgebirge im Norden Afrikas sind flächig besiedelt, während die Art in Ost und Südeuropa nur lückenhaft und punktuell verbreitet ist. Weiter nach Osten erstreckt sich das Verbreitungsgebiet von der Türkei und der Ukraine bis nach Zentralasien (SUDFELDT ET AL. 2014).

Der Zwergadler ist ein mitteleuropäischer Brutvogel, dessen Brutareal sich vor allem auf die Pannonische Ebene und die Karpaten beschränkt. Mit großer Wahrscheinlichkeit brütet der etwas 45 cm kleine Adler auch in Österreich und Südtirol. Auch eine Brut im äußersten Ostpolen ist möglich (GLUTZ VON BLOTZHEIM ET AL. 1989). Er ist ein seltener Gast, dessen Häufigkeit im Norden und Westen abnimmt und der, mit Ausnahme der Niederlande, in allen mitteleuropäischen Ländern nachgewiesen werden konnte (GLUTZ VON BLOTZHEIM ET AL. 1989).

Im Jahr 1995 gelang im Hakel im nordöstlichen Harzvorland der erste Brutnachweis in Deutschland, wobei Brutzeitbeobachtungen in den Jahren 1991, 1993 und 1994 vorausgingen. Möglicherweise fand auch 1996 in diesem Gebiet eine Brut statt (SUDFELDT ET AL. 2014).

Ökologie und Zugstrategie

Der Zwergadler brütet in  Niederungen reich strukturierter Berg- und Hügelländern, wo lichte bis lückige Hochwälder mit Buschlandschaften und offenem Gelände abwechseln (GLUTZ VON BLOTZHEIM ET AL. 1989). Dort bevorzugt er vor allem warme und trockene Eichen-Wälder in Hanglage. Auch Pinus-Wälder werden oft besiedelt. Zur Brut nutzt er oft alte Horste von Rabenvögeln, Greifvögeln, Schwarzstörchen oder Reihern. Das Weibchen legt im Mai in der Regel 2, selten auch nur ein Ei. Die Brut dauert 36 – 38 Tage. Beide Elternteile kümmern sich um die Aufzucht der Jungvögel, die nach etwa 53 Tagen flügge sind. Von August bis September werden die Brutplätze dann verlassen und der Zug in die Winterquartiere beginnt.

Als Langstreckenzieher legt der Zwergadler weite Strecken zurück, um sein Winterquartier zu erreichen. Er ist Wintergast in den Savannen und Steppen Ostafrikas und den nicht ariden Gebieten Südafrikas. Seit den 1980er Jahren gilt der Zwergadler auch als nachgewiesener Wintergast Westafrikas (GLUTZ VON BLOTZHEIM ET AL. 1989). Einige Individuen überwintern in besonders milden paläarktischen Wintern auch in Ägypten und Maghreb. Auf seinem Zug  nutzt der Zwergadler die Thermik, um in große Höhen zu steigen (GLUTZ VON BLOTZHEIM ET AL. 1989). Sein Zug in die afrikanischen Winterquartiere führt den kleinen Adler in der Regel über die Meerengen von Gibraltar und Bosporus (GLUTZ VON BLOTZHEIM ET AL. 1989).

Bestandsentwicklung

Die europäische Population umfasst circa 26.000 Brutpaare. Europa bildet rund 31% der globalen Population, so dass eine vorläufige Schätzung von etwa 149.000 bis 188.000 adulten Individuen weltweit ausgehen kann (BIRDLIFE INTERNATIONAL 2015). Nach BIRDLIFE INTERNATIONAL (2015) bedarf diese Annahme jedoch weiterer Untersuchungen.

Der aktuelle Entwicklungstrend der weltweiten Zwergadler-Population ist unbekannt, da sich die Art im Brutgebiet sehr heimlich verhält und oft mit anderen Greifvögeln verwechselt wird. Lokal ist der Zwergadler durch die Zerstörung der Wälder, Beeinträchtigungen durch den Menschen sowie Verfolgung und Verringerung von Beutetieren eher rückläufig (BIRDLIFE INTERNATIONAL 2015). Entgegen dazu wird die europäische Population als steigend eingeschätzt.

Gefährdung und Schutz

Der Zwergadler ist vor allem durch die Zerstörung seiner Lebensräume, insbesondere das Fällen von Altholzbeständen, gefährdet. Vermutlich ist das der Hauptfaktor für den Rückgang der Zwergadler-Population in den südost-europäischen Ländern (MEBS & SCHMIDT 2014). Als Langstreckenzieher drohen ihm des Weiteren Gefahren auf dem Zugweg und in den Winterquartieren. So kommt es nicht selten zur Bejagung und Verfolgung der Tiere. Für den Schutz des Zwergadlers ist es wichtig, alle bestehenden Brutgebiete vor möglichen Veränderungen und Störungen zu bewahren.

Rote Liste Deutschland:                     -

Rote Liste Sachsen-Anhalt:                -

Literatur/Links

Quellen:

BIRDLIFE INTERNATIONAL (2015): Hieraaetus pennatus. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T22696092A80368884. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2015-4.RLTS.T22696092A80368884.en. Downloaded on 04 April 2016.

GLUTZ VON BLOTZHEIM, U. N., BAUER, K. M. & BEZZEL, E. (1989): Handbuch der Vögel Mitteleuropas. 4. Bd. Falconiformes. – 2. durchges. Aufl. – Wiesbaden: Aula Verlag.

MEBS, T. & SCHMIDT, D. (2014): Die Greifvögel Europas, Nordafrikas, Vorderasiens. Stuttgart: Kosmos Verlag. 496 S.

SUDFELDT, C., et al. (2014): Atlas Deutscher Brutvogelarten. Stiftung Vogelmonitoring Deutschland und Dachverband Deutscher Avifaunisten.