Kalbescher Werder bei Vienau
Größe [ha]: 137
Codierung: FFH0003
Landkreise und kreisfreie Städte: Altmarkkreis-Salzwedel
Verwaltungseinheiten: Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde)
Gebietsbeschreibung
Am Südrand des Kalbeschen Werders, einer Grundmoränenplatte in der Landschaft der „Östlichen Altmarkplatten“, liegt das FFH-Gebiet ca. 7 km nordwestlich von Bismark und erstreckt sich unmittelbar westlich der Ortslage von Vienau. Es weist ein deutliches Gefälle zur Niederung auf und dehnt sich auf den abfallenden Flächen des Kalbeschen Werders im Übergang zu den angrenzenden Niederungen des Augrabens und der Milde aus. Den Hangflächen sind Dünen aufgesetzt. Im Bereich des FFH-Gebietes befindet sich das gleichnamige NSG „Kalbescher Werder bei Vienau".
Lebensraumtypen und Flora
Das Gebiet repräsentiert ein breites standörtliches Spektrum der Wälder auf trockenen Dünen bis zur feuchten Niederung. An der Oberkante des Kalbeschen Werders stocken kleinflächig auf Dünen im Übergang zu offenen Fluren Bestände des FFH-LRT 91T0 Flechten-Kiefernwälder (3 ha). Unter den krüppelwüchsigen Kiefern (Pinus sylvestris) kommen in der Bodenvegetation Flechten (Cladonia mitis, Cladonia sylvatica), Silbergras (Corynephorus canescens) und Schaf-Schwingel (Festuca ovina s. l.) vor. Die Bestände gehen in einen Landreitgras-Kiefernforst über, in dem die Gemeine Kuhschelle (Pulsatilla vulgaris) vorkam.
Auf von Grundwasser beeinflussten Standorten siedeln je nach Trophie des Bodens Wälder des FFH-LRT 9160 Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald (9 ha) oder des FFH-LRT 9190 Eichenwälder auf Sandebenen (6 ha). Regelmäßig kommt die Moor-Birke (Betula pubescens) vor. Charakteristische Arten der Krautschicht sind Deutsches Geißblatt (Lonicera periclymenum), Vielblütige Weißwurz (Polygonatum multiflorum), Zweiblättriges Schattenblümchen (Majanthemum bifolium) und Gold-Nessel (Lamium galeobdolon).
Am Rande der Niederung ist der FFH-LRT 91E0* Erlen-Eschenwälder (19 ha) entwickelt, der besonders an quellig durchsickerten Standorten eine artenreiche Bodenvegetation mit Alpen-Hexenkraut (Circaea alpina), Sumpf-Pippau (Crepis paludosa) und Fuchs´ Kuckucksblume (Dactylorhiza fuchsii) aufweist. Niedermoorstandorte tragen Erlen-Bruchwälder, die häufig durch die Melioration der angrenzenden Milde-Niederung stark degradiert sind. Nur noch kleinflächig tritt die artenreiche Ausprägung des Torfmoos-Erlen-Bruchwaldes mit Sumpf-Haarstrang (Peucedanum palustre), Sumpffarn (Thelypteris palustris), Sumpf-Schlangenwurz (Calla palustris) und Sumpf-Blutauge (Potentilla palustris) auf. Im Gebiet befindet sich eine Quelle.
Sandtrockenrasen siedeln auf einer offenen Düne im Kontakt zu den Flechten-Kiefern-Wäldern. Sie sind als Silbergras-Fluren ausgeprägt und gehören zum FFH-LRT 2330 Dünen mit offenen Grasflächen (0,5 ha). Hier wachsen neben der namengebenden Art auch Schlängel-Schmiele (Deschampsia flexuosa), Bauernsenf (Teesdalia nudicaulis), Sand-Thymian (Thymus serpyllum), die Moose Ceratodon purpureum und Polytrichum piliferum sowie die Flechten Cetraria aculeata, Cladonia furcata, C. postentosa und C. uncialis.
Vereinzelte Vorkommen von Sand-Schwingel (Festuca psammophila) deuten auf ein Entwicklungspotenzial hin zum FFH-LRT 6120* Kalkreiche Sandrasen hin.
Stillgewässer beherbergen den FFH-LRT 3150 Eutrophe Seen (0,4 ha). Die hier vorkommende Wasserschwebergesellschaft setzt sich aus Kleiner und Dreifurchiger Wasserlinse (Lemna minor, L. trisulca), dem Wassermoos Riccia fluitans und Kleinem Laichkraut (Potamogeton pusillus agg.) zusammen.
Fauna
Das Gebiet weist eine große Habitatvielfalt hinsichtlich der Waldstruktur auf. Zahlreiche Fledermausarten konnten hier nachgewiesen werden. Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus), aber auch Fransen- und Brandtfledermaus (Myotis nattereri, M. brandtii) finden geeignete Jagdgebiete. In Fledermauskästen fanden sich z. T. kopfstarke Wochenstubengesellschaften von Fransen-, Brandt- und Rauhautfledermaus (Myotis nattereri, M. brandtii, Pipistrellus nathusii) sowie Kleinabendsegler (Nyctalus leisleri).
In den Feuchtgebieten wurden Laubfrosch (Hyla arborea), Kreuzkröte (Bufo calamita) und Kammmolch (Triturus cristatus) nachgewiesen.
Links/Dokumente
Literaturliste (PDF, nicht barrierefrei)
207, 212, 279, 378
verändert nach:
Jentzsch, M. und Reichhoff, L. (2013): Handbuch der FFH-Gebiete Sachsen-Anhalts. Hrsg. Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 616 Seiten
Hauptteil (N2000-LVO LSA) (PDF, nicht barrierefrei)
Gebietsbezogene Anlage (N2000-LVO) (PDF, nicht barrierefrei)
Erhaltungs- und Wiederherstellungsmaßnahmen (PDF, nicht barrierefrei)
Den Standarddatenbogen und die Meldekarte finden Sie auf der Internetseite des Landesamtes für Umweltschutz.