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Elbaue Beuster-Wahrenberg

Größe [ha]: 2.919
Codierung: FFH0008
Landkreise und kreisfreie Städte: Stendal
Verwaltungseinheiten: Verbandsgemeinde Seehausen (Altmark)

Gebietsbeschreibung

Mit der Elbaue zwischen Beuster und Wahrenberg bei Wittenberge wird ein Auenabschnitt erfasst, der im Vergleich zu den meisten anderen Bereichen des unteren Elbelaufs in Sachsen- Anhalt neben dem Grünland noch mit größeren Auenwäldern ausgestattet ist. Allgemein repräsentiert er das gesamte Spektrum auentypischer Lebensraumtypen.

Lebensraumtypen und Flora

Die Elbe bildet ab Strommitte die nordöstliche Grenze des Gebietes. Der Fluss gehört zum FFH-LRT 3270 Flüsse mit Schlammbänken (32 ha). Die Morphodynamik der Elbe wird nur von den Buhnen beeinträchtigt, so dass sich bei Niedrigwasser große Schlamm- und Sandbänke mit artenreicher Vegetation entwickeln. Der LRT weist einen günstigen Erhaltungszustand auf. Charakteristische Arten sind u. a. Dreiteiliger Zweizahn (Bidens tripartita), Graugrüner und Roter Gänsefuß (Chenopodium glaucum, C. rubrum), Hirschsprung (Corriogiola titoralis), Sumpf-Ruhrkraut (Gnaphalium uliginosum), Schlammling (Limosella aquatica), Potulak (Portulaca oleracea) und Gemeines Flohkraut (Pulicaria vulgaris). An vielen Stellen dominiert die Elb-Spitzklette (Xanthium albinum). Ebenso charakteristisch für die Flussaue sind die Altwasser, die dem FFH-LRT 3150 Eutrophe Seen (12 ha) zuzuordnen sind. Diese treten mit gutem bis hervorragendem Erhaltungszustand auf. Neben den Wasserschwebergesellschaften mit Teichlinse (Spirodela polyrhiza) und Buckel-Linse (Lemna gibba) kommen Laichkrautgesellschaften, Schwimmblattgesellschaften und Froschbissgesellschaften vor. In diesen treten u. a. Spiegelndes und Kamm-Laichkraut (Potamogeton lucens, P. pectinatus), Ähriges Tausendblatt (Myriophyllum spicatum), Gelbe Teichrose (Nuphar lutea) oder Gemeiner Wasser-Hahnenfuß (Ranunculus aquatilis agg.), Froschbiss (Hydrocharis morsus-ranae) und Krebsschere (Stratiotes aloides) aus.

Die Wälder im Gebiet sind überwiegend den Hart- und Weichholzauenwäldern zuzuordnen. Die Baumschicht des FFH-LRT 91F0 Hartholzauenwälder (96 ha) wird aus Stiel-Eiche (Quercus robur), Flatter-Ulme (Ulmus laevis), Gemeiner Esche (Fraxinus excelsior) und Feld-Ahorn (Acer campestre) aufgebaut. In der Strauchschicht findet man u. a. Blutroten Hartriegel (Cornus sanguinea) und Schlehe (Prunus spinosa), die auch die Waldmantelgebüsche bilden. Die Bodenvegetation prägen Nitrophyten wie Große Brennnessel (Urtica dioica), Kratzbeere (Rubus caesius), Riesen-Schwingel (Festuca gigantea) oder Gemeiner Hopfen (Humulus lupulus), die charakteristisch für die typische Ausbildungsform des Hartholzauenwaldes sind. Auf regelmäßigen und andauernden Überflutungs- und Qualmwassereinfluss weisen die von Rohr-Glanzgras (Phalaris arundinacea) beherrschten Senken und Flutrinnen hin, in denen die feuchteste Ausbildung des Hartholzauenwaldes bereits zu den natürlich offenen Standorten übergeht. Die hohe Stickstoffbelastung und der Weideeinfluss werden als Beeinträchtigungen des Gebietes genannt. Insgesamt weisen die Bestände aber einen guten bis hervorragenden Erhaltungszustand auf. Der FFH-LRT 91E0* Weichholzauenwälder (24 ha) ist im Gebiet als Galeriewald an der Elbe entwickelt. Die Baumweidenbestände werden von der Fahl-Weide (Salix x rubens) beherrscht, Schwarz-Pappel (Populus nigra) fehlt in den Beständen weitgehend. Mandel-Weide (Salix triandra) und Korb-Weide (Salix viminalis) sind typische Straucharten in den Beständen. Als Folge ausbleibender dynamischer Prozesse an den Standorten der Weichholzauen dominieren ausdauernde Stauden die Bodenvegetation.

Der FFH-LRT 6510 Magere Flachland-Mähwiesen (151 ha) tritt als Fuchsschwanz-Glatthaferwiesen auf. Charakteristische Arten sind Wiesen- Glockenblume (Campanula patula), Wiesen- Labkraut (Galium album), Echtes Labkraut (Galium verum), Wiesen-Platterbse (Lathyrus pratensis), Wiesen-Margerite (Leucanthemum vulgare), Scharfer und Knolliger Hahnenfuß (Ranunculus acris, R. bulbosus) Kuckucks-Lichtnelke (Silene flos-cuculi) oder Großer Wiesenknopf (Sanguisorbo officinalis). An den Ufern der Elbe wächst der FFH-LRT 6430 Feuchte Hochstaudenfluren (16 ha) in gutem und an Waldrändern in hervorragendem Erhaltungszustand. Der Lebensraumtyp wird von verschiedenen Gesellschaften vertreten, von denen z. B. die Blauweiderich-Spießblatthelmkraut-Gesellschaft, die Katzenschwanz-Gesellschaft oder die Brennnesel-Hopfenseide-Gesellschaft genannt seien. Charakteristische Arten sind neben den namengebenden Pflanzen, wie Veronica maritima, Scutellaria hastifolia und Leonuris marrubiastrum, vor allem Wiesen-Raute (Thalictrum flavum) oder Sumpf-Wolfsmilch (Euphorbia palustris). Sandtrockenrasen kommen kleinflächig als FFH-LRT 2330 Dünen mit offenen Grasflächen (0,6 ha) vor.

Fauna

Für Säugetiere bietet die Vielzahl der neben dem Elbelauf vorhandenen Gewässer (Altwässer, Flutmulden) einen sehr guten Lebensraum. So sind Biber (Castor fiber) und Fischotter (Lutra lutra) im gesamten Gebiet nachweisbar.

Die Altwässer und Altarme dienen Lurchen als Lebensraum. Die Rotbauchunke (Bombina bombina) kommt aktuell an 23 Gewässern in kleinen Rufergruppen vor. Dabei besiedelt sie innerdeichs auch Qualmgewässer. In den deichnahen Gewässern lebt der Kammmolch (Triturus cristatus). Knoblauchkröte (Pelobates fuscus), Kreuzkröte (Bufo calamita), Laubfrosch (Hyla arborea), Moorfrosch (Rana arvalis) und Kleiner Wasserfrosch (Rana lessonae) sind weitere im FFH-Gebiet vorkommende Amphibienarten.

Von den Fischarten findet der Rapfen (Aspius aspius) in der Elbe seinen Ansprüchen entsprechende Lebensbedingungen, so dass er hier in einem stabilen und reproduktiven Bestand vorkommt. Auch das Flussneunauge (Lampetra fluviatilis) zieht auf seinen stromauf gerichteten Laichzügen durch diesen Elbeabschnitt, nutzt ihn aber vermutlich nur als Wandergewässer. Das Gleiche gilt für den Lachs (Salmo salar), der als Ab- und Rückwanderer von und zu den sächsischen Laichgebieten diesen Abschnitt passieren muss. Sehr vereinzelte Nachweise des Meerneunauges (Petromyzon marinus) im Bereich der Havelmündung deuten an, dass die Art die untere Elbe wieder aufsucht. Schließlich wurde auch der Steinbeißer (Cobitis taenia) in sandigen Buhnenfeldern gefunden.
Aktuell kommt die Asiatische Keiljungfer (Gomphus flavipes) im Gebiet vor. Diese stenöke Fließwasserart besiedelt die sandigen Buhnenfelder.

Das Gebiet ist Teil eines EU SPA und hat sehr große Bedeutung für wertgebende Brut- und Gastvogelarten. Dazu zählt insbesondere der Weißstorch (Ciconia ciconia), der in den umliegenden Orten brütet. Die Grünland- und Feuchtflächen des FFH-Gebietes sind dessen bevorzugte Nahrungshabitate. Die Art erreicht hier eine Siedlungsdichte, die denen der storchenreichsten Gebiete Europas, wie den Masuren oder der Save-Aue, vergleichbar ist. In den Wiesen und Feuchtgebieten brüten Kiebitz (Vanellus vanellus), Großer Brachvogel (Numenius arquata) und Bekassine (Gallinago gallinago), wobei aufgrund schlechter Reproduktionsergebnisse vor allem die Bestände bei Kiebitz und Brachvogel rückläufig sind. Das Gebiet ist innerhalb Sachsen-Anhalts ein Vorkommensschwerpunkt des Wachtelkönigs (Crex crex). Insbesondere die Elbaue Losenrade beherbergt bedeutsame Wachtelkönigvorkommen. Bemerkenswert sind weiterhin die hohen Bestände des Schilfrohrsängers (Acrocephalus schoenobaenus). Während der Zugzeit halten sich im Gebiet regelmäßig Kraniche (Grus grus), Goldregenpfeifer (Pluvialis apricarius) und Kiebitze (Vanellus vanellus) auf. Singschwäne (Cygnus cygnus), Zwergschwäne (Cygnus bewickii) sowie Saat- und Blässgänse (Anser fabalis und Anser albifrons) rasten in bedeutender Zahl.

Links/Dokumente

Literaturliste (PDF, nicht barrierefrei)
65, 126, 143, 222, 361, 407, 483, 559
verändert nach:
Jentzsch, M. und Reichhoff, L. (2013): Handbuch der FFH-Gebiete Sachsen-Anhalts. Hrsg. Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 616 Seiten

Erhaltungs- und Wiederherstellungsmaßnahmen (PDF, nicht barrierefrei)

Den Standarddatenbogen und die Meldekarte finden Sie auf der Internetseite des Landesamtes für Umweltschutz.

Das Natura 2000-Gebiet ist durch das Naturschutzgebiet "Aland-Elbe-Niederung" bereits rechtlich gesichert.