Rotfußfalke (Falco vespertinus)
Verbreitung
Der Rotfußfalke ist als Greifvogel der offenen Landschaft in der Steppen- und Waldsteppenzone Eurasiens weit verbreitet. Dort besiedelt er vor allem offene Moore, große Flussauen und Bereiche, wo Brand, Kahlschlag oder Rodung in der Taiga weite, offene Flächen geschaffen haben (GLUTZ VON BLOTZHEIM ET AL. 1989). Der kleine, grazile Falke brütet in Osteuropa sowie in West-, Zentral- und Nordasien.
Der Rotfußfalke ist in Europa ein regelmäßiger Brutvogel. Sein Hauptvorkommen ist in der großen und kleinen ungarischen Tiefebene lokalisiert. In geringer Zahl ist der etwa 30 cm kleine Vogel auch im Südosten des Polnischen Tieflands anzutreffen. Es werden zwei Unterarten unterschieden, die beide in Europa vorkommen: F.v. verspertinus im Westareal und der etwas kleinere F.v. amurensis im Ostareal (GLUTZ VON BLOTZHEIM ET AL. 1989).
Der Rotfußfalke zieht bereits im Spätsommer wieder aus dem Brutgebiet ab und überwintert in den Savannen und Steppen Ost- und Südafrikas. Dabei folgt er großräumig den dort vorkommenden Heuschreckenschwärmen (GRZIMEK 1968).
In Deutschland brütet die Art nur gelegentlich. Auf dem Gebiet des Landes Sachsen-Anhalt ist eine Brut im Jahr 1978 im Bereich der Mansfelder Seen bekannt geworden. In diesem Gebiet gab es auch 1983 eine weitere Brutbeobachtung und im Jahr 1999 bestand Brutverdacht (SUDFELDT ET AL. 2014).
Ökologie und Zugstrategie
Der Rotfußfalke besiedelt offenes, mit Baumgruppen oder kleinen Wäldchen durchsetztes Gelände und zeichnet sich durch seine ausgeprägte Geselligkeit aus (GRZIMEK 1968). Zur Brutzeit sucht er bevorzugt die Kolonien von Saatkrähen auf, deren alte Nester gern zur Brut genutzt werden.
In unregelmäßigen Abständen erscheint der Rotfußfalke in Mitteleuropa insbesondere zu den Zugzeiten im Frühling und im Herbst. Als Rastplätze suchen die Falken im Herbst häufig gegrubberte Stoppelfelder auf, wo Insekten und Mäuse leicht erbeutet werden können.
Rotfußfalken sind typische Langstreckenzieher, die den paläarktischen Winter im südost- bzw. südafrikanischen Winterquartier verbringen (MAYER & KRATZER 2008). Einzelne Individuen legen dabei Strecken von mehr als 20.000 km zurück. Ende August bis Mitte September versammeln sich die Vögel im Brutgebiet und bilden oft gemeinsam mit anderen kleinen Falkenarten umfangreiche Zuggesellschaften (LOHMANN 1962).
Bestandsentwicklung
Die globale Population umfasst zwischen 300.000 und 800.000 Individuen mit knapp 32.000 Brutpaaren in ganz Europa (BIRDLIFE INTERNATIONAL 2013). Die Gesamtpopulation gilt als rückläufig, wobei dieser Trend auf die anhaltende Zerstörung der Lebensräume des Greifvogels zurückzuführen ist (BIRDLIFE INTERNATIONAL 2013).
Gefährdung und Schutz
Neben der Zerstörung seiner Brutbiotope und der direkten Verfolgung mit Abschuss und Fang wirkt sich vor allem der großflächige Biozideinsatz negativ auf die Falken aus. Im Überwinterungsgebiet ist die Art vor allem durch den Einsatz chemischer Heuschreckenbekämpfung gefährdet. Zum Schutz des Rotfußfalken ist vor allem in den südlichen Überwinterungsgebieten ein vollständiges Verbot dieser Pestizide notwendig.
Rote Liste Deutschland: -
Rote Liste Sachsen-Anhalt: -
Literatur/Links
Quellen:
BIRDLIFE INTERNATIONAL (2013):. Falco vespertinus. The IUCN Red List of Threatened Species 2013: e.T22696432A40744612. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2013-2.RLTS.T22696432A40744612.en. Downloaded on 23 March 2016.
GLUTZ VON BLOTZHEIM, U. N., BAUER, K. M. & BEZZEL, E. (1989): Handbuch der Vögel Mitteleuropas. 4. Bd. Falconiformes. – 2. durchges. Aufl. – Wiesbaden: Aula Verlag.
GRZIMEK, Dr. Dr. H. C. et. al (1968): Grzimeks Tierleben Vögel 1. Kindler Verlag AG, Zürich 1968, Lizenzausgabe Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München (1993) .
LOHMANN, M. "Sozialverhalten und ökologische Ansprüche des Rot fußfalken, Falco vespertinus L., auf dem Zug." Anz. orn. Ges. Bayern 16 (1962): 269-272.
MAYER, J., & KRATZER, D. Einflug des Rotfußfalken Falco vespertinus im Frühjahr 2008 in Baden-Württemberg.
SUDFELDT, C., et al. (2014): Atlas Deutscher Brutvogelarten. Stiftung Vogelmonitoring Deutschland und Dachverband Deutscher Avifaunisten.