Menu
menu

Fliethbach-System zwischen Dübener Heide und Elbe

Größe [ha/km]: 34 / 39
Landkreise und kreisfreie Städte: Wittenberg
Verwaltungseinheiten: Einheitsgemeinde Stadt Kemberg; Einheitsgemeinde Stadt Bad Schmiedeberg; Einheitsgemeinde Stadt Gräfenhainichen; Einheitsgemeinde Stadt Lutherstadt Wittenberg

Gebietsbeschreibung

Das Fliethbach-System ist das bedeutendste Gewässer der östlichen „Dübener Heide“. Von der Nordabdachung der Heide bis in die Auen des „Dessauer Elbetales“ verlaufend, erstreckt sich das FFH-Gebiet über den Westen und Südwesten des Landkreises Wittenberg. Am Gewässerlauf befinden sich mehrere Mühlenteiche, die gegenwärtig überwiegend fischereiwirtschaftlich genutzt werden.

Lebensraumtypen und Flora

Das FFH-Gebiet wird von den Lebensraumtypen der Gewässer geprägt. Flächig bestimmend sind die Bestände des FFH-LRT 3130 Oligo- bis mesotrophe saure Gewässer mit Strandlings- und Zwergbinsenvegetation (10 ha), deren Ausbildung von den Wasserständen in den Teichen abhängt. Konkret handelt es sich um Pflanzengesellschaften mit Nadel-Sumpfbinse (Eleocharis acicularis) und Sechsmännigem Tännel (Elatine hexandra). Die nährstoffreichen Gewässer bilden den FFH-LRT 3150 Eutrophe Seen (5 ha). Hier kommen Stumpfblättriges, Kamm- und Alpen-Laichkraut (Potamogeton obtusifolius, P. pectinatus, P. alpinus) sowie Südlicher Wasserschlauch (Utricularia australis) vor. In den Uferrieden siedelt das Sumpf-Blutauge (Potentilla palustris). Die Fließgewässer werden vom FFH-LRT 3260 Flüsse mit Wasservegetation (6 ha) bestimmt. Flutende Pfeilkraut-Igelkolben-Kleinröhrichte, die Wasserknöterich-Schwimmlaichkraut-Gesellschaft und die Wasserstern-Fluthahnenfuß-Gesellschaften kommen vor. Neben den namengebenden Arten sei zudem das Vorkommen des Bachbunge (Veronica beccabunga) hervorgehoben.

Die Moore werden durch den FFH-LRT 7140 Übergangs- und Schwingrasenmoore (0,8 ha) repräsentiert. Hier siedeln Graue, Schnabel- und Blasen-Segge (Carex canescens, C. rostrata, C. vesicaria), Schmalblättriges Wollgras (Eriophorum angustifolium), Zwerg-Igelkolben (Sparganium minimum) und Kleiner Wasserschlauch (Utricularia minor).
In einem Moorteich ist der FFH-LRT 3160 Dystrophe Seen und Teiche (0,2 ha) ausgebildet. Die Wasser-Torfmoos-Gesellschaft wird durch Schmalblättriges Torfmoos (Sphagnum cuspidatum) und Zwiebel-Binse (Juncus bulbosus) gekennzeichnet.

Moorwälder mit Moor-Birke (Betula pubescens) und Wald-Kiefer (Pinus sylvetris) bestimmen den FFH-LRT 91D0* Moorwälder (5 ha). Übergänge zu eutrophen Bruchwäldern sind vorhanden. Auf den nährstoffarmen Standorten wachsen Hunds-Straußgras (Agrostis canina), Schmalblättriges und Scheiden-Wollgras (Eriophorum angustifoilum, E. vaginatum), Pfeifengras (Molinia caerulea), Siebenstern (Trientalis europaeus), Heidel- und Moosbeere (Vaccinium myrtillus, V. oxycoccus). Charakteristische Moose sind Sumpf-, Sparriges und Zurückgekämmtes Torfmoos (Sphagnum palustre, Sph. aquarrosum, Sph. recurvum). An den Ufern der Fließgewässer stockt Wald, der dem FFH-LRT 91E0* Erlen-Eschenwälder (10 ha) zugeordnet werden kann. Dabei handelt es sich um Traubenkirschen-Erlen-Eschen-Wälder und Winkelseggen-Erlen-Eschen-Wälder, die durch Winkel- und Sumpf-Segge (Carex remota, C. acutiformis), Bitteres Schaumkraut (Cardamine amara), Moschuskraut (Adoxa moschatellina), Wechselblättriges Milzkraut (Chrysosplenium oppositifolium), Sumpf-Pippau (Crepis paludosa), Sumpffarn (Thelypteris palustris) und Alpen-Hexenkraut (Circaea alpina) geprägt werden.

Auf waldfreien Standorten kommen kleinflächig Grünland und Hochstaudenfluren vor. Der FFH-LRT 6510 Magere Flachland-Mähwiesen (1 ha) wird neben Glatthafer (Arrhenatherum elatius), Wolligem Honiggras (Holcus lanatus) und Rasen-Schmiele (Deschampsia cespitosa) von Gemeinem Ruchgras (Anthoxanthum odoratum), Gemeiner Hainsimse (Luzula campestris), Wiesen-Glockenblume (Campanula patula), Wiesen-Schaumkraut (Cardamine pratensis), Wiesen-Labkraut (Galium album), Großer Pimpinelle (Pimpinella major), Scharfem, Knolligem und Goldschopf-Hahnenfuß (Ranunculus acris, R. bulbosus, R. auricomus) sowie Herbst-Löwenzahn (Scorzoneroides autumnalis) aufgebaut.
Mädesüß-, Pestwurz- und Rauhhaar-Weidenröschen-Gesellschaften charakterisieren den FFH-LRT 6430 Feuchte Hochstaudenfluren (0,7 ha).

Fauna

Biber (Castor fiber) und Fischotter (Lutra lutra) besiedelt den Fliethbach und den Großteil seiner Nebengewässer nahezu durchgängig bis in die Oberläufe. Von besonderer Bedeutung für den Fischotter dürften dabei die zahlreichen Teiche als Nahrungshabitat sein. Selbst am weit oberhalb gelegenen Heideteich konnte ein besetzter Fischotterbau nachgewiesen werden. Im Verlauf des stark anthropogen überformten Fliethbachs führen Biberdämme an mehreren Abschnitten zum Aufstau des Gewässers. Auf Grund der linearen Struktur hat das Gebiet lediglich als Jagdlebensraum für Fledermäuse eine gewisse Bedeutung. Neben Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) und Großem Mausohr (Myotis myotis), wären hier Wasser-, Fransen- und Brandtfledermaus (Myotis daubentonii, M. nattereri, M. brandtii) zu nennen.

In den feuchten Uferbereichen lebt der Moorfrosch (Rana arvalis). Die in das FFH-Gebiet einbezogenen Stauteiche an den ehemaligen Wassermühlen eignen sich kaum als Fortpflanzungsgewässer für Lurche, da sie überwiegend für die Fischaufzucht genutzt werden. Auch die in der Dübener Heide vorkommende Knoblauchkröte (Pelobates fuscus) ist wohl eher nur zufällig in Bachnähe anzutreffen. Jacobs (unveröff.) meldete Anfang der 1990er Jahre zahlreiche Amphibienvorkommen aus dem Gebiet, darunter vom Kammmolch (Triturus cristatus) im Reinharzer Heideteich, FND Jagdhausteich, FND Waldweiher und im Brauhausteich.

Der Fliethbach ist im bewaldeten Ober- und Mittellauf ein sommerkühler Niederungs-Forellenbach, der von kaltstenothermen Fischarten wie Schmerle (Barbatula barbatula), Bachforelle (Salmo trutta) und Gründling (Gobio gobio) besiedelt wird. Hier findet auf großen Strecken, auch in den Zuflüssen Buchholzbach, Heidemühlbach und Heideteichbach das Bachneunauge (Lampetra planeri) geeignete Lebensbedingungen. Die durchgängige Besiedlung wird jedoch vielfach von Staueinrichtungen unterbrochen, in deren Oberwasser die hohe Wassertiefe und die anaeroben Schlammablagerungen den Lebensraum stark beeinträchtigen. Auch die zahlreichen Staudämme der Biber verursachen vergleichbare Auswirkungen. Weiterhin kommt der Edelkrebs (Astacus astacus) vor.

Von den wertgebenden Insekten gibt es Nachweise der Grünen Keiljungfer (Ophiogomphus cecilia) aus den Jahren 1977 bis 1998. Aktuell wurde die Art jedoch nicht wieder nachgewiesen, es bestehen aber besiedlungsfähige Abschnitte im Fliethbach. Vom Hirschkäfer (Lucanus cervus) datiert ein Altnachweis aus dem Jahre 1964. Ein aktuelles Vorkommen scheint nicht mehr zu bestehen.

Links/Dokumente

Literaturliste (PDF, nicht barrierefrei)
264, 287, 391, 407, 501, 513, 536, 537, 538, 540, 541, 553
verändert nach:
Jentzsch, M. und Reichhoff, L. (2013): Handbuch der FFH-Gebiete Sachsen-Anhalts. Hrsg. Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 616 Seiten

Hauptteil (N2000-LVO LSA) (PDF, nicht barrierefrei)
Gebietsbezogene Anlage (N2000-LVO) (PDF, nicht barrierefrei)
Erhaltungs- und Wiederherstellungsmaßnahmen (PDF, nicht barrierefrei)

Den Standarddatenbogen und die Meldekarte finden Sie auf der Internetseite des Landesamtes für Umweltschutz.