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Ausflugsziele Altmarkkreis Salzwedel

FFH-Gebiet "Landgraben-Dumme-Niederung nördlich Salzwedel"

Wo einst die innerdeutsche Grenze verlief,...

...befindet sich heute ein Mosaik aus naturnahen Bächen, urigen Auenwäldern und artenreichen Wiesen. Die Landgraben-Dumme-Niederung ist Teil des Grünen Bandes und besitzt eine überregionale, sogar bundesweite Bedeutung. Durch die Lage im Schatten der ehemaligen Grenze blieb die Natur überwiegend vom Menschen unberührt und bietet Arten, die andernorts schon lange verschwunden sind, einen Rückzugsraum.

Ein Besuch des FFH-Gebietes lohnt sich zu fast jeder Jahreszeit. Im Frühling erfreuen Buschwindröschen (Anemone nemorosa) und Leberblümchen (Hepatica nobilis) in den Wäldern die Besucher. Kaum sind sie verblüht, verwandeln Wiesen-Margerite (Leucanthemum vulgare), Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea) und Kuckucks-Lichtnelke (Silene flos-cuculi) die Wiesen von Mai bis Oktober in eine bunte Farbenpracht und locken eine Vielzahl von Schmetterlingen an. Darunter auch einige gefährdete oder vom Aussterben bedrohte Arten wie der Mädesüß-Perlmutterfalter (Brenthis ino) oder der Baldrian-Scheckenfalter (Melitaea diamina).

Die einstigen Grenzbäche prägten die Wälder und Wiesen in der Landgraben-Dumme-Niederung und stellen den Lebensraum für seltene, auf naturnahe Fließgewässer angewiesene Arten dar. Auf der Jagd nach Fischen, Wasserinsekten oder Kaulquappen trifft man mit etwas Glück den Eisvogel (Alcedo atthis) auf einer Sitzwarte an. Nachts durchstreift der Fischotter (Lutra lutra) die Gewässer auf der Suche nach schmackhafter Beute. Wenn man genau hinhört, kann man in lauen Mai-Nächten von der Dämmerung bis Mitternacht ein einzigartiges akustisches Schauspiel erleben: das Laubfroschkonzert (Hyla arborea). Der Struktur- und Gewässerreichtum des Schutzgebietes bietet ideale Bedingungen für zahlreiche Fledermäuse. Die Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) nutzt die Niederungen als Jagdgebiet. In Sachsen-Anhalt zählt sie zu den vom Aussterben bedrohten Arten. In der Landgraben-Dumme-Niederung findet die Mopsfledermaus ebenso wie der Große Abendsegler (Nyctalus noctula) oder das Braune Langohr (Plecotus auritus) einen geeigneten Lebensraum. Sie sind nur wenige Beispiele für die große Artenvielfalt der Fledermäuse in diesem Gebiet.

Die ausgedehnten, urwaldartigen Wälder laden zum Beobachten von Schwarzstorch (Ciconia nigra), Kranich (Grus grus) oder Mittelspecht (Dendrocopos medius) ein. In den feuchten Wiesen kann man unter anderem die Wiesenweihe (Circus pygargus) und die Bekassine (Gallinago gallinago) entdecken. Auf der Suche nach Nahrung stochert die Bekassine mit ihrem auffällig langen Schnabel im feuchten Untergrund oder flachgründigen Wasser nach Insekten oder Pflanzenteilen.

Und die Landgraben-Dumme-Niederung hält noch ein weiteres Highlight parat. Nordöstlich der Ortschaft Hoyersburg, umgeben von Ackerflächen und bewirtschafteten Grünland,  wachsen Pflanzenarten, die man sonst fast nur an den Küsten findet: Strand-Dreizack (Triglochin maritima), Salz-Binse (Juncus gerardii) und Erdbeer-Klee (Trifolium fragiferum). All diese Pflanzen teilen eine Besonderheit – sie tolerieren einen hohen Salzgehalt im Boden. Um die Salzstelle vor der Verschilfung und damit vor dem Niedergang zu bewahren, erfolgt jährlich eine Pflegemahd und anschließend ab September eine Beweidung mit Rindern.

Zum Schutz der Natur und der Kultur in der Landgraben-Dumme-Niederung wurden in der Vergangenheit verschiedene mit EU-Mitteln geförderte Projekte durchgeführt. Ein vom BUND in Kooperation mit dem Trägerverbund Burg Lenzen e. V. initiiertes Projekt mit dem Titel „Naturschutz und Naturerleben in der Landgraben-Dumme-Niederung“ zielte beispielsweise darauf ab, vorhandene Erlebnispunkte aus Natur, Kultur und Geschichte aufzugreifen und durch länderübergreifende Wander- und Radtouren zu vernetzen und zu ergänzen.

Die abwechslungsreiche Landschaft, die seltenen Naturschutzschätze und die Historie der Region verleihen der Landgraben-Dumme-Niederung eine besondere Bedeutung für den Schutz von Tier- und Pflanzenarten sowie Lebensräumen und machen sie zu einem interessanten Ausflugsziel.

Link zum Schutzgebietssteckbrief

FFH-Gebiet "Kellerberge nordöstlich Gardelegen"

Vom Hochsommer bis in den Herbst hinein ...

... verwandelt sich das Heidegebiet rund um die Kellerberge bei Gardelegen in eine traumhaft purpurne Landschaft. Vor allem in dieser Zeit, wenn das Heidekraut (Calluna vulgaris) seine traubigen Blütenstände öffnet, lädt das FFH-Gebiet „Kellerberge nordöstlich Gardelegen“ zu einem romantischen Spaziergang ein, bei welchem mit Sicherheit einige, an diesen besonderen Lebensraum angepasste, Tier-und Pflanzenarten beobachtet werden können.

Die mit offenen Sandstellen und Sandtrockenrasen durchsetzten Zwergstrauchheiden bieten idealen Lebensraum und Nahrungsgrundlage für zahlreiche wärmeliebende Insekten. Die Heidekraut-Sandbiene (Andrena fuscipes) schwirrt emsig um die Blüten, Laufkäfer flitzen über den Weg und aus den Augenwinkeln sieht man Heuschrecken auf die Grashalme hüpfen. In diesen deckungsreichen und gut strukturierten Lebensräumen des FFH-Gebietes profitiert die Zauneidechse (Lacerta agilis) von dem Reichtum an Insekten. An warmen Tagen, wo man sie oft bei einem ausgiebigen Sonnenbad auf Steinen, Baumwurzeln und lückigen Stellen entdecken kann, ist dieses Kriechtier besonders aktiv und jagt Käfer, Spinnen und Ameisen. Reptilien sind wechselwarme Tiere, d.h. ihre Körpertemperatur ist von der Umgebungstemperatur abhängig.   Auch die Kreuzkröte (Bufo calamita) erfreut sich an dem reich gedeckten Tisch in der Heidelandschaft. Die in Sachsen-Anhalt stark gefährdete Amphibienart bewegt sich nicht etwa springend fort, wie alle anderen heimischen Kröten, sondern, aufgrund ihrer kurzen Beine, mäuseähnlich laufend.

Etwas filigraner anmutend bewegt sich die trillernde Heidelerche (Lullula aborea) durch die Lüfte der Kellerberge. Die besonderen halboffenen Lebensräume des Schutzgebietes bieten seltenen, spezialisierten Vogelarten eine gute Nahrungs- und Fortpflanzungsstätte. Neben zahlreichen Raubvögeln wie Wiesenweihe (Circus pygargus), Raufußkauz (Aegolius funereus) und Wespenbussard (Pernis apivorus) finden Leitarten der Heiden hier einen Rückzugsort. Dazu zählt neben der Heidelerche der Ziegenmelker (Caprimulgus europaeus), Steinschmätzer (Oenanthe oenanthe) und Wiedehopf (Upupa epops). Der Wiedehopf, der „Punk“ unter den Vögeln, ist mit seiner fächerartigen Kopfhaube und dem orangebraun-schwarz-weißem Gefieder sehr auffällig. Mit dem langen, schlanken Schnabel sucht er im Boden des Offenlandes mit kurzen, nickenden Kopfbewegungen nach schmackhafter Nahrung. Wer ihn jedoch nicht zu Gesicht bekommt, kann vielleicht mit etwas Glück das einzigartige „hup-hup-hup“, seinen Ruf, hören.

Die strukturelle Vielfalt des Gebietes ermöglicht die Existenz zahlreicher seltener und geschützter Arten im Gebiet. Die Verzahnung der verschiedenen Offenlandlebensräume mit den Vorwäldern bis hin zu den dichteren Mischwäldern wie dem bodensauren Eichenwald, ist besonders wertvoll und bildet den Charakter des Gebietes. Von der Strukturvielfalt profitieren auch die „Jäger der Nacht“. In den Dämmerungs- und Nachtstunden nutzen die streng geschützten Arten wie u.a. Großer Abendsegler (Nyctalus noctula), Braunes Langohr (Plecotus auritus) und die kleinste europäische Fledermausart, die Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus), das Schutzgebiet zur akrobatischen Jagd nach den unzähligen Nachtinsekten, die von den insektenfressenden Vögeln bei Tag verschont geblieben sind. In den bewaldeten Bereichen können Baumhöhlen oder Spalten hinter sich lösender Borke alter Eichen oder Kiefern als Quartiere dienen. Eine weitere Besonderheit des FFH-Gebietes ist das Vorkommen unseres größten heimischen Käfers, dem Hirschkäfer, der von Juni bis August um die Kronen der Eichen schwirrt.

Doch die Schönheit und Einzigartigkeit wahrt sich nicht von allein. Die damalige militärische Nutzung trug durch Offenhaltung des Gebietes maßgeblich zur Entwicklung der Heidelandschaft bei und schuf hervorragende Bedingungen für die Calluna-Heide. Heute sind im Gebiet die Spuren des Übungsplatzes weitgehend beseitigt und geeignete Erhaltungsmaßnahmen, die eine Wiederbewaldung verhindern und eine Regenerierung der Heidebestände fördern, müssen angewandt werden. Dazu zählen Entbuschung, Plaggen, Mahd und der Feuereinsatz. Das kontrollierte Brennen stellt eine bewährte Maßnahme zur Verjüngung und Beseitigung konkurrierender Arten in den Kellerbergen dar und wurde bereits mehrmals, u.a. durch das Büro für Ökologie und Naturschutz Rana und die Feuerwehr der Stadt Gardelegen, durchgeführt. Die Nr. 1 der Heidepfleger sind allerdings die Heideschnucken eines ortsansässigen Schäfers, der schon seit 1992 die Flächen des FFH-Gebietes bewirtschaftet. Durch die Weiterführung und Intensivierung der gezielten Pflegemaßnahmen können die kulturhistorisch gewachsenen Lebensraumtypen und deren seltenen, spezialisierten Arten noch lang erhalten bleiben und zum Verbund des europäischen Natura 2000-Netzes beitragen. 

Link zum Schutzgebietssteckbrief