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Wolf (Canis lupus)

Beschreibung

Oft werden Wölfe mit Schäferhunden oder Huskys verglichen. Tatsächlich haben Wölfe aber viel längere Beine. Ihr Rücken verläuft gerade und ihr Gang sieht federnd und leicht aus, ganz anders als bei einem Hund der gleichen Größe. Trotzdem darf nicht vergessen werden, dass es Hunderassen gibt, die sehr leicht mit Wölfen zu verwechseln sind. Hier sind besonders der Tschechoslowakische Wolfshund und der Saarloos Wolfshund zu nennen. Diese Hunderassen können selbst von Fachleuten oftmals nicht sicher vom Wolf unterschieden werden, wenn sie entfernt im Wald oder auf dem Feld gesehen werden. Wölfe kommen in den unterschiedlichsten Lebensräumen vor. Dies führte dazu, dass es den Wolf in verschiedenen Größen und Farbvarianten gibt. So kommen in der Arktis die weißen Polarwölfe vor. In Steppenregionen ist die Fellfärbung hingegen hellbraun bis beige. In Europa sind Wölfe im Rückenbereich eher dunkel gefärbt und im Bauchbereich hell bis ockerfarben, die Seiten erscheinen hellbraun. Zwischen Sommer- und Winterfell bestehen Unterschiede besonders im Volumen und damit in der Erscheinung des Wolfes. Die Rute des Wolfes wird locker hängend getragen, ein Merkmal, das ihn von vielen Hunderassen, besonders dem manchmal ähnlich gefärbten Husky, unterscheidet. Die Größe von Wölfen variiert stark. Dies hängt zum einen von den klimatischen Bedingungen ab, in denen sie leben, aber auch von den Ressourcen an Beutetieren und den damit zur Verfügung stehenden Energiequellen. Durch seine enorme geografische Verbreitung zeigt der Wolf daher unterschiedliche „Baupläne“, welche speziell an seine jeweilige Umwelt angepasst sind.

Biologie und Ökologie

Als größter Vertreter der Familie der Hundeartigen erreichen die Rüden eine Schulterhöhe von 70 bis 90 cm (Fähen 60 bis 80 cm) und ein Gewicht von 30 bis 50 kg. Es existieren aktuell mehr als 12 Unterarten, die in Deutschland lebenden Wölfe gehören zur Unterart des Europäischen Grauwolfes (Canis lupus lupus). Der gesamte Körperbau des Wolfes ist auf eine trabende, ausdauernde Bewegung ausgerichtet. Hohe Geschwindigkeiten von 40 bis 50 km/h kann er nur für wenige Minuten erreichen. Dank seiner ausgezeichneten Sinne ist der Wolf optimal an das Leben als Jäger angepasst. Sein Geruchssinn ist etwa 100-mal besser als der von Menschen. Beutetiere können über eine Entfernung von ca. 2,5 km wahrgenommen werden. Mit ihrem Gehör können sie das Heulen ihrer entfernten Artgenossen über mehrere Kilometer hinweg hören. Als Opportunisten nutzen Wölfe jede zur Verfügung stehende Nahrungsquelle. Zur Hauptbeute des Großprädators gehören unter anderem Rotwild, Wildschweine, Rehe und Elche. Pro Tag benötigt ein ausgewachsener Wolf etwa 3 bis 4 kg Nahrung. Wölfe erlegen ihre Beute mit einem Biss in den Nacken oder die Kehle. Größere Beutetiere wie Elche oder Hirsche werden während einer Hetzjagd in Flanken oder Keulen gebissen. Ist die Beute am Boden, wird sie mit einem Todesbiss in die Kehle erlegt. Der Wolf verfügt über eine hohe Bisskraft und fügt den Beutetieren starke, oft tödliche, Wunden zu. Das Rissmuster unterscheidet sich in der Regel deutlich von den Verletzungen, die Hunde den Tieren zufügen. Wölfe sind soziale Tiere und leben in einem komplexen Familienverband (Rudel). Das Rudel besteht aus den beiden Elterntieren, den Jungwölfen des Vorjahres und den Welpen des aktuellen Jahres. Die Größe des Rudels liegt in der Regel bei fünf bis zehn Tieren, variiert aber je nach Region und Nahrungsverfügbarkeit. Wölfe verfügen über ein stark ausgeprägtes Ausdrucksverhalten, sie kommunizieren untereinander über Körperhaltungen und Mimik. Auch Heulen dient der Kommunikation und fördert den Zusammenhalt. Alle Mitglieder des Rudels bewohnen gemeinsam ein Revier und verteidigen es gegen fremde Wölfe. In Mitteleuropa liegt die Reviergröße bei 200 bis 300 km². Innerhalb des Rudels paaren sich nur die Elterntiere. Von Januar bis März findet die Paarung statt. Nach etwa 62 bis 64 Tagen bringt die Wölfin in einer abgelegenen Höhle im Zeitraum von April bis Mai in der Regel vier bis sechs Welpen zur Welt. Blind und taub geboren, entwickeln sie sich schnell und verlassen nach ungefähr drei Wochen erstmals die Höhle. Um den Nachwuchs kümmert sich das gesamte Rudel. Im Alter von 22 Monaten erreichen die Jungwölfe die Geschlechtsreife, verlassen das Rudel und begeben sich auf die Suche nach einem Partner und einem eigenen Revier.

Verbreitung

Einstmals waren Wölfe über die ganze nördliche Halbkugel verteilt und somit die am weitverbreitetsten Raubtiere der Erde. Insgesamt gibt es heute durch jahrhundertelange Verfolgung aber leider nur noch etwa 20.000 Individuen, die größten Populationen sind in Russland anzutreffen. Doch auch in Nordamerika, Grönland, und Skandinavien sowie Transsylvanien. Dass man mit Wölfen häufig Wälder in Verbindung bringt, liegt daran, dass sie aus ihren anderen ursprünglichen Verbreitungsgebieten frühzeitig vertrieben worden sind. Tatsächlich aber überleben Wölfe durch ihre hohe Anpassungsfähigkeit, die nur der des Menschen nachsteht, in fast jedem Gebiet - von der Arktis über die mitteleuropäischen Wälder bis hin zu den Steppen in den südlicheren Gefilden.

Bestandssituation in Sachsen-Anhalt

Im Jahr 2008 wurde in Sachsen-Anhalt der erste Wolf nachgewiesen. Das erste Rudel etablierte sich im Gebiet des Truppenübungsplatzes (TÜP) Altengrabow im Jerichower Land.

Während des Monitoringjahrs 2013/14 wurden sechs Rudel nachgewiesen: Auf dem TÜP Altengrabow, auf dem TÜP bei Dolle in der Colbitz-Letzlinger Heide, im Raum Göritz-Stackelitz-Cobbelsdorf-Klepzig, im Gebiet des Militärischen Sicherheitsbereiches Annaburger Heide im Dreiländereck mit Sachsen und Brandenburg, in der Glücksburger Heide sowie im Norden Sachsen-Anhalts das grenzüberschreitende Revier des Gartower Rudels.

Im Jahr 2015 konnten zwei neue Rudel nachgewiesen werden: Rudel Hoher Fläming sowie Rudel Coswig westlich bzw. südlich des bereits bekannten Rudels Göritz-Klepzig.

In der Oranienbaumer Heide und in der Klietzer Heide leben jeweils zwei Wölfe, für die eine dauerhafte Paarbildung noch nicht belegt ist. Im Zichtauer Forst hatte sich bereits 2014 ein Wolfspaar angesiedelt, ein Nachweis von Welpen konnte jedoch noch nicht erbracht werden.

Aktuelle Informationen zu der Bestandssituation finden Sie unter:

Monitoring (sachsen-anhalt.de)

Gefährdung und Schutz

In vielen Teilen der Welt, in denen der Wolf noch vorkommt, wird er auch heute aktiv verfolgt. Allerdings setzt sich zunehmend die Erkenntnis durch, dass der Wolf keine Gefahr für den Menschen oder seine Landwirtschaft darstellt, vielmehr wird der Wolf zunehmend im Rahmen der Naturschutzbemühungen als ein willkommener Bestandteil der Tierwelt angesehen.

Maßnahmenplan:

Die aufzubauenden Strukturen und die zu ergreifenden Maßnahmen sind insbesondere von der Wiederbesiedlung Sachsen-Anhalts durch den Wolf abhängig. In Vorbereitung der Etablierung von Wölfen in Sachsen-Anhalt sind folgende Schritte notwendig:

  • Abstimmung über Grundsätze des Wolfsmanagements und Ziele des Landes Sachsen-Anhalt unter Einbeziehung von Interessensverbänden

  • Festlegung der Zuständigkeiten, Informationswege und Aufgaben der Behörden bei Meldung von Wölfen (insbesondere verhaltensauffälligen Wölfen, Todfunden und Abschüssen von Wölfen), Schadensfällen, Gefährdungen von Menschen und Nutztieren, ggf. Schulung von Mitarbeitern

  • Klärung juristischer und haushaltstechnischer Fragen in Bezug auf Finanzierung von Präventionsmaßnahmen und Kompensation

  • Konzeptionelle Vorbereitung des Wolfsmanagements und Organisation des Monitoring durch die Fachbehörde für Naturschutz

  • Einrichtung einer Referenzstelle Wolfsschutz

  • Aufbau eines Netzes von lokalen/regionalen, in der Landesfläche präsenten Ansprechpartnern für den Wolfsschutz

  • Öffentlichkeitsarbeit, Information und Schulung von Nutztierhaltern (insbesondere Schafzüchter), sowie Schulung und Qualifikation geeigneter Mitarbeiter zur fachlichen Begleitung von Maßnahmen und Begutachtung von Schadensfällen

  • Vorbereitung, Abstimmung und Durchführung präventiver Maßnahmen sobald Wölfe in Sachsen-Anhalt dauerhaft etabliert sind, werden zusätzlich notwendig:

    • Optimierung und Ausbau präventiver Maßnahmen zum Schutz von Nutztieren

    • Bereitstellung von Finanzmitteln zur Unterstützung der Prävention und zur Kompensation entstandener Schäden

    • Intensivierung des systematischen Monitorings; je nach Umfang der Wolfspopulation muss über die Form des Monitorings (Datensammlung oder gezieltes, detailliertes Monitoring) entschieden werden

    • Aufbau von Kontakten zu Zoologischen Gärten und Tiergehegen zwecks eventueller Aufnahme von Wölfen (verletzte Tiere, „Problemwölfe“)


Rote Liste Deutschland:                    1 - Vom Aussterben bedroht (Stand 2009)

Rote Liste Sachsen-Anhalt:               0 - Ausgestorben bzw. verschollen (Stand 2004)

Literatur/Links

Quellen:

LANDESAMT FÜR UMWELTSCHUTZ SACHSEN-ANHALT (2013): Natura verbunden - Das Wildtier Wolf. Halle (Saale). 32 S.

PROMBERGER, Ch. & PROMBERGER, B. (2010): Faszination Wolf. Mythos, Gefährdung, Rückkehr. Franck-Kosmos-Verlags-GmbH & Co.KG. Stuttgart.

BAUMGARTNER, H.; GLOOR, S.; WEBER, J. und DETTLING, P. (2011): Der Wolf. Ein Raubtier in unserer Nähe. Haupt Verlag. Stuttgart.

Landesamt für Umweltschutz (LAU) Monitoring (sachsen-anhalt.de)

weiterführende Informationen: Das Wolfskompetenzzentrum (WZI) (sachsen-anhalt.de)