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Vogel-Azurjungfer (Coenagrion ornatum)

Beschreibung

Die Vogel-Azurjungfer gehört zur Gattung der Azurjungfern, welche der Familie der Schlanklibellen zuzuordnen ist. Der vor allem bei den Männchen intensiv blau gefärbte Körper ist mit schwarzen Zeichnungen versehen. Als ein charakteristisches Merkmal von Coenagrion ornatum dient die Zeichnung auf dem zweiten Abdominalsegment. Laut BELLMANN (1993) ähnelt diese einem „U“, wogegen DIJKSTRA & LEWINGTON (2015) in diesem Muster eher ein schwarzes „W“ oder gestielten Dreizack erkennen. Die Silhouette eines fliegenden Vogels (woher die Namensgebung der Art rührt)  ist laut Autoren jedoch nur mit viel Fantasie erkennbar. (vgl. BELLMANN 1993, DIJKSTRA & LEWINGTON 2015)

Biologie und Ökologie

Die Vogel-Azurjungfer bewohnt langsam fließende, besonnte, sommerwarme, dauerhaft wasserführende Gräben und kleine Bäche, welche als geeigneter Lebensraum für die Larven im Winter nicht vollständig durchfrieren dürfen. Diese Gewässer zeichnen sich durch eine oft mannigfaltige Unter- als auch Überwasservegetation hohen Deckungsgrads aus, wobei für die Flugstrecken der Libellen immer offene Wasserflächen vorhanden sein müssen. Wie bei vielen Libellenarten verbinden sich Männchen und Weibchen zur Fortpflanzung zu einem Paarungsrad. In dieser Formation klettern die Tiere an der Vegetation bis zur Wasserlinie hinunter, sodass das Weibchen mittels seiner Legevorrichtung die Eier in die untergetauchten Stängel und Blätter abgeben kann. Nach ca. 3 Wochen schlüpfen die Larven, welche für ein (evtl. auch zwei) Jahre räuberisch am Gewässergrund und untergetauchten Pflanzenteilen aufhalten. Mitte Mai bis Ende Juni klettern die Libellenlarven aus dem Wasser und zwängen sich aus ihren Larvenhüllen, welche als „Exuvien“ an der gewässerbegleitenden Vegetation festgekrallt verweilen. Die Hauptflugzeit von Coenagrion ornatum erstreckt sich von Mai bis spätestens Mitte August. Als filigraner Flieger erbeutet die Imago (geschlechtsreifes Vollinsekt) kleine Insekten wie Mücken, Blattläuse oder Steinfliegen. (PETERSEN & ELLWANGER 2006)

Verbreitung

Das Vorkommen dieser Kleinlibelle liegt überwiegend im süd-ost-mediterranen Gebieten und erstreckt sich vom westlichen Iran über die Türkei, den Balkan bis in die Urkaine. Die Ostsee-Region in Polen bildet ihren nördlichen Arealrand, wobei die Art hier nicht häufig ist, nur verstreut auftritt und weitflächig ausgestorben ist. Abgesehen von der Donauregion ist Coenagrion ornatum in Deutschland ebenfalls nur sporadisch anzutreffen. Die westlichsten Artnachweise sind in Zentralfrankreich vorzufinden. (DIJKSTRA & LEWINGTON 2015)

Bestandssituation in Sachsen-Anhalt

Der Artnachweis der Vogel-Azurjungfer in Sachsen-Anhalt ist defizitär bzw. veraltet und gibt daher nur einen Ausschnitt der Vorkommen im Land. Die wohl beständigste Population ist im Bereich der Helme-Niederung zu finden. Auch wird von einem Vorkommen im Bereich der Dummeniederung ausgegangen. Coenagrion ornatum erreicht im Südosten Deutschlands die (nord-) westliche Grenze seines Hauptareals, wodurch Artnachweise in Sachsen-Anhalt wohl auch weiterhin als isolierte lokale Populationen (Vorposten) existieren werden. (TIERARTENMONITORING NATURA 2000 SACHSEN-ANHALT o.J., MÜLLER & STEGLICH 2004)

Gefährdung und Schutz

Als wesentliche Gefährdungsursache gilt eine intensivierte, landwirtschaftliche Nutzung, insbesondere Grünlandumbruch. Infolge von Sediment- und Nährstoffeinträgen, hervorgerufen durch den erhöhten Einsatz von Agrochemikalien und mechanischer Bodenbearbeitung, ist eine häufigere, teils intensivere Gewässerunterhaltung und Räumung notwendig. Die Aufgabe von Böschungsmahd, einhergehend mit dichter, nitrophiler Hochstaudenflur, Verbuschung und Beschattung der Gewässerbereiche ist ebenfalls kontraproduktiv. Grundwasserabsenkung, Gewässerausbau oder sogar Verfüllung sind ebenfalls Faktoren, welche die Art ihrer Habitate berauben oder die Qualität dieser beeinträchtigen. Der Schutz der Vogel-Azurjungfer liegt überwiegend im Erhalt ihrer Lebensräume, adäquater Gewässerunterhaltung und nährstoffangepasster/-reduzierter Landwirtschaft. (PETERSEN & ELLWANGER 2006)

Rote Liste Deutschland:                    1 – Vom Aussterben bedroht (Stand 1998)

Rote Liste Sachsen-Anhalt:               1 – Vom Aussterben bedroht (Stand 2004)

Literatur/Links

Quellen:

BELLMANN, H. (1993): Libellen – beobachten, bestimmen. Naturbuch Verlag, Augsburg, 274 S.
DIJKSTRA, K. & LEWINGTON, R. (2014): Libellen Europas – Der Bestimmungsführer. Haupt, Bern, 320 S.
MÜLLER, J. & STEGLICH, R. (2004): Rote Liste der Libellen (Odonata) des Landes Sachsen-Anhalt. 2. Fassung
In: LANDESAMT FÜR UMWELTSCHUTZ SACHSEN-ANHALT (2004): Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Heft 39. Rote Listen Sachsen-Anhalt 2004, Halle
PETERSEN, B. & ELLWANGER, G. (Bearb.) (2006): Das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000. Ökologie und Verbreitung von Arten der FFH -Richtlinie in Deutschland. Band 3: Arten der EU Osterweiterung. Schr.R. f. Landschaftspfl. u. Natursch., Heft 69/3, 188 S.
TIERARTENMONITORING NATURA 2000 SACHSEN-ANHALT (o.J.): Libellen - Vogel-Azurjungfer. http://www.tierartenmonitoring-sachsen-anhalt.de/index.php (Zugriff 22.01.2016)