Glücksburger Heide
Größe [ha]: 1.805
Codierung: F68/S22
Landkreise und kreisfreie Städte: Wittenberg
Verwaltungseinheiten: Einheitsgemeinde Stadt Jessen (Elster)
Gebietsbeschreibung
Das FFH-Gebiet, in weiten Teilen deckungsgleich mit dem NSG „Glücksburger Heide“, liegt nördlich von Jessen im „Südlichen Fläming-Hügelland“ innerhalb eines ehemaligen militärischen Sperrgebietes. Es schließt die zentrale Freifläche nördlich der alten Feuerlinie mit den angrenzenden Panzerablaufbahnen, große Abschnitte der Hauptpanzerstraße, das Bombodrom sowie den ehemaligen Hubschrauberlandeplatz ein. Das einstmals nahezu geschlossene Waldgebiet wurde jahrzehntelang militärisch genutzt. Rodungen, Brände und der Übungsbetrieb führten zur Zurückdrängung des Waldes. Es entstand eine artenreiche, offene Landschaft mit Heiden, Sandtrockenrasen und vegetationsfreien Flächen. Seit der Aufgabe der militärischen Nutzung im Jahr 1990 unterliegen große Teile der naturschutzfachlich wertvollen Heidekomplexe der natürlichen Sukzession, so dass das Gesamtarteninventar der Biotop- und Nutzungstypen aktuell in hohem Maße durch Heide- und Pionierwaldentwicklungen geprägt wird.
Lebensraumtypen und Flora
Zwergstrauchheiden des FFH-LRT 4030 Trockene Heiden (1026 ha) prägen das Gebiet. und treten in verschiedenen Entwicklungsstadien bei stark differierender Verbuschung und Vergrasung auf. Ungünstige Erhaltungszustände mit hohen Anteilen von Hänge-Birke (Betula pendula), Gemeiner Kiefer (Pinus sylvestris) und Land-Reitgras (Calamagrostis epigejos) nehmen mit über 30 % bereits hohe Flächenanteile ein. Charakteristische Arten sind Besen-Heide (Calluna vulgaris), Pillen-Segge (Carex pilulifera), Dreizahn (Danthonia decumbens) und Haar-Ginster (Genista pilosa).
In den brachgefallenen Bereichen der Marcolinischen Wiesen vermitteln u. a. Pfeifengras (Molinia caerulea), Sumpf-Schafgarbe (Achillea ptarmica), Sumpfdotterblume (Caltha palustris) und Kuckucks-Lichtnelke (Lychnis flos-cuculi) zu verschiedenen Feuchtwiesengesellschaften.
Fauna
In den von Kiefern dominierten Waldbeständen wurden vereinzelt Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) und regelmäßig Braunes Langohr (Plecotus auritus) sowie Großer Abendsegler (Nyctalus noctula) nachgewiesen.
Einzelnachweise adulter Schlingnattern (Coronella austriaca) sowie verkehrsbedingte Totfunde von Jungtiere deuten auf einen reproduktiven Bestand in der Glücksburger Heide hin. Auch die Zauneidechse (Lacerta agilis) findet in den Heideflächen geeignete Habitate.
Die Glücksburger Heide ist kein geeigneter Lebensraum für die feuchtigkeitsbedürftigen Lurche. Dennoch kommen vereinzelt Kreuzkröte (Bufo calamita) und Knoblauchkröte (Pelobates fuscus) vor. In Kleingewässern des Lindwerd`schen Winkels und der Marcolinischen Wiesen wurden Kammmolch (Triturus cristatus) und Moorfrosch (Rana arvalis) in geringen Bestandsgrößen nachgewiesen.
Hervorzuheben ist das seit 2003 bekannte Vorkommen der Großen Moosjungfer (Leucorrhinia pectoralis). Nachweise gelangen mittlerweile an verschiedenen Kleingewässern im Südosten der Glücksburger Heide. Im Jahr 2011 konnte die Art im Rahmen des landesweiten Artmonitorings noch an vier der ehemals sechs Gewässer bestätigt werden. Exuvienfunde belegen die erfolgreiche Reproduktion.
Die Dominanz der Heide- und Pionierwaldsukzessionsstadien im EU SPA bietet verschiedenen wertgebenden Brutvogelarten wie Ziegenmelker (Caprimulgus europaeus), Neuntöter (Lanius collurio) und Heidelerche (Lullula arborea) besonders günstige Bruthabitate. Daneben ist der Raubwürger (Lanius excubitor) als Brutvogel und Wintergast erwähnenswert. Die Populationen von Sperbergrasmücke (Sylvia nisoria) und Brachpieper (Anthus campestris) sind wegen der fortschreitenden Verbuschung rückläufig.
Links/Dokumente
Literaturliste (PDF, nicht barrierefrei)
207, 212, 214, 263, 264, 279, 325, 413, 465, 474
verändert nach:
Jentzsch, M. und Reichhoff, L. (2013): Handbuch der FFH-Gebiete Sachsen-Anhalts. Hrsg. Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 616 Seiten
Erhaltungs- und Wiederherstellungsmaßnahmen (PDF, nicht barrierefrei)
Den Standarddatenbogen und die Meldekarte finden Sie auf der Internetseite des Landesamtes für Umweltschutz.
Das Natura 2000-Gebiet ist durch das Naturschutzgebiet "Glücksburger Heide" bereits rechtlich gesichert.