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Grünes Koboldmoos (Buxbaumia viridis)

Beschreibung

Das Grüne Koboldmoos ist ein winziges Laubmoos aus der Familie der Buxbaumiaceae, das als Sporophyt relativ leicht zu erkennen ist. Der männliche Pflanzenteil besteht aus nur einem kugeligen und extrem reduzierten, unterirdischen so genannten Gametophyten – dem männlichen Sexualorgan der Moose. Der weibliche Teil dieses Mooses wächst oberirdisch und ist chlorophyllreich. Er besteht aus den aufrecht wachsenden, etwa 5 – 10 mm langen, orange-braun gefärbten Stielen, auf denen die grünen, eiförmig bis länglichen Sporenkapseln sitzen (WEYMAR 1969). Nach WIKLUND (1998) besitzt Buxbaumia den komplexesten Kapselaufbau unter den Moosen. Mythologisch interessant sind die Hinweise auf ein sympatrisches Vorkommen in Sagengestalten (BECHER 1970, BECHER 2001). So rührt die deutsche Namensgebung daher, dass die Samenkapseln des Grünen Koboldmooses den Mützchen der Kobolde sehr ähnlich seien.

Biologie, Standorte und Soziologie

Bei dem Grünen Koboldmoos handelt es sich um eine einjährige Pflanze (BECHER 2001). Im Vergleich zu anderen Moosen ist die Art daher relativ kurzlebig. Das Grüne Koboldmoos wächst bevorzugt auf stark vermorschten Baumstümpfen oder modrigem Humus in permanent luftfeuchten, schattigen Nadel-, seltener Laub- und Mischwäldern (BECHER 2001) und tritt einzeln oder herdenweise auf (WEYMAR 1969). Die Art besitzt eine überwiegend saprophytische Lebensweise, das heißt, die Ernährung erfolgt osmotroph von toter organischer Substanz (z.B. Totholz). Das Grüne Koboldmoos breitet seine Sporen im Frühjahr und Sommer aus. Während der Reife bricht die Epidermis der Samenkapsel auf und rollt sich zu den Rändern leicht um.

Verbreitung

In Europa ist das Grüne Koboldmoos weit verbreitet, tritt aber nur selten und sehr sporadisch auf. In Deutschland ist die Art sehr selten geworden und aktuell vor allem noch im Bergland – in Thüringen, Baden-Württemberg, Bayern, Saarland, Hessen,  Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Sachsen sowie in Sachsen-Anhalt – nachweislich vorhanden (SCHNEIDER & SCHNEIDER 2012, ECKSTEIN et al. 2013, RÖLLER 2014, MÜLLER et al 2016, NLWKN 2019, HAYNOLD pers. Mitt). Andere Vorkommen im Flachland um die Ostsee sind nach LUDWIG (1996) bereits erloschen.

Bestandssituation in Sachsen-Anhalt

Lange Zeit gab es keine aktuell bestätigten Nachweise dieser Art für Sachsen-Anhalt. Letztmalig wurden die Vorkommen des Grünen Koboldmooses von LOESKE (1903) für die Fichtenwälder im Oberharz  aufgeführt (s.a. MEINUNGER & MÜLLER, 1997). Seit 2015 ist allerdings eine "kleine bis mittlere Population" im FFH-Gebiet "Bodetal und Laubwälder des Harzrandes bei Thale" (FFH0161) belegt. Diese ist in den Standarddatenbögen des Gebietes von 2015 und 2016 verankert (LAU 2015, LAU 2016). Aufgrund dieses aktuellen Nachweises sind weitere bisher unbekannte Vorkommen im Harz nicht auszuschließen.

Gefährdung und Schutz

Als Ursache für den fast vollständigen Verlust der Art in Sachsen-Anhalt werden die Vernichtung von alten, naturnahen Nadelwäldern durch forstliche Übernutzung und die damit verbundene Veränderung des Mikroklimas der Wuchsorte angesehen. Auch die hohen Nähr- und Schadstoffeinträge, vor allem durch atmosphärische Deposition und sauren Regen, sowie die Kalkung der Fichtenkulturen können als Gefährdungsgründe des Grünen Koboldmooses im Harz angesehen werden.

Rote Liste Deutschland:                    2 – Stark gefährdet (Stand 1996)

Rote Liste Sachsen-Anhalt:               0 – Ausgestorben bzw. verschollen (Stand 2004)

Literatur/Links

Literatur:

BECHER, J. K. (1970): Symbiosen im Reich der Moose – Tatsachen und Mythologien. – Unsere Heimat. – 14. –S. 12 – 28
BECHER, J. K. Bryophyta (Moose) – Publikation,  2001. – S. 95 – 149
ECKSTEIN, J., DREHWALD, U.,TEUBER, D. & OPITZ, A. (2014): Die Laubmoose Orthotrichum rogeri Brid. und Buxbaumia viridis (Lam. ex DC.) Moug. & Nestl. in Hessen 2013. In: Hessische floristische Briefe. Bd. 62, Nr. 2, ISSN 0439-0687, S. 17–24.
LAU - LANDESAMT FÜR UMWELTSCHUTZ SACHSEN-ANHALT: Standarddatenbogen "Bodetal und Laubwälder des Harzrandes bei Thale" FFH 0161, Aktualisierung Mai 2015
LAU - LANDESAMT FÜR UMWELTSCHUTZ SACHSEN-ANHALT: Standarddatenbogen "Bodetal und Laubwälder des Harzrandes bei Thale" FFH 0161, Aktualisierung Mai 2016
LOESKE, L.(1903): Moosflora des Harzes. – Leipzig: Borntraeger
LUDWIG, G. (1996) Rote Liste der Moose (Anthocerophyta et Bryophyta) Deutschlands S. 189-306: In LUDWIG, G. Schnittler. M.: Rote Liste der gefährdeten Pflanzen Deutschlands. Schriftenreihe Vegetationskunde 28 .
MEINUNGER, L. & MÜLLER, F. (1997): Moose. – In: Arten- und Biotopschutzprogramm Sachsen-Anhalt. Landschaftsraum Harz. – Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. – Halle SH 4. – S. 132 – 140
MEINUNGER, L. & SCHÜTZE, P. (2004): Rote Liste der Moose des Landes Sachsen-Anhalt. In: Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt 39, S. 58-67.
MÜLLER, F., BIEDERMANN, S., BAUMANN, M. & HAYNOLD, B. (2016): Ergänzungen zur Moosflora Sachsens. In: Herzogia. Bd. 29, Nr. 2, Teil 2, S. 643–653
NIEDERSÄCHSISCHER LANDESBETRIEB FÜR WASSERWIRTSCHAFT KÜSTEN- UND NATURSCHUTZ NLWKN (2019): FFH-Gebiet 120 Hainberg, Bodensteiner Klippen, online https://www.nlwkn.niedersachsen.de/ffh-gebiete/ffh-gebiet-120-hainberg-bodensteiner-klippen-197553.html, abgerufen am 07.11.2024
RÖLLER, O. (2014): Das Grüne Koboldmoos (Buxbaumia viridis) im Pfälzerwald (Rheinland-Pfalz) – Ein Wiederfund des FFH-Mooses für Rheinland-Pfalz. In: Pollichia-Kurier. Bd. 30, Nr. 2, ISSN 0936-9384, S. 29–32.
SCHNEIDER, C & SCHNEIDER, T. (2012): Das Grüne Koboldmoos Buxbaumia viridis (Moug. ex Lam. & DC.) Brid. ex Moug. & Nestl. neu für das Saarland. DELATTINIA e.V. - Naturforschende Gesellschaft des Saarlandes, online https://www.delattinia.de/node/680, abgerufen am 07.11.2024
WEYMAR, H. (1969): Buch der Moose, Verlag Neumann, Neudamm-Melsungen, Basel-Wien. 3. Aufl.
WIKLUND, K. (1998): Population ecology of bryophytes with focus on the epixylic moss species Buxbaumia viridis, including a review of metapopulation dynamics in plant populations. Introductory Research Essay-Swedish University of Agricultural Sciences, Department of Conservation Biology (Sweden).