Hirschkäfer (Lucanus cervus)
Beschreibung
Der Hirschkäfer ist der größte heimische Käfer und kann bis zu 9 cm (Männchen, einschließlich geweihartig verlängerter Mandibeln) groß werden, aber auch nur 2,5 cm große Tiere sind beschrieben. Auffällig sind beim Männchen die namengebenden geweihartig vergrößerten Mandibeln. Weitere Merkmale der Art sind das stark verlängerte erste Fühlerglied, über dem dann ein scharfes Knie ansetzt, die vier nach innen kammartig erweiterte Endglieder (süd- und osteuropäische Rassen fünf bzw. sechs erweiterte Endglieder) der Fühler, die gegeneinander nicht beweglich sind und der Halsschild, der von den Flügeldecken etwas abgerückt ist. Die Weibchen sind komplett dunkelbraun gefärbt, die Männchen ebenfalls, teilweise treten auch heller gefärbte Flügeldecken auf.
Biologie und Ökologie
Zur Eiablage graben sich die Weibchen an der Außenseite von Stubben, Bäumen oder auch Pfählen mehrere Dezimeter tief ein. Aufgesucht wird dazu Holz, welches bereits beginnt, sich zu zersetzen. Es dauert gewöhnlich 5 – 8 Jahre, ehe die Larvalentwicklung abgeschlossen werden kann. Im Erdreich, wenige cm unterhalb der Erdoberfläche, wird dann eine Puppenwiege angelegt, in der die Umwandlung zum fertigen Käfer erfolgt. Die Käfer verlassen erst im Frühjahr des Folgejahres die Puppenwiege. Dazu wühlen sie sich zur Erdoberfläche. Beheimatet ist der Hirschkäfer in Eichenwäldern, Eichen-Hainbuchenwäldern und Kiefern-Traubeneichenwäldern der Ebene und der niederen Höhenlagen. Doch auch in älteren Parkanlagen, Gärten und Obstplantagen wurden die Tiere festgestellt. Neben verschiedenen Laubbäumen konnten auch Fichte und Kiefer als Nahrungspflanzen nachgewiesen werden. Die Entwicklung der Tiere vollzieht sich immer im zergehenden Holz (z.B. morsche Wurzelstöcke, Baumstümpfe, Balken und Pfosten).
Verbreitung
Der Hirschkäfer tritt fast in ganz Europa auf, fehlt aber in Schottland, Irland und weiten Teilen Nordeuropas bis hin zum Baltikum. Weiterhin werden Vorkommen (besondere Rassen) in Kleinasien und Syrien vermeldet (HORION 1958). In Deutschland war die Art früher weit verbreitet und überall im Flach- und Bergland, wo Eichen stehen, nicht selten. Heute kommt sie auch noch mehr oder weniger flächendeckend vor, ist aber fast überall selten. Nach KÖHLER und KLAUSNITZER (1998) wurde der Hirschkäfer seit 1950 aus allen Bundesländern mit Ausnahme Schleswig-Holsteins vermeldet.
Bestandssituation in Sachsen-Anhalt
In Sachsen-Anhalt wurde die Art in fast allen Landschaftseinheiten nachgewiesen. Die Schwerpunkte des Auftretens konzentrieren sich vor allem auf das auenwaldreiche Mittelelbegebiet. Aber auch im Fläming, im Harz und in der Dübener Heide werden alljährlich Tiere beobachtet. Aus der Vielzahl der gemeldeten, auch aktuellen, Funde kann derzeit von gesicherten Beständen des Hirschkäfers in unserem Bundesland ausgegangen werden. Ältere Literaturangaben bei WAHNSCHAFFE (1883), EGGERS (1901), HILLECKE (1907), PETRY (1914), RAPP (1934), POLENTZ (1949/50), BORCHERT (1951) und HORION (1958) belegen für Sachsen-Anhalt eine mehr oder weniger flächendeckende Verbreitung des Hirschkäfers. In den Schwerpunktgebieten des aktuellen Vorkommens der Art, Elbetal einschließlich Dübener Heide, nördlicher und südlicher Harzrand, Gebiete um Naumburg bis zum Ziegelrodaer Forst, sollten mit den gemeldeten FFH-Gebieten die Voraussetzungen geschaffen sein, die Bestände des Hirschkäfers zukünftig zu erhalten.
Gefährdung und Schutz
Die Entfernung von möglichem Entwicklungssubstrat aus den Wäldern durch forstwirtschaftliche Maßnahmen stellt die Hauptursache der Bestandsrückgänge beim Hirschkäfer dar. Dazu gehören weiter die Verringerung der Umtriebszeiten, die Anlage von Monokulturen mit schnell wachsenden Nadelholzarten und besonders die Beseitigung von Baumruinen, Stubben und anderen Totholzbestandteilen. Aber auch auf die Vernichtung der Lebensräume durch Baumaßnahmen und Zerschneidungseffekte in der Landschaft sei hingewiesen. Der Schutz dieses einzigartigen Insektes ist nur über die Erhaltung seiner Lebensräume möglich. Dies setzt eine ökologische Waldbewirtschaftung voraus, bei der die Brutsubstrate der Art erhalten bleiben.
Rote Liste Deutschland: 2 – Stark gefährdet (Stand 1998)
Rote Liste Sachsen-Anhalt: 3 – Gefährdet (Stand 2004)
Literatur/Links
Link zur Literaturliste (als PDF, nicht barrierefrei)
entnommen aus:
Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (2001): Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt - Die Tier- und Pflanzenarten nach Anhang II der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 152 S.