Springfrosch (Rana dalmatina)
Beschreibung
Der Springfrosch zählt gemeinsam mit dem Gras- und Moorfrosch zu den einheimischen „Braunfröschen“, zwischen denen eine große Verwechslungsgefahr besteht. Im Vergleich der Körperlängen nimmt der Springfrosch eine Mittelstellung ein, wobei die Männchen kaum größer als 6 – 6,5 cm, die Weibchen knapp 8 cm lang werden (NÖLLERT & NÖLLERT 1992). Bei der Fersenprobe ragt das Fersengelenk entweder knapp oder einige Millimeter über die lange und meist leicht zugespitzte Schnauze hinaus. Die meist hellbraune bis rötlichbraune Färbung der Oberseite ist oft uniform ausgeprägt und wenig kontrastreich. Die Unterseite ist einheitlich weißlich bis gelblich, eine Fleckung oder Marmorierung fehlt in der Regel oder ist lediglich in der Kehl- und Brustregion vorhanden. Die sehr schwach wahrzunehmenden Paarungsrufe („wog ... wog ... wog“) werden zu Beginn der Laichperiode meist unter Wasser abgegeben.
Biologie und Ökologie
Der Springfrosch ist in Mitteleuropa und so auch in Sachsen-Anhalt mehr als alle anderen Froschlurcharten an Wälder gebunden, wobei sich sein Areal sehr gut mit der Rotbuchen-Verbreitung zur Deckung bringen lässt. Hauptsächlich besiedelte Laichgewässer-Typen sind wassergefüllte Erdfälle bzw. Dolinen des Hornburger Sattels und des Bartenslebener Forstes ebenso wie kleinflächige Schwarzerlenbrüche, die häufig die einzigen Stillgewässer innerhalb geschlossener Waldstandorte bilden. Die Springfrosch-Laichgewässer im Ohre-Aller-Hügelland, aber auch im Südharz, liegen häufig in Waldrandlage zu Waldwiesen oder auf diesen selbst. Im Ziegelrodaer Forst laicht die Art in Erlenbrüchen und Tongruben ab. Allen Gewässern gemein ist eine zumindest teilweise Besonnung sowie flache struktur- oder vegetationsreiche Uferabschnitte. Der Springfrosch ist ein ausgesprochener Frühlaicher, der oftmals schon in die Gewässer einwandert, wenn diese noch teilweise eisbedeckt sind, so dass er häufig übersehen wird und bei Amphibienkartierungen unterrepräsentiert ist. Meist befestigt der Springfrosch die Eiballen an Seggenstängeln oder Laichkräutern einige Zentimeter unterhalb der Wasseroberfläche, seltener dienen zur Befestigung der Eier Äste oder Zweige.
Verbreitung
Das Gesamtareal überstreicht große Teile Europas und reicht von der französischen Westküste und dem nordöstlichen Baskenland über nahezu ganz Frankreich, das südliche Belgien und Luxemburg und das südwestliche und nordöstliche Deutschland bis nach Dänemark und Südostschweden. Die Verbreitungsgrenze verläuft weiter über Südpolen, die Tschechische Republik und die Slowakei, die südwestliche Ukraine und Rumänien entlang der westlichen Schwarzmeerküste und schließt die gesamte Balkanhalbinsel ein. In Italien ist die Art weit verbreitet (NÖLLERT & NÖLLERT 1992, GASC et al. 1997).
Bestandssituation in Sachsen-Anhalt
Einen detaillierten und nach wie vor aktuellen Kenntnisstand zur Situation in Sachsen-Anhalt präsentieren MEYER et al. (1997). Die Verbreitung zeigt ein sehr disjunktes Muster, wobei sich die Fundpunkte auf die planar-kollinen Lagen am westlichen Rand des Landes konzentrieren. Im Wesentlichen lassen sich drei Verbreitungsschwerpunkte erkennen, deren nördlichster im Ohre-Aller-Hügelland liegt. Der Naturraum Harz vereint die höchste Anzahl von Fundpunkten. Das Gebiet umfasst die naturräumlichen Einheiten Mittel- und Unterharz sowie das Südliche und Östliche Harzvorland. In Verbindung mit dem hohen Flächenanteil ist der Harz zweifelsohne eines der bedeutendsten Vorkommensgebiete. Die landesweit höchste Fundortdichte weist der Ziegelrodaer Forst südöstlich von Querfurt als Teil des Helme-Unstrut-Buntsandsteinlandes auf. Bislang sind Vorkommen aus acht gemeldeten FFH-Gebieten bekannt, wobei die Mehrzahl dieser Gebiete in den südwestlichen Vorkommensbereichen im Unter- und Südharz bzw. dem Helme-Unstrut- Buntsandsteinland liegen.
Gefährdung und Schutz
Sowohl das Vorkommen an der Verbreitungsgrenze als auch die primäre Seltenheit der Art bei Rasteruntersuchungen führen zur Überbewertung des Gefährdungsgrades, was sich nicht zuletzt in den Roten Listen wiederspiegelt (Meyer et al. 1997, Meyer & Buschendorf 2004b, Kühnel et al. 2009). Negativentwicklungen von Vorkommen können sich lokal aus Waldbaumaßnahmen oder Beeinträchtigungen der Laichhabitate wie Verfüllen oder Trockenlegen von Waldgewässern oder Fischbesatz ergeben, nennenswerte Verluste durch den Verkehrstod wurden bislang nicht bekannt. In einigen Gebieten stellt die Jagdausübung in der Hinsicht einen Konflikt dar, dass Fütterungen oder Salzlecken häufig in unmittelbarer Nähe der Laichgewässer angelegt wurden, was häufig zu erheblichen Schädigungen der Gewässervegetation führt. Vollkommen unbekannt ist, inwieweit sich genetische Isolationseffekte auswirken und den Fortbestand der Art gefährden könnten. Aufgrund seiner starken Bindung an klimabegünstigte Waldlebensräume, kommt eine naturschutzorientierte Waldwirtschaft besondere Bedeutung zu. Wichtig dabei ist der Anteil der Laubholzflächen und der Altholzbestände. Besonderer Wert sollte auf die Pflege der Waldwiesen, den Erhalt der Randstreifen und der lokaltypischen Feuchtstellen (z.B. Erdfälle, Gräben, Druckwassertümpel, Kleinteiche) gelegt werden. Bei der Gewässerpflege ist auf Strukturreichtum und Fischfreiheit zu achten.
Rote Liste Deutschland: Ungefährdet (Stand 2009)
Rote Liste Sachsen-Anhalt: R – Extrem seltene Art mit geographischer Restriktion (Stand 2004)
Literatur/Links
Link zur Literaturliste (als PDF, nicht barrierefrei)
entnommen aus:
Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (2004): Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt - Die Tier- und Pflanzenarten nach Anhang IV der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 142 S.
Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (Heft 04/2015): Die Lurche und Kriechtiere des Landes Sachsen-Anhalt unter besonderer Berücksichtigung der Arten der Anhänge der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie sowie der kennzeichnenden Arten der Fauna-Flora-Habitat-Lebensraumtypen. Halle (Saale). 640 S.