Vogelschutzgebiet Hochharz
Größe [ha]: 6.103
Codierung: SPA0018
Landkreise und kreisfreie Städte: Harz
Verwaltungseinheiten: Einheitsgemeinde Stadt Ilsenburg (Harz); Einheitsgemeinde Stadt Wernigerode; Einheitsgemeinde Stadt Oberharz am Brocken
Gebietsbeschreibung
Das EU SPA „Vogelschutzgebiet Hochharz" ist das höchstgelegene Vogelschutzgebiet Sachsen-Anhalts. Es ist Teil des länderübergreifenden Nationalparks Harz, der Bereiche in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen umfasst. Mit 6.103 ha nimmt das EU SPA ca. zwei Drittel des sachsen-anhaltischen Teils des Nationalparks ein. Das EU SPA umfasst zwei Teilflächen und befindet sich südlich von Ilsenburg. Es beinhaltet die höchsten Lagen des Harzes in Sachsen-Anhalt einschließlich des Brockens und des Hohnekamms. Die östlichste Ausdehnung befindet sich bei Drei Annen Hohne, wo unter anderem auch die Brockenbahn einen Haltepunkt hat. Im Süden verläuft die Grenze des EU SPA entlang der Siedlungsbebauung von Schierke, um sich dann nördlich an dem 971 m hohen Wurmberg entlang zu ziehen. Ab hier entspricht die Gebietsgrenze der Landesgrenze zu Niedersachsen. Nördlich der Eckertalsperre verläuft die Grenze gen Osten in Richtung Ilsenburg.
Das EU SPA wurde im Jahr 2000 als Vogelschutzgebiet gemeldet und ist durch zwei hier befindliche FFH-Gebiete auch vollständig Bestandteil der FFH-Gebietskulisse. Es liegt z. T. innerhalb der Kernzone des Nationalparks Harz, ist Bestandteil des Naturparks Harz sowie des LSG „Harz und nördliches Harzvorland". Der Nationalparkverwaltung Harz obliegt als gemeinsamer länderübergreifender Behörde von Sachsen-Anhalt und Niedersachsen die Regelung sämtlicher fachlichen Belange des Nationalparks, wie z. B. Biotop- und Artenschutz, Waldbehandlung, aber auch Bildungs- und Informationsarbeit, Erholung und Forschung. Sie hat für das Gebiet des Nationalparks die Funktion der unteren Naturschutz-, Forst- und Jagdbehörden.
Naturräumlich ist das Gebiet dem Mittelharz zugehörig, mit kleinen Anteilen am Unterharz. Als Landschaftseinheiten sind vor allem der Hochharz sowie im Osten und Norden der Mittelharz vertreten. Der Harz ist das am nördlichsten gelegene Mittelgebirge Deutschlands. Mit dem Brocken als höchster Erhebung (1.141 m) und weiteren Höhenzügen über 1.000 m ist der Harz weithin sichtbar. Im Süden und Osten geht das Gebirge sanft in das Harzer Vorland über, im Norden hingegen ist der Übergang steil und markant, woran sich das nördliche Harzvorland anschließt.
Klimatisch ist der Harz, insbesondere der Brocken, von Extremen gekennzeichnet. Hier sind sehr lange Winter und nur eine kurze Sommerperiode, sowie starke Stürme und viel Niederschlag (im jährlichen Mittel 1.929 mm) charakteristisch. Die Temperatur beträgt im Jahresmittel nur 3,2°C. Im Durchschnitt haben 171 Tage im Jahr ein Tagesminimum von unter 0°C, nur die Monate Juli und August sind im langjährlichen Mittel durchgehend frostfrei (SCHULZE et al. 2008).
Für die pflanzengeografischen Besonderheiten der Vegetation des Harzes sind die Höhenstufung und die weit nach Norden vorgeschobene Lage entscheidend. Die Nordexposition führt unter dem Einfluss der Westwinde zu einem montan-ozeanischen Klima, das eine sehr dichte Aufeinanderfolge der Höhenstufen der Vegetation bedingt (KISON et al. 1994). Auf Grund des feuchten Klimas und der verschiedenen Höhenlagen gibt es im Harz eine Vielzahl an unterschiedlichen Naturräumen mit einer zugehörigen Vielfalt an Fauna und Flora. Der Gipfel des Brockens liegt oberhalb der natürlichen Waldgrenze im supramontanen (tiefsubalpinen) Bereich und wird von verschiedenen Zwergstrauchheiden unterschiedlicher Ausprägung (z. B. Brockenanemone-Heidekrautheide als wohl natürlich vorkommende Pflanzengesellschaft des Brockens) besiedelt. Darunter schließt sich die Stufe der natürlichen Bergfichtenwälder an, die mit einzelnen Ebereschen, Birken und Weiden durchsetzt ist. Verzahnt mit den Bergfichtenwäldern sind verschiedene Typen von Mittelgebirgsmooren. Auf Grund der hohen Niederschläge sind die Hochmoore trotz früherer partieller Torfgewinnung in einem guten Zustand (SCHULZE et al. 2008). Die Moorkomplexe des Hochharzes bilden im Verbund mit Bergfichtenwäldern die Einzugsgebiete der wichtigsten Flüsse des Harzes (STÖCKER 1994). Durch den Nationalpark verläuft außerdem die Hauptwasserscheide zwischen Weser und Elbe. Die Bode bildet das größte Flusssystem des Harzes, deren Zuflüsse Warme und Kalte Bode teilweise aufgestaut sind. Im EU SPA liegen weiterhin die Flüsschen Wormke, Ilse und Ecker, entlang derer verschiedene Laubmisch- und Buchenwaldgesellschaften zu finden sind.
Neben den naturnahen Fichtenwäldern kommen auch forstlich genutzte Fichtenforste vor. Im Übergang zu den tieferen Lagen finden sich Mischwälder, in denen die Rotbuche dominant ist und Fichten sowie bei standörtlicher Eignung Bergahorn beigemischt sind. In den tieferen Bereichen des Harzes finden sich reine Buchenwälder. In feuchten Schluchten und Tälern kommen zusätzlich Eschen und Schwarzerlen hinzu.
Wiesen- und Grünlandflächen sind im EU SPA nur kleinflächig zu finden. In den hohen Kammlagen, an Hängen oder Felsformationen kommen jedoch kleinere Offenlandbereiche vor (MEYER et al. 1997). Hier können hauptsächlich Spezialisten wie Zwergsträucher, Flechten und Moose überleben, die an die rauen klimatischen Bedingungen angepasst sind.
Bedeutung als Vogelschutzgebiet
Das EU SPA „Vogelschutzgebiet Hochharz" hat auf Grund seiner einmaligen Habitatausstattung und seiner Höhenlage eine überregionale Bedeutung für den Vogelschutz. Insbesondere bietet es Lebensraum für montane Brutvogelarten wie Ringdrossel und Grünlaubsänger (SCHULZE et al. 2008).
Brutvögel
Der Hochharz stellte das einzige bzw. letzte Vorkommen des Auerhuhns in Sachsen-Anhalt dar. Der Bestand geht auf ein niedersächsisches Auswilderungsprojekt zurück. Aus den Jahren 1993 bis 2001 liegen Beobachtungen einzelner Tiere vor (HELLMANN & WADEWITZ 2000, SCHWARZENBERGER 2001). Für das Jahr 2003 nennen FISCHER & DORNBUSCH (2004) einen Bestand von 1 bis 2 Individuen. Laut SCHULZE et al. (2008) konnte das Auerhuhn in den letzten Jahren nicht mehr im Hochharz nachgewiesen werden. Die Art kann vermutlich als ausgestorben gelten.
Die Wälder des EU SPA sind Lebensraum von Raufußkauz und Sperlingskauz, die hier beide mit hohen Dichten vorkommen. Der Hochharz ist für beide Eulenarten eines der Top-5-Gebiete in Sachsen-Anhalt. Vom Sperlingskauz liegen zahlreiche Beobachtungen vor (GEORGE & WADEWITZ 1999, 2001, SCHULZE et al. 2008). Mit 13 BP beherbergt der Hochharz etwa ein Fünftel des Landesbestandes dieser Art. Für den Raufußkauz mit 18 BP sind es 10 % des Landesbestandes (SCHULZE et al. 2008, PSCHORN 2011a).
Zu weiteren Besonderheiten des EU SPA Vogelschutzgebiet Hochharz zählen Ringdrossel und Grünlaubsänger. Die Ringdrossel ist ein Bewohner höherer Gebirgszüge. In Deutschland kommt sie außerhalb der Alpen nur an wenigen isolierten Plätzen vor. Das Vorkommen im Hochharz ist deshalb eine große Besonderheit (NICOLAI 1993, BAUER et al. 2005). Die Vorkommen innerhalb des EU SPA konzentrieren sich auf das Brockenplateau (HELLMANN et al. 1992, 1997, HELLMANN & WADEWITZ 2000, HELLMANN 2012). Bei den Erfassungen im Jahr 2007 wurden durch SCHULZE et al. (2008) 10 Reviere ermittelt, die in den letzten Jahren jedoch nicht mehr erreicht wurden. Der Grünlaubsänger konnte erstmalig 1993 im Hochharz nachgewiesen werden. Seitdem sind mehrere Brutzeitbeobachtungen aus der Umgebung des Brocken bekannt (WADEWITZ 1998, 2006, GEORGE & WADEWITZ 2000). Im Erfassungsjahr Jahr 2007 wiesen SCHULZE et al. (2008) 2 Reviere des Grünlaubsängers nach. Die Art ist in Sachsen-Anhalt wie auch in Deutschland extrem selten, so wird für ganz Deutschland nach BOSCHERT (2005) ein Bestand von weniger als 5 BP angenommen.
Der Schwarzstorch brütete von 2000 bis 2005 im Hochharz (SCHULZE et al. 2008). Die beiden Brutplätze lagen außerhalb der Grenzen des EU SPA, ersterer von 2000 bis 2003 jedoch in unmittelbarer Grenznähe. Später gelangen mehrfach Beobachtungen zur Brutzeit, jedoch brütet die Art derzeit nicht im Gebiet (HELLMANN & WADEWITZ 2000, SCHULZE et al. 2008). Im nördlichen Bereich des EU SPA brütet regelmäßig der Wanderfalke (R. Ortlieb pers. Mitt., SCHULZE et al. 2008). Auch Grauspecht, Schwarzspecht und Mittelspecht kommen vor. Dabei ist der Schwarzspecht mit 23 BP weitaus häufiger als Grau- und Mittelspecht, für die die überwiegend durch Nadelbäume geprägten Wälder des Hochharzes keinen bevorzugten Lebensraum bieten (SCHULZE et al. 2008). Weitere typische Arten im EU SPA sind Tannenhäher, Wasseramsel und Gebirgsstelze. WADEWITZ (2008) schätzt den Gebirgsstelzen-Bestand für den gesamten Nationalpark auf 50 bis 100 BP. Der Neuntöter bes
Rastvögel
Als Rastgebiet hat das EU SPA „Vogelschutzgebiet Hochharz" keine landesweite Bedeutung. Allerdings rasten während der Zugzeiten auf dem Brocken regelmäßig interessante Arten wie Mornellregenpfeifer und Ringdrossel sowie unregelmäßig auch Steinrötel, Alpenbraunelle, Schneesperling und Schneeammer (GÜNTHER & OHLENDORF 1990, HELLMANN & WADEWITZ 2000, HELLMANN 2008, 2009).iedelt die Offenlandbereiche des EU SPA bis in die mittleren Höhenlagen (SCHULZE et al. 2008).
Links/Dokumente
Literaturliste (PDF, nicht barrierefrei)
verändert nach: MAMMEN, K. & U.; DORNBUSCH, G.; FISCHER, S. (2013): Die Europäischen Vogelschutzgebiete des Landes Sachsen-Anhalt, Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Heft 10/2013.
Hauptteil (N2000-LVO LSA) (PDF, nicht barrierefrei)
Gebietsbezogene Anlage (N2000-LVO) (PDF, nicht barrierefrei)
Erhaltungs- und Wiederherstellungsmaßnahmen (PDF, nicht barrierefrei)
Nationalparkplan (2011 bis 2020)
Den Standarddatenbogen und die Meldekarte finden Sie auf der Internetseite des Landesamtes für Umweltschutz.