Menu
menu

Aland-Elbe-Niederung nördlich Seehausen

Größe [ha]: 2.573
Codierung: FFH0007
Landkreise und kreisfreie Städte: Stendal
Verwaltungseinheiten: Verbandsgemeinde Seehausen (Altmark)

Gebietsbeschreibung

Das FFH-Gebiet liegt im äußersten Norden von Sachsen-Anhalt und erfasst das linke Elbetal nördlich von Wahrenberg bis zur Landesgrenze im Bereich  der aktuellen Überflutungsflächen sowie die durch Elberückstau geprägte Alandniederung von Seehausen bis zur Landesgrenze. Das Gebiet ist bis auf den Abschnitt  des Alands zwischen Seehausen und Scharpenhufe Bestandteil des gleichnamigen EU SPA. Seit 2010 ist das FFH-Gebiet außerdem Bestandteil des neu verordneten großräumigen NSG „Aland-Elbe-Niederung".

Lebensraumtypen und Flora

Die Elbe gehört zum FFH-LRT 3270 Flüsse mit Schlammbänken (130 ha). Die Morphodynamik der Elbe wird von den Buhnen gesteuert, so dass sich bei Niedrigwasser große Schlamm- und Sandbänke mit artenreicher, ephemerer Vegetation entwickeln. Charakteristische Arten sind u. a. Dreiteiliger Zweizahn (Bidens tripartita), Graugrüner und Roter Gänsefuß (Chenopodium glaucum, C. rubrum), Hirschsprung (Corriogiola titoralis), Sumpf-Ruhrkraut (Gnaphalium uliginosum), Schlammling (Limosella aquatica), Potulak (Portulaca oleracea) oder Gemeines Flohkraut (Pulicaria vulgaris). Der Aland ist bis auf Unterbrechungen im Norden dem FFH-LRT 3260 Flüsse mit Wasservegetation (43 ha) zuzuordnen. Außer dem Sumpf-Wasserstern (Callitriche palustris agg.) und wenigen flutenden Arten, wie Durchwachsenblättriges Lauchkraut (Potamogeton perfoliatus) oder Pfeilkraut (Sagittaria sagittifolia), treten aber kaum charakteristische Arten auf.
Bedeutsam für die Flussaue sind auch die Altwässer, die dem FFH-LRT 3150 Eutrophe Seen (138 ha) anzuschließen sind. Neben den Wasserschwebergesellschaften mit Teichlinse (Spirodela polyrhiza) und Buckel-Wasserlinse (Lemna gibba) kommen Laichkrautgesellschaften, Schwimmblattgesellschaften und Froschbissgesellschaften vor. Diese werden u. a. von Spiegelndem und Kamm-Laichkraut (Potamogeton lucens, P. pectinatus), Ährigem Tausendblatt (Myriophyllum spicatum), Gelber Teichrose (Nuphar lutea) oder Gemeinem Wasserhahnenfuß (Ranunculus aquatilis) bzw. Froschbiss (Hydrocharis morsus-ranae) und Krebsschere (Stratiotes aloides) bestimmt.

Die Grünländer sind als FFH-LRT 6440 Brenndolden-Auenwiesen (720 ha) und LRT 6510 Magere Flachland-Mähwiesen (623 ha) ausgeprägt. Brenndolden-Auenwiesen liegen nahezu ausschließlich außerdeichs und werden vom Hochwasser überflutet. In ihnen siedeln neben der den Bestandsaufbau bestimmenden Rasen-Schmiele (Deschampsia cespitosa) auch Brenndolde (Cnidium dubium), Wiesen-Silau (Silaum silaus), Nordisches Labkraut (Galium boreale) und Langblättriger Blauweiderich (Veronica maritima). Durch teilweise fehlende Nutzung treten neben guten auch unbefriedigenden Erhaltungszustände auf. Die Mageren Flachland-Mähwiesen kommen in großflächigen Beständen vor, die außer durch Mahd auch als Mähweide oder Standweide bewirtschaftet werden. Die außerdeichs gelegenen Flächen weisen einen hervorragenden Erhaltungszustand auf. Charakteristische Arten dieser Fuchsschwanz-Glatthafer-Wiesen sind Wiesen-Glockenblume (Campanula patula), Wiesen-Labkraut (Galium album), Echtes Labkraut (Galium verum), Wiesen-Platterbse (Lathyrus pratensis), Wiesen- Margerite (Leucanthemum vulgare), Scharfer und Knolliger Hahnenfuß (Ranunculus acris, R. bulbosus) Kuckucks-Lichtnelke (Silene flos-cuculi) und Großer Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis).

An Fließgewässerufern wächst der FFH-LRT 6430 Feuchte Hochstaudenfluren (10 ha) mit gutem, an Waldrändern auch mit hervorragendem Erhaltungszustand. Die Bestände werden von verschiedenen Gesellschaften vertreten, von denen z. B. die Blauweiderich-Spießblatthelmkraut-Gesellschaft, die Katzenschwanz-Gesellschaft oder die Brennnessel-Hopfenseide-Gesellschaft genannt seien. Charakteristisch sind neben den für die Gesellschaften genannten Arten beispielsweise Gelbe Wiesenraute (Thalictrum flavum) und Sumpf-Wolfsmilch (Euphorbia palustris).

Der FFH-LRT 91F0 Hartholzauenwälder (266 ha) konzentriert sich auf die in einem Elbemäander liegende „Garbe“. Er wird von Stiel-Eiche (Quercus robur) und Flatter-Ulme (Ulmus laevis) aufgebaut. Gemeine Esche (Fraxinus excelsior) und Feld-Ahorn (Acer campestre) sind selten, Wildobstarten fehlen. Zweigriffliger Weißdorn (Crataegus laevigate), Blutroter Hartriegel (Cornus sanguinea) und Schlehe (Prunus spinosa) bilden die Strauchschicht.
Die Bodenvegetation wird von Nitrophyten wie Großer Brennnessel (Urtica dioica), Kratzbeere (Rubus caesius) oder Gemeinem Hopfen (Humulus lupulus) bestimmt. Auf regelmäßigen und andauernden Überflutungs- und  Qualmwassereinfluss weisen die von Rohr-Glanzgras (Phalaris arundinacea) beherrschten Senken und Flutrinnen hin, in denen die feuchteste Ausbildung des Hartholzauenwaldes bereits zu den natürlich offenen Standorten übergeht. Der FFH-LRT 91E0* Weichholzauenwälder (32 ha) ist im Gebiet nur fragmentarisch anzutreffen bzw. hat sich an Durchrissen der Deckwerke, an Scherstellen, auf Buhnen und an Kolken entwickelt. Bei Wanzer besteht auf dynamischen Standorten ein Weichholzauenmosaik aus Baum- und Strauchweiden. Am Aland sind die Weichholzauen durch Beweidung oder Deichbau hingegen stark gestört. Die Baumweidenbestände werden von der Fahl-Weide (Salix x rubens) beherrscht, während die Schwarz-Pappel (Populus nigra) weitgehend fehlt. Typische Strauchweiden in den Gehölzen sind Mandel-Weide (Salix triandra) und Korb-Weide (Salix viminalis).

Fauna

Der Biber (Castor fiber) besiedelt alle geeigneten Gewässer des FFH-Gebietes. Auch der Fischotter (Lutra lutra) wird regelmäßig angetroffen. Hinsichtlich der Fledermausarten konnten ältere Nachweise der Teichfledermaus (Myotis dasycneme) in den letzten Jahren nicht bestätigt werden.

Gut untersucht wurden die Vorkommen der Amphibien. Aktuell liegen für sechs Arten Nachweise vor: Kammmolch (Triturus cristatus, 14 Gewässer), Rotbauchunke (Bombina bombina, 28 Gewässer), Knoblauchkröte (Pelobates fuscus, 13 Gewässer), Kreuzkröte (Bufo calamita, 4 Gewässer), Laubfrosch (Hyla arborea, 22 Gewässer) und Moorfrosch (Rana arvalis, 32 Gewässer). Nicht mehr bestätigt wurden Wechselkröte (Bufo viridis) und Kleiner Wasserfrosch (Rana lessonae).

In der Elbe findet der Rapfen (Aspius aspius) gute Lebensbedingungen, so dass er hier in einem stabilen und reproduktiven Bestand vorkommt. Auch das Flussneunauge (Lampetra fluviatilis) zieht auf seinen stromauf gerichteten Laichzügen durch diesen Elbeabschnitt, nutzt ihn aber vermutlich nur als Wandergewässer. Das Gleiche gilt für den Lachs (Salmo salar). Sehr vereinzelte Nachweise des Meerneunauges (Petromyzon marinus) im Bereich der Havelmündung deuten an, dass die Art die untere Elbe wieder aufsucht. Schließlich wurde auch der Steinbeißer (Cobitis taenia) in sandigen Buhnenfeldern gefunden. Bei Erfassungen der Fische im gesamten Fließgewässersystem 1995/96 konnte auf wenigen geeigneten Strecken im Aland der Steinbeißer (Cobitis taenia) nachgewiesen werden. Auch der Bitterling (Rhodeus amarus) wurde nur vereinzelt im Aland an der Brücke Scharpenhufe-Wahrenberg gefangen (Fangstatistik LHW).
Aktuell kommen Grüne Mosaikjungfer (Aeshna viridis) und Asiatische Keiljungfer (Gomphus flavipes) im Gebiet vor. Die Grüne Mosaikjungfer ist eine stenöke Weiherart mit einer Bindung an Wasserschwebervegetation, insbesondere mit Krebsschere (Stratiotes aloides). Die Asiatische Keiljungfer ist eine stenöke Fließwasserart. Sie hat eine enge Bindung an sandigen Feingrund. Alteichen als Brutbäume mit Eremiten (Osmoderma eremita) befinden sich nördlich Seehausen, südlich Voßhof in einem Randgehölzbereich zwischen Damm und Aland.

Das Gebiet als Teil eines EU SPA hat herausragende Bedeutung für wertgebende Brut- und Gastvogelarten. Die Gewässerufer und Sandbänke von Elbe und Aland werden vom Flussuferläufer (Actitis hypoleucos) in landesweit bedeutsamen Beständen besiedelt. Für wenige Jahre befanden sich im Garbe-Polder die bisher einzigen Brutvorkommen des Säbelschnäblers (Recurvirostra avosetta) in Sachsen-Anhalt, die aber 2011 wieder aufgegeben wurden. Auf Wiesen und in Feuchtgebieten brütet noch der Kiebitz (Vanellus vanellus), allerdings mit geringem Bruterfolg. Die Auenwaldrelikte, insbesondere in der „Hohen Garbe“, werden vom Mittelspecht (Dendrocopus medius) besiedelt. Bemerkenswert sind die hohen Bestände des Schilfrohrsängers (Acrocephalus schoenobaenus) in den Röhrichten. Während der Zugzeit halten sich im Gebiet Tausende Saat- und Blässgänse (Anser fabalis und Anser albifrons), Goldregenpfeifer (Pluvialis apricarius) und Kiebitze auf. Singschwan (Cygnus cygnus), Weißwangengans (Branta leucopis) und Zwergsäger (Mergellus albellus) rasten ebenfalls in bedeutender Anzahl.

Links/Dokumente

Literaturliste (PDF, nicht barrierefrei)

15, 65, 141, 142, 143, 207, 212, 222, 246, 301, 333, 361, 407, 421, 483, 559

verändert nach:
Jentzsch, M. und Reichhoff, L. (2013): Handbuch der FFH-Gebiete Sachsen-Anhalts. Hrsg. Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 616 Seiten

Erhaltungs- und Wiederherstellungsmaßnahmen (PDF, nicht barrierefrei)

Den Standarddatenbogen und die Meldekarte finden Sie auf der Internetseite des Landesamtes für Umweltschutz.

Das Natura 2000-Gebiet ist durch das Naturschutzgebiet "Aland-Elbe-Niederung" bereits rechtlich gesichert.