Turloughs - LRT 3180*
Beschreibung
Dieser Lebensraumtyp beinhaltet temporär wasserführende Karstseen inklusive periodisch wasserführender Erdfallseen. Die Gewässer bilden sich in Dolinen und Poljen, die über sogenannte Ponore (Schlucklöcher) mit zeitweise wasserführenden unterirdischen Hohlräumen verbunden sind. In Zeiten starker Wasserführung dieser Hohlräume tritt Wasser in der Doline bzw. im Polje aus, so dass es zur Seebildung kommt. Bei nachlassender Wasserführung des Hohlraumsystems läuft das Wasser wieder in die Hohlräume ab. Manche dieser temporären Gewässer verfügen auch über einen oberirdischen Zulauf, der zeitweise in den Klüften und Spalten an der Auslaugungsfront des Karstes verschwindet. Bei großem Wasserandrang kann der Ablauf des Wassers durch eine mehr oder minder wirksame Abdichtung des Seebodens mit Feinsediment oder Falllaub zeitweilig verzögert werden, so dass sich das Seebecken für kürzere oder längere Zeiträume füllt. Erdfallseen sind in den LRT mit eingeschlossen, wenn nicht eindeutig festzustellen ist, dass sie auf bergbauliche Aktivitäten zurückzuführen sind. Episodische oder periodische Karstgewässer kommen in Sachsen-Anhalt im Karstgebiet des südlichen Harzrandes vor. Temporär wasserführende Karstgewässer sind schwer zu kartieren, da ihr Erscheinungsbild stark vom Karstwasserspiegel abhängig ist. Allerdings sind repräsentative Beispiele im Land Sachsen-Anhalt bekannt. Besonders charakteristisch ausgebildet ist der Lebensraumtyp in Form des sogenannten periodischen Sees (Bauerngraben) bei Breitungen, dem größten episodischen Gipskarstsee in Mitteldeutschland. Der Seeboden dieses Karstsees ist je nach Wasserstand vegetationsfrei, von ruderalen Rasen und Staudenfluren bewachsen oder von Schlammflächen bedeckt.
Standort
Die Bodentypen der temporären Karstseen sind variabel, die Hydrologie ist karstwasserabhängig mit episodischer bis periodischer Wasserführung durch wechselnden Karstwasserspiegel. Der periodische See (Bauerngraben) ist eine ca. 3,4 ha große Karstsenke. Bei großem Wasserandrang erfolgt ein Rückstau des Glasebaches durch ein Ponorensystem, die Senke kann sich innerhalb weniger Stunden mit Wasser füllen und einen See mit bis zu 200 000 m3 Wasser bilden. Dieser kann über längere Zeit bestehen und auch längere Zeit trocken bleiben (bis zu mehreren Jahren).
Vorkommen
Temporär wasserführende Karstseen sind natürliche Biotope, die in Gebieten mit Kalk-, Gips- oder Salzauslaugung unabhängig vom menschlichen Kultureinfluss existieren. Erdfallseen sind dann in den LRT eingeschlossen, wenn in Gebieten mit Karsterscheinungen und gleichzeitigen bergbaulichen Aktivitäten nicht eindeutig festzustellen ist, dass die Seen auf bergbauliche Aktivitäten zurückzuführen sind.
Pflege/Schutz
Temporär wasserführende Karstseen bedürfen i.d.R. keiner Pflege. Allgemein gilt, dass Veränderungen des Grund- und Karstwasserspiegels, der Nähr- und Schadstoffeintrag, die Verfüllung sowie eine sonstige Nutzung des Seebodens in Trockenzeiten zu verhindern ist.
Literatur/Links
Link zur Literaturliste: (PDF, nicht barrierefrei)
89, 179, 248, 299
entnommen aus:
Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (2002): Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt - Die Lebensraumtypen nach Anhang I der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 368 S.