Salzstelle bei Hecklingen
Größe [ha]: 47
Codierung: FFH0102
Landkreise und kreisfreie Städte: Salzlandkreis
Verwaltungseinheiten: Einheitsgemeinde Stadt Hecklingen
Gebietsbeschreibung
Das FFH-Gebiet befindet sich zwischen den Ortslagen Hecklingen und Staßfurt am Südrand der „Magdeburger Börde“. Es liegt am Rande des Staßfurt-Oscherslebener Salzsattels in einer durch Salzauslaugung und unterirdischer Salzwanderung entstandenen Senkenstruktur. Die lokale geologische Situation ist durch die Hecklinger Störung gekennzeichnet. An den Zerrüttungszonen zirkulieren Wässer, die Salz führendes Tiefenwasser in mehreren Quellen an die Geländeoberfläche bringen, was zur Versalzung der Oberfläche und teilweise zur Ausbildung großflächiger Sümpfe im Bereich der Flanken des Salzsattels führt. Das Auftreten verschiedener Quellbereiche ist Ausdruck der geologischen Aktivität des Gebietes, in deren Folge zeitlich begrenzt auch „wandernde“ Salzstellen entstehen können. Entstehungsgeschichtlich betrachtet handelt es sich bei dem FFH-Gebiet um das Relikt eines ehemals großen Sumpfes, der sich von Güsten über Hecklingen, Rathmannsdorf bis Hohenerxleben zog. Anfang des 19. Jh. wurden die ersten Meliorationsgräben angelegt und das Gebiet fortan hauptsächlich als Weide genutzt. Zunächst erfolgte eine Beweidung mit Rindern nur zeitweise im Hütebetrieb, bis Ende der 1980er Jahre wurden hingegen große Teile regelmäßig beweidet. Als diese Nutzung aufgegeben wurde, verschilften und vergrasten weite Flächen. Nach verschiedenen Pflege- und Instandsetzungsmaßnahmen konnte seit 2008 im Nordteil des Gebietes wieder eine regelmäßige Rinderbeweidung etabliert werden. Die Salzstelle ist Natur- und Heimatforschern seit dem 18. Jahrhundert bekannt und wurde bereits 1926 mit der Bezeichnung „Salzstelle unterhalb des Ochsenberges bei Hecklingen“ als eines der ersten Naturschutzgebiete in Anhalt rechtsverbindlich sichergestellt. Heute befindet sich das NSG „Salzstelle bei Hecklingen" im Bereich des FFH-Gebietes.
Lebensraumtypen und Flora
Der FFH-LRT 1340* Salzwiesen des Binnenlandes (4 ha) wird innerhalb des FFH-Gebietes in einem guten Erhaltungszustand angetroffen. Weitere Vorkommen des LRT befinden sich auch außerhalb, unmittelbar nordöstlich der Schutzgebietsgrenze. Diese Bereiche umfassen eine Flächengröße von ca. 7 ha und sind damit fast doppelt so groß wie der Bestand innerhalb des FFH-Gebietes. Der LRT weist sowohl inner- als auch außerhalb des FFH-Gebietes einen hohen Artenreichtum mit z. T. hohen Individuenanzahlen von Salzpflanzen und einer ausgeprägten Zonierung auf. Letztere umfasst Quelltümpel mit aufsteigendem Salzwasser, vegetationsfreie Flächen, Quellerfluren, Salzrasen, Brackwasserröhrichte und Salzwiesen. Von den obligaten Halophyten des Binnenlandes kommen Gemeiner Queller (Salicornia europaea), Strand-Sode (Suaeda maritima), Salztäschel (Hymenolobus procumbens) und Stielfrüchtige Salzmelde (Atriplex pedunculata) vor. Aber auch die fakultativen Halophyten und salzertragenden Arten sind in großer Anzahl vorhanden. Hinzuweisen ist auf Salz-Binse (Juncus gerardii), Strand-Wegerich (Plantago maritima), Flügelsamige Schuppenmiere (Spergularia media), Strand-Aster (Aster tripolium), Gewöhnlichen Salzschwaden (Puccinellia distans), Strand-Dreizack (Triglochin maritimum), Strand-Milchkraut (Glaux maritima), Wiesen-Gerste (Hordeum secalinum), Salz-Hasenohr (Bupleurum tenuissimum), Spieß-Melde (Atriplex prostrata), Salz-Hornklee (Lotus tenuis), Gewöhnlichen Sellerie (Apium graveolens) und Salz-Steinklee (Melilotus dentata).
Fauna
Auf an Seggen reichen Nasswiesen, in Seggenrieden und im Landröhricht wurden die Schmale und die Bauchige Windelschnecke (Vertigo angustior, V. moulinsiana) nachgewiesen. Die Vorkommen beider Arten befinden sich in einem günstigen Erhaltungszustand. Zu den weiteren und ebenfalls bemerkenswerten Arten der Weichtierfauna offener Feucht- und Nassstandorte gehören die Feingerippte Grasschnecke (Vallonia enniensis) sowie die Wulstige Zylinderwindenschnecke (Truncatellina cylindrica).
Die untersuchten Insektengruppen weisen eine Anzahl halobionter und halotoleranter Arten auf. Dazu zählen die Waffenfliegen Nemotelus uliginosus und N. notatus und die sehr seltenen Oxycera viridula und O. pygmaea. Letztere wurde in der Salzstelle Hecklingen erstmals für Sachsen Anhalt nachgewiesen. Bezüglich der Familien der Langbein- und Tanzfliegen handelt es sich, bezogen auf die Flächengröße des Gebietes, um die artenreichste Binnensalzstelle Sachsen-Anhalts, die zudem einen besonders hohen Anteil salzliebender Arten aufweist. Bemerkenswert sind die Langbeinfliegenarten Dolichopus notatus, Schoenophilus versutus und Campsicnemus armatus. Campsicnemus armatus kommt in Sachsen-Anhalt nur in Hecklingen vor. Dolichopus notatus und Schoenophilus versutus sind zwei sehr seltene Vertreter.
Die Spinnenfauna weist lediglich drei halobionte bzw. halotolerante Arten auf, darunter die in Sachsen-Anhalt vom Aussterben bedrohte Springspinne Sitticus caricis sowie die sehr seltene Kräuselspinne Argenna patula.
Die Laufkäferfauna ist auffallend individuen- und artenreich mit einem sehr hohen Anteil an halotoleranten bzw. halobionten Arten. Dazu zählen z. B. Amara pseudostrenua, Anisodactylus poecilioides, Bembidion aspericolle, Dicheirotrichus obsoletus, Pogonus chalceus und Pogonus luridipennis. Diese Arten sind „vom Aussterben bedroht“ oder „stark gefährdet“.
Unter 13 im Jahr 1995 nachgewiesenen Libellenarten seien die Südliche und die Glänzende Binsenjungfer (Lestes barbarus, L. dryas) hervorgehoben.
Zudem tritt in dem Gebiet regelmäßig der Raubwürger (Lanius excubitor) als Wintergast auf.
Links/Dokumente
Literaturliste (PDF, nicht barrierefrei): 36, 147, 207, 212, 387
verändert nach: Jentzsch, M. und Reichhoff, L. (2013): Handbuch der FFH-Gebiete Sachsen-Anhalts. Hrsg. Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 616 Seiten
Hauptteil (N2000-LVO LSA) (PDF, nicht barrierefrei)
Gebietsbezogene Anlage (N2000-LVO) (PDF, nicht barrierefrei)
Erhaltungs- und Wiederherstellungsmaßnahmen (PDF, nicht barrierefrei)
Den Standarddatenbogen und die Meldekarte finden Sie auf der Internetseite des Landesamtes für Umweltschutz.