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Sumpf-Glanzkraut (Liparis loeselii)

Beschreibung

Das Sumpf-Glanzkraut ist eine kleine Erdorchidee von 6 – 20 cm Höhe. Es hat länglich-lanzettliche, grundständige Blätter, die am Grunde eine Stängelknolle einschließen. Die Blätter und auch die Blüten sind gelbgrün (ROTHMALER et al. 1996).

Biologie, Standorte und Soziologie

Die Pflanze ist ein Geophyt-Hemikryptophyt. Sie ist mehrjährig, die Blütezeit liegt im Juni bis Juli. Meist findet eine Selbstbestäubung statt. Bevorzugte Standorte sind nasse, mesotrophe, kalkhaltige Flach- und Zwischenmoore und Quellsümpfe. Verbände Caricion davallianae (Kalkflachmoorgesellschaften und Verlandungsgesellschaften mesotropher Seen) und Rhynchosporion albae (Schnabelried-Schlenkengesellschaften).

Verbreitung

Arealformel: submeridional-temperat-subozeanischeurosibirisch+O-amerikanisch+(W-amerikanisch). Von S-Wales und S-Fennoskandien nach S bis SW-Frankreich, S-Rumänien u. S-Russland. In Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und dem Alpenvorland kommt die Art zerstreut vor, sonst ist sie sehr selten (HORNUNG 1832, SCHWABE 1838, REICHENBACH 1844, BEICHE 1899, SCHÖNHEIT 1850, REICHARDT 1860, ASCHERSON 1864, HAMPE 1873, SCHNEIDER 1877, MEYERHOLZ 1884, VOCKE & ANGELRODT 1886, ZSCHACKE 1899, HERMANN 1902, ZOBEL 1905, EBERT 1929, KÄSTNER et al. 1988, SCHOLZ & SUKOPP 1965, RAUSCHERT 1970, HUDZIOK 1974, HAEUPLER & SCHÖNFELDER 1989, KALLMEYER & ZIESCHE 1996, ROTHMALER et al. 1996, BENKERT et al. 1998).

Bestandssituation in Sachsen-Anhalt

Ein Großteil der ursprünglich lückig über weite Teile Sachsen-Anhalts verteilten Populationen erlosch bereits vor 1950; von den zu diesem Zeitpunkt verbliebenen sechs Populationen erloschen zusätzliche drei in den Folgejahren. 1998 konnte die Art nur noch mit vier sterilen Individuen im FFH-Gebiet "Kalkflachmoor im Helsunger Bruch" nachgewiesen werden. Diese Population konnte mittlerweile wieder gestärkt werden.
Zusätzlich gelangen zwei Neunachweise: 1999 wurde ein Vorkommen im Tagebaurestloch Golpa IV entdeckt, welches aufgrund des dort drohenden Wasseranstiegs teilweise umgesiedelt wurde. Die zwei erfolgreichen der vier Umsiedlungen befinden sich am Bergwitzsee und in der Zemnicker Moorniederung. 2009 wurde außerdem ein Vorkommen im FFH-Gebiet "Untere Havel und Schollener See" ausfindig gemacht. Insgesamt sind damit aktuell fünf Vorkommen in Sachsen-Anhalt bekannt.

Gefährdung und Schutz

Die wichtigsten Gefährdungsgründe sind infolge von Entwässerung und Aufgabe der Grünlandnutzung eine natürliche Sukzession zur Hochstaudenflur und damit das Verschwinden des Kalkkleinseggenrieds (FFH-Gebiet 0087) bzw. die Überstauung des Standorts bei fehlender Entwässerung nach Einstellung des Pumpbetriebs (Tagebaurestloch). Der natürlichen Sukzession im FFH-Gebiet 0087 wird durch eine jährliche, selektive Mahd der darin befindlichen NSG-Fläche entgegengewirkt. Der Populationssprung 1999 könnte als positives Ergebnis dieser Maßnahmen interpretiert werden. Der Erfolg der Bemühungen wäre wahrscheinlich durch die Mahd einer größeren Fläche (Gesamtfläche des NSG ca. 40 ha) und eine bessere Beräumung mit höherem Technikeinsatz weiter zu verbessern. Für den Fundort im Tagebaurestloch liegt dem Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt mit Datum vom 27.01.2000 ein von HEYDE und REUTER erarbeitetes, ausführlich begründetes Konzept zum Schutz der dort vorkommenden, vom Aussterben bedrohten bzw. gefährdeten Pflanzenarten vor. Danach wird der Wasserstand in diesem Gebiet möglicherweise bereits ab Ende 2000, spätestens aber ab Anfang 2004 um insgesamt ca. 7 m ansteigen und den Standort überfluten. Als Konsequenz sehen die genannten Autoren eine Umsiedlung des Sumpf-Glanzkrautes (sowie weiterer Arten, darunter Bunter Schachtelhalm – Equisetum variegatum; Rote Liste – Gefährdungskategorie 0!) in geeignete benachbarte Standorte. Die vernünftigere Alternative wäre allerdings der Erhalt des natürlichen Standortes.

Rote Liste Deutschland:                    2 – Stark gefährdet (Stand 1996)

Rote Liste Sachsen-Anhalt:               1 – Vom Aussterben bedroht (Stand 2004)

Literatur/Links

Link zur Literaturliste (als PDF, nicht barrierefrei)

entnommen aus:
Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (2001): Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt - Die Tier- und Pflanzenarten nach Anhang II der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 152 S.
KRUMBIEGEL, A., D. FRANK, J. ECKSTEIN, C. HEIN, F. KOMMRAUS & F. MEYSEL (2012): Das Monitoring der Pflanzenarten der Anhänge II und IV der FFH-Richtlinie in Sachsen-Anhalt. In: Mitt. florist. Kart. Sachsen-Anhalt 17, s. 3-24.