Stromgründling (Romanogobio belingi)
Beschreibung
Die Gestalt des Stromgründlings ist der des Gründlings (Gobio gobio) sehr ähnlich. Der Stromgründling besitzt jedoch äußerst helle Schwanz- und Rückenflossen mit nur wenigen, unregelmäßigen Flecken, bis zum hinteren Rand der Augen reichende Barteln und gekielte Schuppenränder zwischen Kopf und Rückenflosse. Der rundliche Kopf, das unterständige, mit zwei Barteln besetzte Maul und die Punktreihe entlang der Seitenlinie sind wiederum Merkmale, die der ca. 13 cm große Kleinfisch mit seinem Verwandten gemein hat.
Biologie und Ökologie
Der Stromgründling ist in der Barben- und Bleiregion anzutreffen (ZUPPKE 2010). Als typischer Bodenfisch besiedelt er den kiesig sandigen bis tonigen Grund, wo er auch seine Nahrung findet, die vornehmlich aus Wirbellosen besteht. Vorzugsweise lebt er nicht im Schwarm, ist in der Dämmerung oder nachts jedoch in größeren Ansammlungen vorzufinden. Der nachtaktive Fisch zieht sich tagsüber zum Ruhen in die tieferen Bereiche und Strömungsrinnen der Flüsse zurück. In der Laichzeit von Mai bis Juli und ab einer Wassertemperatur von 15 °C erfolgt die Eiabgabe ins freie Wasser. Der absinkende und mit der Strömung verdriftende, klebrige Laich bleibt anschließend am Gewässersubstrat haften und zur Ausreife sich selbst überlassen (KAMMERAD & SCHARF 2012).
Verbreitung
Aufgrund der jüngst vorgenommenen Aufspaltung des Weißflossengründlings (Gobio albipinnatus) in mind. drei Unterarten, wie unter anderem dem Stromgründling, sind derzeit genaue Aussagen bezüglich der Verbreitung nicht abschließend zu treffen. Nach KOTTELAT & FREYHOF (2007) ist der Stromgründling in Gewässersystemen beheimatet, welche in die südliche Ost- und Nordsee sowie das nördliche Schwarzem Meer münden (KAMMERAD & SCHARF 2012).
Bestandssituation in Sachsen-Anhalt
In Sachsen-Anhalt ist der Stromgründling im gesamten Elbverlauf und in geringer Zahl in den Unterläufen der Mulde und Saale nachgewiesen.
Gefährdung und Schutz
Aufgrund des derzeitigen Wissensdefizits hinsichtlich der Herkunft des Stromgründlings, respektive einer möglichen Einwanderung dieser Art nach Deutschland, sind Aussagen zur Gefährdung und zum Schutz dieser Art ambivalent zu betrachten (vgl. KAMMERAD & SCHARF 2012).
Die „FFH-Richtlinie“ der Europäischen Union führt Romanogobio belingi noch unter der taxonomischen Bezeichnung Gobio albipinnatus. Da diese Art im Anhang II steht, bedingt sich für den Stromgründling die Ausweisung besonderer Schutzgebiete. Es ist wahrscheinlich, dass diese Art ähnlich anspruchslos wie der Gründling (Gobio gobio) ist, so dass im Wesentlichen seichte Stellen in großen Flüssen für den Erhalt der Art gewährleistet werden müssen (KAMMERAD & SCHARF 2012). Weiter sind intensive Gewässerunterhaltung, Wanderhindernisse und Verschlechterung der Gewässergüte der Art nicht zuträglich.
Rote Liste Deutschland: * ungefährdet (Stand 2009)
Rote Liste Sachsen-Anhalt: D – Datenlage defizitär (Stand 2004)
Literatur/Links
Quellen:
KAMMERAD, B. & SCHARF, J. (2012): Fischarten und Fischgewässer in Sachsen-Anhalt, Teil 1, Die Fischarten. Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt
KOTTELAT,M. & FREYHOF, J. (2007): Handbook of European Freshwater Fishes. Kottelat, Cornal and Freyhof, Berlin, 646 S.
ZUPPKE, U. (2010): Die Fischfauna der Region Lutherstadt Wittenberg einschließlich Krebse und Muscheln. Book on Demand GmbH, Norderstedt, 216 S.