Hartholzauenwälder mit Quercus robur, Ulmus laevis, Ulmus minor, Fraxinus excelsior oder Fraxinus angustifolia - LRT 91F0
Beschreibung
Strukturreiche und gut wüchsige Eschen-Ulmen-Stieleichenwälder im Auenbereich der Elbe, Havel, Mulde, Saale, Bode, Schwarzen Elster, Weißen Elster, Luppe, Unstrut sowie weiterer Flüsse von der planaren bis zur submontanen Stufe. Die periodisch überfluteten Auenwaldbereiche weisen i.d.R. einen höheren Anteil der Ulmenarten (Ulmus spec.) und des Feld-Ahorns (Acer campestre) auf. Allgemein wird die Baumschicht von der Stiel-Eiche (Quercus robur) beherrscht. Die Strauchschicht ist mehr oder minder reich entwickelt.
Standort
Die Standorte stehen unter periodischem oder episodischem Hochwasser- bzw. im eingedeichten Auenbereich unter starkem Stau- und Druckwassereinfluss. Die Böden sind Schwemmböden, meist vom Typ Vega (Brauner Vega) bzw. Vegagley, seltener Gley, Amphigley und Anmoorgley. Die Nährstoffversorgung ist mittel bis hoch. Der Bodenwassereinfluss ist mäßig bis sehr hoch (z. B. bei periodischen Hochwässern). Nach der Forstlichen Standorterkundung werden die Hartholzauenwälder folgenden Standortgruppen zugeordnet:
Ut-, Utt-, Tm- und Tt-Klimastufen mit ÜR11-, ÜR12-, ÜR21-, ÜR22-, ÜK11-, ÜK12-, ÜK21-, ÜK22- sowie WR2- und WK2-Standorten.
Vorkommen
Ein natürlicher Lebensraum, der traditionell forstwirtschaftlich genutzt wird bzw. früher auch als Nieder- und Mittelwald sowie teilweise als Hudewald einer bäuerlichen Nutzung oblag. Ein Teil der Bestände ist allerdings Ergebnis anthropogener Landnutzung, weil seit den Rodungsperioden im Mittelalter vermehrt Auenlehm abgelagert wurden, der gegenüber den nacheiszeitlichen durch Kiese und Schotter geprägten Standorten überhaupt erst die Existenz für den Hartholzauenwald ermöglichte. Auenwälder haben eine große Bedeutung für den Hochwasserschutz. Sie sind direkt von der natürlichen Überflutungsdynamik des Flusses abhängig. Die Auenwälder sind geschützte Biotope nach § 30 Abs. 2 BNatSchG i.V.m. § 22 Abs. 1 NatSchG LSA. Eine Veränderung der durchschnittlichen jährlichen Wasserschwankungen sowie eine dauerhafte Anhebung oder Absenkung des Grundwasserspiegels und Eingriffe, die eine Veränderung des natürlichen Überflutungsregimes bewirken, sind bestandsgefährdend.
Pflege/Schutz
Es besteht ein Verschlechterungsverbot für diesen Lebensraumtypen. Der im Artikel 1 der FFH-Richtlinie definierte Begriff „Erhaltungszustand eines natürlichen Lebensraumes“ umfasst alle Faktoren, die sich langfristig auf seine natürliche Verbreitung, Struktur und Funktionen sowie das Überleben seiner charakteristischen Arten auswirken können.
Charakteristische Pflanzenarten
Gefäßpflanzen:
- Feld-Ahorn (Acer campestre)
- Spitz-Ahorn (Acer platanoides)
- Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus)
- Giersch (Aegopodium podagraria)
- Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata)
- Gefleckter Aronstab (Arum maculatum)
- Gemeiner Frauenfarn (Athyrium filix-femina)
- Wald-Zwenke (Brachypodium sylvaticum)
- Sumpf-Segge (Carex acutiformis)
- Zittergras-Segge (Carex brizoides)
- Hainbuche (Carpinus betulus)
- Großes Hexenkraut (Circaea lutetiana)
- Gemeine Waldrebe (Clematis vitalba)
- Blutroter Hartriegel (Cornus sanguinea)
- Hohler Lerchensporn (Corydalis cava)
- Zweigriffliger Weißdorn (Crataegus laevigata)
- Eingriffliger Weißdorn (Crataegus monogyna)
- Rasen-Schmiele (Deschampsia cespitosa)
- Violetter Sitter (Epipactis purpurata)
- Europäisches Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus)
- Riesen-Schwingel (Festuca gigantea)
- Großes Mädesüß (Filipendula ulmaria)
- Gemeine Esche (Fraxinus excelsior)
- Rot-Esche (Fraxinus pennsylvanica, forstlich eingebracht)
- Wald-Goldstern (Gagea lutea)
- Bunter Hohlzahn (Galeopsis speciosa)
- Kletten-Labkraut (Galium aparine)
- Ruprechtskraut (Geranium robertianum)
- Echte Nelkenwurz (Geum urbanum)
- Gundermann (Glechoma hederacea)
Moose:
- Cirriphyllum piliferum
- Eurhynchium swartzii
- Eurhynchium praelongum
- Eurhynchium striatum
- Fissidens exilis
- Fissidens taxifolius
- Leskea polycarpa
- Plagiothecium latebricola
Epiphyten:
- Anomodon attenuatus
- Bryum flaccidum
- Homalia trichomanoides
- Platygyrium repens
- Orthotrichum spec.
- Hopfen (Humulus lupulus)
- Echtes Springkraut (Impatiens noli-tangere)
- Kleines Springkraut (Impatiens parviflora)
- Wasser-Schwertlilie (Iris pseudacorus)
- Gefleckte Taubnessel (Lamium maculatum)
- Gemeiner Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris)
- Wild-Apfel (Malus sylvestris)
- Rohr-Glanzgras (Phalaris arundinacea)
- Hain-Rispengras (Poa nemoralis)
- Vielblütige Weißwurz (Polygonatum multiflorum)
- Schwarz-Pappel (Populus nigra)
- Gewöhnliche Traubenkirsche (Prunus padus)
- Echtes Lungenkraut (Pulmonaria officinalis)
- Wild-Birne (Pyrus pyraster)
- Stiel-Eiche (Quercus robur)
- Scharbockskraut (Ranunculus ficaria)
- Kratzbeere (Rubus caesius)
- Blut-Ampfer (Rumex sanguineus)
- Schwarzer Holunder (Sambucus nigra)
- Wald-Ziest (Stachys sylvatica)
- Wasserdarm (Stellaria aquatica)
- Echte Sternmiere (Stellaria holostea)
- Gemeiner Beinwell (Symphytum officinale)
- Winter-Linde (Tilia cordata)
- Flatter-Ulme (Ulmus laevis)
- Feld-Ulme (Ulmus minor)
- Große Brennnessel (Urtica dioica)
- März-Veilchen (Viola odorata)
- Hain-Veilchen (Viola riviniana)
Flechten:
- Chaenotheca ferruginea
- Cladonia coniocraea
- Cladonia digitata
- Dimerella pineti
- Hypocenomyce scalaris
- Hypogymnia physodes
- Lecanora conizaeoides
- Parmelia sulcata
- Parmeliopsis ambigua
Literatur/Links
Link zur Literaturliste: (PDF, nicht barrierefrei)
80, 88, 89, 98, 128, 132a, 144, 147a, 148, 149, 179, 180, 182, 183, 185, 187, 207, 209, 233, 265, 266, 267, 272, 273, 287, 289, 289a, 299, 323
entnommen aus:
Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (2002): Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt - Die Lebensraumtypen nach Anhang I der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 368 S.