Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis)
Beschreibung
Der Schlammpeitzger gehört zur Familie der Cobitidae (Schmerlen). Er wird maximal 30 cm lang und besitzt einen aalartig langgestreckten, vorn fast drehrunden, hinten seitlich abgeflachten Körper. Seine Haut ist stark schleimig (STEINBACH 1984, MUUS & DAHLSTRÖM 1993). Am Maul trägt er 10 Barteln. Seine Seitenlinie ist nur rudimentär vorhanden (MÜLLER 1983). Artcharakteristisch ist die längsgestreifte, gelb-braune Färbung an den Seiten. Der Bauch ist orange und der Rücken dunkel gefärbt.
Biologie und Ökologie
Als stationärer, dämmerungs- und nachtaktiver Bodenfisch bevorzugt der Schlammpeitzger stehende oder langsam fließende Gewässer mit schlammigem, weichen Grund und Pflanzenwuchs (STERBA 1959). Bei Sauerstoffmangel steigt er an die Wasseroberfläche, um Luft zu schlucken (akzessorische Darmatmung). Im Winter und beim Austrocknen seines Wohngewässers gräbt er sich bis zu 0,5 m tief in den Schlamm ein und verfällt in eine Art Dauerschlaf (MUUS & DAHLSTRÖM 1993). In diesem Zustand sind alle lebenswichtigen Funktionen auf ein Minimum verringert und er kann so bis zu einem Jahr ausharren. Als dämmerungs- und nachtaktiver Bodenfisch geht der Schlammpeitzger bei Dunkelheit auf Nahrungssuche. Als Beutetiere dienen ihm kleine Bodentiere wie Insektenlarven, kleine Schnecken und Muscheln. Die Laichzeit liegt zwischen April und Juni. Das Weibchen legt bräunliche, etwa 1,5 mm große Eier an Wasserpflanzen ab. Nach einer Brutzeit von 8 – 10 Tagen schlüpfen die mit fadenförmigen äußeren Kiemen versehenen Jungtiere (GEBHARDT & NESS 1997).
Verbreitung
Der Schlammpeitzger kommt in Mittel- und Westeuropa vor. Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Nordwest-Frankreich bis in den Osten zum Wolgabecken (LELEK 1987). Auch in Großbritannien, Skandinavien, Italien, Südfrankreich und Griechenland ist die Art zu finden. Sie fehlt im Krimgebiet und im Kaukasus (GEBHARDT & NESS 1997). Im gesamten Gebiet der Bundesrepublik Deutschland ist die Art vertreten.
Bestandssituation in Sachsen-Anhalt
Im Gebiet der Mittelelbe, Havel und Mulde ist der Schlammpeitzger in verschiedenen Altarmen und Altwasserketten, aber auch in zeitweilig austrocknenden Flutrinnen dieser drei Flüsse anzutreffen. Durch seine versteckte Lebensweise und die schwierige Nachweisbarkeit sind die aktuellen Vorkommen nur als eine unvollständige Erfassung anzusehen. Außerhalb des Elbetals liegen nur sporadische Funde, so z.B. aus dem Drömling, vor.
Gefährdung und Schutz
Durch Entwässerungs- und Meliorationsmaßnahmen wurden viele Wohngewässer des Schlammpeitzgers in landwirtschaftlich intensiv genutzte Flächen einbezogen. Dies führte zu einer stark rückläufigen Bestandsentwicklung. Auch die Schädigung und Zerstörung der Gewässerlebensräume durch Ausbau- und Unterhaltungsmaßnahmen der Wasserwirtschaft (v.a. Grundräumungen und Entkrautungen) trugen maßgeblich zum Schwinden der Bestände bei. Die Art kann nur geschützt werden, wenn die herkömmliche Gewässerunterhaltung geändert und zeitlich und räumlich versetzt durchgeführt wird, damit jeweils Rückzugsgebiete verbleiben. Zusätzlich ist der Schlammpeitzger in Sachsen-Anhalt durch ein ganzjähriges Fangverbot gesetzlich geschützt.
Rote Liste Deutschland: 2 – Stark gefährdet (Stand 2009)
Rote Liste Sachsen-Anhalt: 2 – Stark gefährdet (Stand 2004)
Literatur/Links
Link zur Literaturliste (als PDF, nicht barrierefrei)
entnommen aus:
Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (2001): Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt - Die Tier- und Pflanzenarten nach Anhang II der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 152 S.