Oligo- bis mesotrophe stehende Gewässer mit Vegetation der Littorelletea uniflorae und/oder der Isoёto-Nanojuncetea - LRT 3130
Beschreibung
Der Lebensraumtyp 3130 umfasst nährstoff- und basenarme Seen, Weiher, Sölle, Altwasser und Teiche, deren Ufer auch periodisch trockenfallen können. Dem Lebensraumtyp sind Gewässer zuzuordnen, die entweder niedrigwüchsige, amphibische oder submerse Strandlingsgesellschaften (Littorelletea) im Litoral oder – bei spätsommerlichem Trockenfallen – einjährige, sehr niedrige und kurzlebige Zwergbinsen-Gesellschaften (Isoëto-Nanojuncetea) aufweisen. Beide Vegetationseinheiten können sowohl in enger räumlicher Nachbarschaft als auch isoliert auftreten. Littorelletea: Die vegetationskundliche Klasse der Strandlings-Gesellschaften umfasst die amphibische oder submerse Pioniervegetation der Uferzone nährstoffarmer stehender Gewässer (sandige Klarwasserseen oder Heide- und Moorgewässer). Regelmäßig kommen mehrjährige Pflanzenarten mit wurzelnden Ausläufern vor. Die Arten sind dadurch gut an jährliche Wasserstandsschwankungen angepasst. Isoëto-Nanojuncetea: Zur Klasse der Zwergbinsengesellschaften wird sehr niedrige, kurzlebige Pioniervegetation auf offenen, feuchten bis nassen Standorten gezählt. Häufig haben die Bestände eine geringe Flächenausdehnung. Oft werden anthropogene Standorte besiedelt. Die Hauptentwicklung der Vegetation ist im Spätsommer und Herbst. Wenn in diesem Zeitraum keine erneuten Überschwemmungen auftreten kommt es zu reichlicher Samenbildung und die meist annuellen Arten sterben ab. Die Samen bleiben im Boden oft viele Jahre keimfähig. Zum LRT gehören ausschließlich Bestände an oligo- bis mesotrophen Gewässern. Oft bilden sich in den Ufer- und Flachwasserbereichen Vegetationskomplexe (z.B. mit fortgeschrittenen Verlandungsstadien, Schwimmblattzonen, Zwischenmooren).
Standort
Wuchsorte sind amphibische, vollständig besonnte Standorte (Flachgewässer oder Flachufer von Gewässern), die im Spätsommer trockenfallen können. Der Bodentyp ist Rohboden, Dy, Gyttja, das Substrat sandig, kiesig, schlammig oder torfig. Kennzeichnend für diese Standorte ist ihre geringe bis mittlere Primärproduktion aufgrund nährstoffarmer bis mäßig nährstoffreicher Verhältnisse (oligo- bis mesotroph). Nährstoffe, besonders Stickstoff, werden in der Überschwemmungsphase festgelegt und in der Austrocknungsphase unter Sauerstoffzutritt freigesetzt. Die Standorte der Littorelletea und Isoeto-Nanojuncetea sind ständig bis temporär wasserbedeckt (jahreszeitliche Wasserspiegelschwankungen, Wechsel von littoraler, limoser und terrestrischer Phase) und meist nur schwach sauer.
Vorkommen
Der Lebensraumtyp umfasst nährstoffarme, kalkarme, basenarme Seen, Weiher, Altwasser und Teiche. Natürliche nährstoffarme Gewässer sind Biotope, welche ohne den menschlichen Kultureinfluss existieren. In Sachsen-Anhalt gibt es nur wenige natürliche Seen von denen die meisten eutroph sind: Altwässer überwiegend Fluss begleitend (durch Altarmabschnürung, durch Mäandersprung, teilweise temporär durchströmt, künstlich durch Flussbegradigung), periodisch austrocknende Auengewässer, Anlage von Fischteichen, als Restseen nach Bergbau (Sand- und Kiesabbau sowie Abbau von Braunkohle im Tagebau) und Erdfälle und Senkungen nach Bergbau unter Tage oder Salzauslaugung. Als Standorte kommen auch in Frage: ehemalige Teiche (dauerbespannte Teiche ohne Bewirtschaftung) sowie Fisch-, Floß- und Bergbauteiche.
Pflege/Schutz
Zur Erhaltung natürlicher oligotropher bis mesotropher stehender Gewässer bedarf es i.d.R. keiner Pflege. Allerdings sind diese Gewässer durch Eutrophierung stark gefährdet und bedürfen gezielter Schutzmaßnahmen: Verhinderung von Eutrophierung und Melioration sowie Uferverbau und -befestigung, Verhinderung von Grundwasserabsenkung, Freizeitnutzung, fischereilicher Nutzung und Verfüllung (besonders bei kleinen Gewässern). Dystrophe Standorte werden vor allem durch instabile Wasserführung, z.B. Absenkung des Grundwasserspiegels und durch allochthone Nährstoffeinträge beeinflusst. Bei nährstoffarmen Gewässern ist die Einrichtung von Pufferzonen entlang angrenzender landwirtschaftlicher Nutzflächen und eventuell vorsichtige Entschlammung wichtig, wobei Regenerationsinseln bestehen bleiben sollten.
Ausgewählte lebensraumtypkennzeichnende (wertgebende) Arten
Gefäßpflanzen:
- Untergetauchter Scheiberich (Apium inundatum)
- Knorpelmiere (Illecebrum verticillatum)
- Schuppensimse (Isolepis setacea)
- Sand-Binse (Juncus tenageia)
- Liegendes Büchsenkraut (Lindernia procumbens)
- Pillenfarn (Pilularia globulifera)
- Knöterich-Laichkraut (Potamogeton polygonifolius)
- Schlamm-Ehrenpreis (Veronica anagalloides)
Literatur/Links
entnommen aus:
REIßMANN, K. & FRANK, D. (Stand 2015): 3130 Oligo- bis mesotrophe stehende Gewässer mit Vegetation der Littorelletea uniflorae und/oder der Isoëto-Nanojuncetea. http://www.lau.sachsen-anhalt.de/naturschutz/natura-2000/arten-und-lebensraumtypen/lrt-anhang-i-ffh-rl/ (Zugriff 084.11.2015).