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Feldflur bei Kusey

Größe [ha]: 4.909
Codierung: SPA0024
Landkreise und kreisfreie Städte:  Altmarkkreis Salzwedel
Verwaltungseinheiten: Einheitsgemeinde Stadt Klötze; Einheitsgemeinde Hansestadt Gardelegen

Gebietsbeschreibung

Das EU SPA „Feldflur bei Kusey" liegt im Nordwesten Sachsen-Anhalts nördlich des EU SPA „Vogelschutzgebiet Drömling", an das es teilweise direkt angrenzt. Im Norden wird das Gebiet durch die Orte Kusey und Quarnebeck und durch den Klötzer Forst begrenzt. Östlich liegt der Zichtauer Forst. Die beiden Dörfer Trippigleben und Wenze befinden sich innerhalb des EU SPA, sind aber nicht Bestandteil des Vogelschutzgebietes.

Das EU SPA wurde 2003 mit Kabinettsbeschluss in der heutigen Größe als Vogelschutzgebiet gemeldet. Es gehört größtenteils zum Naturpark „Drömling" und ist überwiegend auch in den Landschaftsschutzgebieten „Drömling" bzw. „Zichtauer Berge und Klötzer Forst" enthalten. Im EU SPA befinden sich das FFH-Gebiet „Jeggauer Moor" sowie die nördlichen Ausläufer des FFH-Gebietes „Grabensystem Drömling". Die direkte Nachbarschaft zum EU SPA „Drömling" ermöglicht einen räumlichen und funktionalen Austausch zwischen beiden Gebieten.

Naturräumlich betrachtet entfällt der größte Flächenanteil des EU SPA hinsichtlich der Landschaftseinheiten auf die Altmarkheiden, insbesondere auf die Klötzer Heide in der naturräumlichen Haupteinheit Wendland und Altmark. Der Südwesten des Gebietes gehört (im Weser-Aller-Tiefland) zum Drömling. Große Reliefunterschiede sind in der pleistozän geprägten Feldflur nicht vorhanden, im Mittel werden Höhen um 60 m über NN erreicht. Im Nordosten erreicht die Endmoränenlandschaft des Zichtauer Forstes Höhen von 80 bis 100 m über NN. Die Niederungen sind saale- und weichselkaltzeitlich geformt. Die Urstromtal- und Niederterrassenlandschaft des Naturraumes Drömling wird hauptsächlich von sandigen Böden mit Gley-Braunerden oder Podsol-Gley-Braunerden geprägt. In Senken können Humusgleye oder Moorböden bestehen. Im EU SPA ist hier zum Beispiel das Jeggauer Moor zu nennen.

Der Flötgraben und das zu Meliorationszwecken angelegte weitläufige Grabensystem bestimmen zwischen Röwitz, Wenze und Jeggau das Landschaftsbild. Heute werden laut Standarddatenbogen etwa 70 % der Fläche des EU SPA ackerbaulich genutzt. Im Umfeld des Jeggauer Moores und zwischen Trippigleben, Röwitz und Wenze finden sich in den Niederungen des Flötgrabens und feuchten Senken ausgedehnte Grünlandkomplexe, die zum großen Teil wasserstandsreguliert sind. Die großen, weitläufigen Wiesenflächen sind relativ strukturarm und nehmen etwa 17 % der Fläche des Vogelschutzgebietes ein. Die gut zu bewirtschaftenden Flächen stellen aufgrund des schnellen Wasserabflusses im Frühjahr für viele ursprünglich vorkommende Tier- und Pflanzenarten nur noch einen pessimalen Lebensraum dar (SCHÄFER 2007).

Entlang der Gräben und an Wegen zwischen landwirtschaftlichen Nutzflächen sind als Strukturelemente Hecken und kleinere Gehölzreihen zu finden. Bei den Gehölzen entlang der Gräben handelt es sich überwiegend um Weiden- und Erlenbestände sowie um Pappelreihen, die das Landschaftsbild gliedern und den typischen und unverwechselbaren Charakter des Drömlings prägen (SCHÄFER 2007). Größere Gehölze oder kleinere Wäldchen sind kaum vorhanden. Lediglich nördlich von Peckfitz sowie nordwestlich von Jeggau sind größere Waldflächen zu finden, die zu großen Teilen aus Kiefernforst bestehen. Zwischen den Dörfern Röwitz, Köckte und Wenze befinden sich einzelne Gehölzkomplexe unterschiedlicher Größe. Feldwege, für Landwirtschaftsverkehr ausgebaute Verbindungsstraßen und zwei Landesstraßen durchziehen das Gebiet. Bebaute Bereiche beschränken sich innerhalb des EU SPA auf einige wenige Gehöfte und Landwirtschaftsflächen.

Das Jeggauer Moor stellt eine Besonderheit im EU SPA dar. Das Niedermoor ist durch die typischen Moorgesellschaften mit Torfmoos, Wollgras und Pfeifengras gekennzeichnet. In den offenen Gräben finden sich Arten der Wasser- und Ufergesellschaften, z. B. Froschbiss, Wasserhahnenfuß oder Wasserknöterich. Als inmitten landwirtschaftlich genutzter Flächen gelegenes Refugium hat das Jeggauer Moor für viele seltene Tier- und Pflanzenarten eine besondere Bedeutung. Als Sonderstandorte innerhalb des Gebietes sind zwei aufgelassene Kiessandabbaustellen zu erwähnen (SCHÄFER 2007). Eine größere Wasserfläche befindet sich in einem aufgelassenen Kiessandabbau nordwestlich von Peckfitz. Hier haben sich teilweise Ufer- und Verlandungsgesellschaften etabliert. An einem weiteren aufgelassenen Kiessandabbau haben sich auf den sandigen Böden Magerrasen und Kiefernsukzessionswald entwickelt.

Bedeutung als Vogelschutzgebiet

Eine besondere Bedeutung hat das EU SPA Feldflur bei Kusey als Brutgebiet für Vögel der halboffenen Kulturlandschaft (Feldflur), insbesondere für den Ortolan.

Brutvögel

Besonders bemerkenswert ist das Vorkommen des Ortolans mit 110 Revieren, so dass dieser als Charakterart des EU-Vogelschutzgebietes angesehen werden kann. Das EU SPA ist eines der fünf wichtigsten Brutgebiete des Ortolans in Sachsen-Anhalt. Die Art bevorzugt Übergangsstrukturen zwischen Ackerland bzw. Grünland und Gehölzbeständen (SCHÄFER 2007) und kommt auf strukturreichen Flächen mit einer Dichte von bis zu 5 Rev./km² vor. Sie fehlt lediglich in ausgeräumten Ackerbereichen und großen Grünlandkomplexen. Die durch Hecken und Gebüsche strukturierten Bereiche des EU SPA werden auch vom Neuntöter besiedelt. Während der Neuntöter in den von Gräben und Hecken durchzogenen Grünlandbereichen teils fehlt, finden sich dort bevorzugt Reviere der Sperbergrasmücke. Die Heidelerche kommt in Ackerrandbereichen und an Brachflächen vor (SCHÄFER 2007). Sie ist vor allem in den Randzonen des EU SPA verbreitet, im zentralen Teil um Trippigleben und Richtung Wenze jedoch kaum anzutreffen. Auch die Grauammer fehlt weitgehend in den zentralen Ackerbereichen des EU SPA. Weitere im Gebiet vertretene typische Arten der halboffenen Feldflur sind Raubwürger und Wachtel.

In Sachsen-Anhalt brüten jährlich ca. 30-45 Paare der Wiesenweihe (Fischer & DORNBUSCH 2011). In den Randbereichen des EU SPA gab es Brutnachweise bei Röwitz (2 BP 2004, HOLZÄPFEL 2005c) bzw. südlich von Kusey (2 BP 2005, R. Fonger in SCHÄFER 2007). Im Rahmen der Erstinventarisierung erfolgten Brutzeitbeobachtungen der Art im nördlichen und östlichen Teil des EU SPA. Aufgrund der Habitatausstattung des Vogelschutzgebietes ist auch bei Bruten in der Umgebung davon auszugehen, dass Flächen innerhalb des EU SPA regelmäßig zur Nahrungssuche genutzt werden (SCHÄFER 2007). Ebenfalls im EU SPA brütet der Rotmilan. Von der Rohrweihe und vom Schwarzmilan liegen Brutzeitbeobachtungen von wohl außerhalb der Gebietsgrenzen brütenden Vögeln vor (SCHÄFER 2007). Die Reviere des Schwarzspechts verteilen sich auf verschiedene Gehölze innerhalb des Vogelschutzgebietes, umfassen teils aber auch außerhalb liegende Gehölzbestände. Der Mittelspecht wurde nur im Jeggauer Moor festgestellt.

Weiterhin ist auf die erfassten Kiebitz-Brutvorkommen hinzuweisen, die sich im Gebiet überwiegend auf Ackerflächen befanden und mindestens teilweise auch erfolgreiche Bruten hervorbrachten. Insgesamt ist die Situation für Wiesenbrüter im Gebiet aber sehr ungünstig, da die stark meliorierten Flächen im Frühjahr schnell abtrocknen, so dass maschinelle Arbeitsgänge wie Schleppen und Walzen möglich sind, und auch die erste Mahd bzw. der Viehbesatz sehr zeitig im Jahr stattfinden können.

Rastvögel

Für Rastvögel besitzt das Gebiet vor allem eine Bedeutung als Nahrungsraum. Die großen Schläge in der Flötgrabenniederung werden tagsüber regelmäßig von Kiebitzen, Kranichen, Saat- und Blässgänsen aufgesucht, die auf den großen Flachgewässern im benachbarten EU SPA Vogelschutzgebiet Drömling übernachten. Die höchsten Rastbestände wurden beim Kranich mit 2.000 Individuen und beim Kiebitz mit 1.800 Individuen festgestellt. Laut Standarddatenbogen treten zudem Saat- und Blässgans mit 1.001 bis 10.000 Individuen auf. Neben dem Kiebitz finden sich zur Zugzeit auch weitere Limikolenarten ein. So konnten z. B. Goldregenpfeifer und Flussregenpfeifer nachgewiesen werden und im Standarddatenbogen sind Bruchwasserläufer und Kampfläufer genannt.

Links/Dokumente

Literaturliste (PDF, nicht barrierefrei)
verändert nach:
MAMMEN, K. & U.; DORNBUSCH, G.; FISCHER, S. (2013): Die Europäischen Vogelschutzgebiete des Landes Sachsen-Anhalt, Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Heft 10/2013.

Erhaltungs- und Wiederherstellungsmaßnahmen (PDF, nicht barrierefrei)

Den Standarddatenbogen und die Meldekarte finden Sie auf der Internetseite des Landesamtes für Umweltschutz.

Das Natura 2000-Gebiet ist durch das Landschaftsschutzgebiet "Drömling" bereits rechtlich gesichert.

Verordnung des Landesverwaltungsamtes Sachsen-Anhalt über das Landschaftsschutzgebiet "Drömling" (Amtsblatt Nr. 13 vom 18. Mai 2016) (PDF, nicht barrierefrei)